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Freitag, 5. Februar 2016

Anlagen Gold wird teurer – der Dollar verliert gegenüber dem Euro Nach langer Schwächephase steigt der Goldpreis wieder. Das erfreut die Anleger. Als wichtigen Grund nennen Analysten die „Auspreisung“ einer Zinserhöhung in Amerika. Was bedeutet das?

AnlagenGold wird teurer – der Dollar verliert gegenüber dem Euro

Nach langer Schwächephase steigt der Goldpreis wieder. Das erfreut die Anleger. Als wichtigen Grund nennen Analysten die „Auspreisung“ einer Zinserhöhung in Amerika. Was bedeutet das?
© DPAProfitabel: Der Goldpreis hat in den vergangenen Wochen um Acht Prozent zugelegt.
Für Anleger, die in Gold investiert haben, sind die ersten Wochen dieses Jahres eine erfreuliche Zeit gewesen. Nach einer langen Phase des Niedergangs des Goldpreises hat er zuletzt deutlich zugelegt. „Gold war in diesem Jahr bislang der Rohstoff mit der besten Performance, gefolgt von Silber“, sagt Giovanni Staunovo, Rohstoff-Fachmann der Schweizer GroßbankUBS. Der Goldpreis habe in den ersten Wochen dieses Jahres um rund acht Prozent zugelegt, der Silberpreis um 6,5 Prozent. Am Donnerstag kostete eine Feinunze (31,1 Gramm) Gold rund 1155 Dollar, was abermals ein leichtes Plus von rund einem Prozent gegenüber dem Vortageswert bedeutete.
Allerdings konnten Anleger in Deutschland vom Wertzuwachs bislang weniger profitieren, weil im Gegenzug der Wechselkurs des Euros gegenüber dem Dollar deutlich zugelegt hat und der Goldpreis in Euro damit weniger stark gestiegen ist. Der Preis von Gold in Euro hat seit Jahresbeginn um 5,44 Prozent zugelegt.
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Zinserhöhung belastet Dollarkurs

Noch im vergangenen Jahr war es genau umgekehrt gewesen. Damals war der Goldpreis in Dollar innerhalb von zwölf Monaten um rund 10 Prozent zurückgegangen; für die Anleger in Euro aber hatte ein Anstieg des Wechselkurses des Dollars gegenüber dem Euro diesen Wertverlust nahezu vollständig ausgeglichen. Für sie blieb lediglich ein Jahresverlust von etwa einem Viertelprozent.
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Was trägt nun zu dem Umschwung beim Goldpreis bei, der in den vergangenen Wochen zu beobachten ist? UBS-Rohstoffanalyst Staunovo nennt als wichtigen Faktor die Wechselkursentwicklung des Dollars. Der schwächere Dollar wiederum sei das Ergebnis von schwächeren amerikanischen Wirtschaftsdaten, beispielsweise des ISM Einkaufsmanagerindex – er sei aber auch eine Folge davon, dass eine Zinserhöhung in Amerika „ausgepreist“ werde. „Auspreisung einer Zinserhöhung“ – was ist damit gemeint? Noch Ende vorigen Jahres hatten die meisten Bankvolkswirte und Analysten mit bis zu vier Zinsschritten der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) in diesem Jahr gerechnet und damit mit einer spürbaren Erhöhung des Zinsniveaus. Inzwischen gibt es Sorgen um die Weltwirtschaft und die amerikanische Wirtschaft, das scheint auch die Fed nicht unbeeindruckt zu lassen. Staunovo spricht davon, die nächste vollständige Zinserhöhung werde aktuell erst für das Jahr 2017 erwartet. „Diese Faktoren führten zu neuen Zuflüssen in Gold-ETFs und dem Aufbau von Gold-Futures-Positionen durch spekulative Anleger“, sagt er.

Degussa erwartet maßvollen Anstieg des Goldpreises

Während die Fed weniger schnell zu einer restriktiveren Geldpolitik übergehen könnte als bislang erwartet, gibt es in Europa im Gegenzug Zeichen, dass dieEuropäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik doch vielleicht weniger schnell weiter lockern könnte als geglaubt. EZB-Direktor Yves Mersch jedenfalls warnte im Interview mit dem „Wall Street Journal“ davor, allzu fest mit einer weiteren aggressiven Lockerung der Geldpolitik bereits auf der nächsten EZB-Sitzung im März zu rechnen. Es gebe darüber noch keine Entscheidung, alle Optionen lägen auf dem Tisch. Wenn aber die Geldpolitik in Amerika weniger fest ausfällt als erwartet und die Geldpolitik in Europa etwas weniger locker, dann könnte das erklären, warum der Euro gegenüber dem Dollar stärker wird. Diese Entwicklung ist allerdings auch gegenüber anderen Währungen zu beobachten.
Infografik / Gold© F.A.Z.Vergrößern
Auch Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, nennt die Haltung der Fed als einen wichtigen Grund für den Anstieg des Goldpreises – erwähnt aber auch noch einen zweiten: die allgemeine Unsicherheit an den Märkten. Öl, Rohstoffe, Aktien – überall seien im Moment Schwankungen und Unsicherheit zu beobachten. Das sei erfahrungsgemäß immer gut für das Gold. Daraus leitet Weinberg auch ab, wie er sich die weitere Entwicklung des Goldpreises in diesem Jahr vorstellt. „Wenn die Märkte sich wieder stabilisieren sollten, kann es durchaus eine Gegenbewegung beim Goldpreis geben.“ Gleichwohl glaube er unter dem Strich, dass Gold zum Jahresende teurer sein werde als jetzt: „Der Goldpreis dürfte seinen Boden im vierten Quartal des Jahres 2015 gefunden haben.“ Auch die Degussa Goldhandel GmbH, die in der Regel sehr optimistisch für den Goldpreis ist, geht in ihrer Prognose von einem „moderaten Anstieg“ bis zum Jahresende aus. Durchschnittlich werde sich der Preis um 1145 Dollar bewegen, man könne aber auch Preise von bis zu 1300 Dollar sehen.

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