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Sonntag, 7. Februar 2016

Drohende Überschuldung Finanzaufsicht schließt Maple Bank in Deutschland Die Partnerbank von Porsche ist stark überschuldet. Zudem laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Jetzt reagiert die Bafin.

Drohende ÜberschuldungFinanzaufsicht schließt Maple Bank in Deutschland

Die Partnerbank von Porsche ist stark überschuldet. Zudem laufen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung. Jetzt reagiert die Bafin.
© DPABafin-Präsident Felix Hufeld
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat die Maple Bank in Frankfurt geschlossen. Das teilte die Behörde am Sonntag mit.Demnach droht dem Institut die Überschuldung, weil es in seiner Bilanz eine Steuerrückstellung bilden musste. Es darf nun keine Zahlungen mehr leisten und auch kein Geld von seinen Kunden entgegen nehmen, sofern diese damit nicht Schulden gegenüber der Bank selbst begleichen. Gegen das Zahlungs- und Veräußerungsverbot sowie das Moratorium kann sie zwar Rechtsmittel einlegen. Dennoch sind die Anordnungen sofort gültig.
Die Maple Bank wäre selbst in Fachkreisen kaum bekannt, wenn sie nicht eine bedeutsame Rolle in einem der spektakulärsten Übernahmekämpfe der deutschen Wirtschaftsgeschichte gespielt hätte – dem letztlich gescheiterten Versuch des Sportwagenbauers Porsche, im Jahr 2008 seinen sehr viel größeren Konkurrenten Volkswagen zu schlucken. Als Hausbank des damaligen Porsche-Chefs Wendelin Wiedeking und seines FinanzvorstandsHolger Härter wickelte sie die komplizierten Finanztransaktionen ab, mit denen sich das Stuttgarter Konzern an die Mehrheit beim Wolfsburger Konzern heranpirschte. Die Staatsanwaltschaft hält das für eine kriminelle Marktmanipulation: Seit vergangenen Oktober sitzen Wiedeking und Härter deshalb im Stuttgarter Landgericht auf der Anklagebank. Der Vorsitzende Richter hat allerdings deutlich gemacht, dass er die Unschuldsbeteuerungen der Ex-Manager durch die Beweisaufnahme nicht erschüttert sieht.

Verdacht auf Steuerhinterziehung in Millionenhöhe

Hinzu kommt, dass die Anklagevertreter ihre Argumentation mittlerweile ins völlige Gegenteil verkehrt haben. Nunmehr meinen sie nämlich, Porsche habe durch angeblich falsche Pressemitteilungen nicht die eigene Liquidität schützen, sondern seinen Partner Maple vor Schwierigkeiten bewahren wollen – was seit dem Einschreiten der Bankenaufsicht an diesem Wochenende immerhin einen pikanten Beigeschmack hat. In der Hauptverhandlung wurde auch Wolfgang Schuck, der damalige Europa-Vorstand des Kreditinstituts vernommen, ohne allerdings mit Neuigkeiten aufwarten zu können.
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Noch aus einem weiteren Grund geriet das Geldhaus in die Schlagzeilen: Staatsanwälte und Steuerfahnder suchten im vergangenen September bei einer bundesweiten Razzia in 30 Wohnungen und Geschäftsräumen nach Beweisen dafür, dass elf jetzige und frühere Manager und Mitarbeiter von Maple für illegale Aktiengeschäfte rund um den Dividendenstichtag verantwortlich sein sollen. Mit diesen Cum-Ex-Transaktionen (auch Dividendenstripping genannt) sollen sie Milliarden bewegt haben. Der deutsche Fiskus soll um einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag geschädigt worden sein; einen Teil der Gewinne sollen sich einzelne Banker sogar in die eigene Tasche gesteckt und dabei Geld gewaschen haben. Der Vorgang könnte der Grund für die jetzt fällig gewordene Steuerrückstellung sein.
Die Maple Bank habe keine „systemische Relevanz“ und stelle daher keine Bedrohung für die Finanzstabilität dar, beteuert die Bafin. Sie verstehe sich als „Nischenanbieter im Investmentbanking mit Fokus auf Einzelstrategien“ und sei auf den Wertpapier- und Derivatemärkten in West- und Nordeuropa sowie in Nordamerika aktiv; Privatkunden habe sie kaum. Der doppelstöckige Konzern aus GmbH und Europäischer Aktiengesellschaft (SE) – beide mit Sitz im Frankfurter Nobelstadtteil Westend – hat eine Bilanzsumme von rund fünf Milliarden Euro und Verbindlichkeiten von circa 2,6 Milliarden. Er gehört der Maple Financial Group Inc. in Kanada. Nach Angaben der Bafin ist Maple sowohl Mitglied der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) wie auch des Einlagensicherungsfonds des Bankenverbands. Damit sei das Geld der Kunden auch über die gesetzliche Grenze von jeweils 100.000 Euro hinaus gesichert.

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