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Samstag, 13. Februar 2016

Insolvenz von German Pellets Der Ruf der Mittelstandsanleihen ist völlig ruiniert Die Insolvenz von German Pellets ist ein Fiasko. Der Ruf des Marktes hat sich kontinuierlich verschlechtert. Anleger sind nun auch bei Mittelstandsanleihen hochgradig nervös.

Insolvenz von German PelletsDer Ruf der Mittelstandsanleihen ist völlig ruiniert

Die Insolvenz von German Pellets ist ein Fiasko. Der Ruf des Marktes hat sich kontinuierlich verschlechtert. Anleger sind nun auch bei Mittelstandsanleihen hochgradig nervös.
© DPADas „Lehmann der Mittelstandsanleihen“: German Pellets
Die Insolvenz von German Pellets hat den Blick wieder auf den Markt für Mittelstandsanleihen gelenkt. Erst rutschte der Kurs, dann wollte der Brennstoffhersteller mehr Zeit für die Tilgung, dann der Konkurs. Die Anleihenkurse fielen in nur vier Wochen von 95 auf weniger als 1 Prozent und 224 Millionen Euro lösten sich in Rauch auf.
Passend zur Stimmung auf den Finanzmärkten sind die Anleger nun auch bei Mittelstandsanleihen hochgradig nervös geworden. Auch wenn das Ansehen des Marktes nach dem Ausfall von mehr als jeder vierten Anleihe schon vorher schlecht war: German Pellets scheint den Markt endgültig in Verruf gebrach zu haben. Was Lehman für die Finanzkrise war, sei German Pellets für die Mittelstandsanleihen, heißt es aus dem Markt. Derzeit wollten alle nur raus, selbst Privatplazierungen seien momentan kaum zu vermitteln. Fast die Hälfte der Anleihenkurse schwankte in diesem Jahr schon um mehr als 15 Prozent. Einige Anleihenkurse sind um die Hälfte oder mehr gefallen.
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Ein volatiles Umfeld

Die heutigen globalen Devisenmärkte sind besonders volatil. Anleger sollten Vorsichtsmassnahmen ergreifen.

Bei Refinanzierung werden die Anleger nervös

Der MiBox-Index, der die Kursentwicklung der gehandelten Anleihen abbildet, ist seit Mitte Januar um 15 Prozent gefallen und damit noch stärker als der Dax. Auch die auf Mittelstandsanleihen spezialisierten Fonds stehen mehrheitlich im Minus. Die meisten Fonds haben sich von deutschen Mittelstandsanleihen abgewandt. Ausgerechnet der KFM Deutsche Mittelstandsanleihenfonds, der dem Markt noch die Treue hält, verbucht als einziger aber auf Jahressicht noch ein Plus von rund 1 Prozent.
Ganz besonders nervös werden Anleger, wenn es um die Refinanzierung geht. So sind etwa die Kurse der Anleihen von Eyemaxx deutlich gefallen. Der Entwickler von Fachmarktzentren und Pflegeheimen hatte Mitte Januar angekündigt, eine fünfte Anleihe ausgeben zu wollen, mit der unter anderem eine in diesem Juli fällige Anleihe refinanziert werden soll.
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Deutlichere Kursverluste gab es naturgemäß bei Emittenten, die derzeit mit den Gläubigern um eine Erleichterung der Anleihebedingungen oder einen Forderungsverzicht verhandeln. So etwa bei Ekosem-Agrar, der deutschen Holding des russischen Milchproduzenten Ekoniva, die eine Prolongation der Anleihe um vier Jahre will. Auch auf weniger eindeutig negative Nachrichten reagieren Anleger allergisch. So ist der Anleihenkurs der Gebr. Sanders von 93 auf 53 Prozent abgestürzt. Der Bettwarenhersteller hatte sich auf einer Gläubigerversammlung eine Erleichterung der Anleihebedingungen gewähren lassen, um einen Finanzierungsrahmen mit der Commerzbank neu verhandeln zu können.

Nicht alle Unternehmen sind erfolglos

Die Sensibilität des Themas Refinanzierung erklärt sich daher, dass es praktisch nicht mehr möglich ist, Anleihen am Markt zu plazieren. Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen. Denn nicht alle Unternehmen sind in dieser Hinsicht erfolglos. So gelang es etwa dem Hersteller von Druckluftnaglern, JF Behrens noch im Januar mittels eines Umtauschangebots, einer Plazierung bei institutionellen Investoren und den Beitrag einer Tochtergesellschaft 25 Millionen Euro zur Ablösung der im März fälligen Anleihe aufzubringen.
Der Magenbitter-Hersteller Underberg und der Autohändler Procar hatten ihre Anleihen über Privatplazierungen schon früher ganz oder teilweise refinanziert. Beim Fruchtsafthersteller Valensina ist nach Aussage des Unternehmens die Rückzahlung der Anleihe im April durch den Einstieg des Investors Boon Rawd Brewery im Wege einer Kapitalerhöhung gesichert worden.
Dagegen müht sich der Spiel- und Sportartikelhändler Royalbeach schon seit Anfang Oktober, über eine zweite Anleihe ausreichend Mittel einzuwerben. Ende Oktober hatte das Unternehmen zwar eine gute Nachfrage vermeldet, dann aber die Zeichnungsfrist doch unbefristet verlängert. Statt der angestrebten 13,8 Millionen waren Anfang Dezember nur drei Millionen Euro eingeworben worden. Die Immobiliengesellschaft Peach Property scheiterte im November mit der Begebung einer fünfjährigen Anleihe, offenbar weil die Investoren mit den Konditionen nicht zufrieden waren. Mit der dann begebenen Hybridanleihe konnte das Unternehmen dann rund 25 Millionen Franken erlösen.

Ruf des Marktes hat sich kontinuierlich verschlechtert

Für den Textilhändler Steilmann wurde der Börsengang im vergangenen Herbst zum Fiasko. Statt der erhofften bis zu 100 Millionen Euro erlöste man am Ende bloß knapp 9 Millionen. Nervös wurden die Anleger dennoch erst jetzt. Nachdem sie Mitte Dezember eine deutliche Senkung der Jahresprognose noch hingenommen hatten, fielen die Kurse im Januar teilweise bis auf 70 Prozent.
Der Ruf des Marktes hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert. Einige Emittenten kehrten dem Markt schon früh den Rücken. Die im S-Dax notierte Immobiliengesellschaft DIC wechselte schon im April 2013 in den Prime Standard. Und der größte und renommierteste Emittent, der Autozulieferer Dürr, ging nach Kündigung seiner Anleihe im März 2014 an den Euro-Bond-Markt. Finanzvorstand Ralph Heuwing machte keinen Hehl aus seiner Unzufriedenheit. Das Mittelstandsanleihesegment habe viele Emittenten mit minderer Kreditqualität angezogen, sagte er seinerzeit dem Finance-Magazin.
Indes ist nicht alles schlecht am Markt für Mittelstandsanleihen. Wer sich etwa 2011 auf die Anleihe der Katjes International einließ, wurde mit einer Rendite von 7,35 Prozent belohnt. Die Gläubiger des Räderhändlers Uniwheels konnten 8 Prozent einstreichen, die des Spezialchemieunternehmens Nabaltec 6,5 Prozent. Dennoch überwiegt der schlechte Eindruck der mittlerweile 30 Ausfälle.

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