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Mittwoch, 10. Februar 2016

Was für ein verwinkelter Schrotthaufen....und Obenauf Frank Günther (OAS)

Insolvenzantrag in Eigenverwaltung

German Pellets will sich Zeit kaufen

Von Philipp Habdank
German Pellets steht wohl kurz vor der Pleite. Jetzt soll Frank Günther von One Square Advisory als CRO das Unternehmen sanieren. FINANCE zeigt die möglichen Szenarien.
Die für heute angesetzte Gläubigerversammlung wurde ohne Grund abgesagt, die Anzeichen für eine Pleite verdichten sich. Jetzt soll Frank Günther von One Square Advisory die Kohlen aus dem Feuer holen.
German Pellets
Die für heute angesetzte Gläubigerversammlung wurde ohne Grund abgesagt, die Anzeichen für eine Pleite verdichten sich. Jetzt soll Frank Günther von One Square Advisory die Kohlen aus dem Feuer holen.
Die Krise bei German Pellets eskaliert. Wie aus Gläubigerkreisen verlautet, steht der deutsche Produzent von Holzpellets unmittelbar vor der Insolvenz. Die für heute angesagte Gläubigerversammlung wurde gestern ohne Begründung abgesagt. Da die 80 Millionen Euro schwere Mittelstandsanleihe aber am 31. März fällig wird und für die Rückzahlung laut German Pellets noch 52 Millionen Euro fehlen, verdichten sich die Anzeichen für eine drohende Pleite. Schließlich ist es zeitlich nun kaum noch zu schaffen, bis dahin eine zweite – beschlussfähige – Gläubigerversammlung durchzuführen.
Damit droht schon in Kürze die Notwendigkeit für German Pellets, beim Amtsgericht Schwerin einen Insolvenzantrag zu stellen. Dies könnte FINANCE-Informationen in Folge eines Antrags auf Eigenverwaltung geschehen, was zur Folge hätte, dass das Unternehmen zunächst nicht liquidiert, sondern restrukturiert und unter dem Gründer und Geschäftsführer Peter Leibold weitergeführt werden könnte. An die Stelle eines sogenannten starken Insolvenzverwalters träte ein Sachwalter, der weniger Eingriffsrechte in die Geschäftspolitik besäße.

Die Voraussetzung für solch ein Verfahren ist die Zustimmung des Amtsgerichts. Diese wiederum hängt von dem Sanierungsgutachten und der positiven Fortführungsprognose eines Wirtschaftsprüfers ab.

Frank Günther soll German Pellets sanieren

Wie bei nahezu jedem in Schieflage geratenen Mini-Bond wird für eine Restrukturierung der Anleihen die Münchner Finanzierungsberatung One Square Advisory um Geschäftsführer Frank Günther ins Spiel gebracht. Dieser war für einen Kommentar zunächst nicht zu erreichen, dürfte für einen Erfolg vor dem Amtsgericht jedoch ein wichtiger Faktor sein. Wie aus Gläubigerkreisen hervorgeht, soll Günther vorrübergehend als Chief Restructuring Officer (CRO) neben Leibold in die Geschäftsleitung einziehen. Günther hat sich in der Vergangenheit den Ruf eines Mini-Bond-Sanierers aufgebaut und verfügt im Gegensatz zu Leibold über Krisenerfahrung.
Ein Blick auf Günthers jüngste Sanierungsprojekte zeigt, wo es mit German Pellets hingehen könnte. Der Maschinenbauer Singulus kann seinen Bond nicht bedienen, Günther forciert den Tausch des alten Papiers in eine geringer dotierte neue Anleihe mit längerer Laufzeit sowie in 95 Prozent des Eigenkapitals von Singulus. Ähnliches fädelte er bei dem Landmaschinenhändler Ekotechnika ein. Der Unterschied zu German Pellets: Beide Unternehmen werden außergerichtlich saniert, da sie die Restrukturierung frühzeitig angegangen sind und nicht wie German Pellets unmittelbar vor der Fälligkeit.

German Pellets: Eine neue Anleihe scheint schwierig

Mit einer Verlängerung der Laufzeit der 2016er-Anleihe, um die auch German Pellets die Anleger bereits gebeten hat,  könnte sich das Unternehmen Zeit kaufen. Zeit, die das hochverschuldete German Pellets und Günther nutzen müssten, um dann nicht nur den jetzt fällig werdenden, sondern alle drei ausstehenden Bonds zu restrukturieren. Zum Halbjahr 2015 betrugen die Gesamtverbindlichkeiten insgesamt rund 422 Millionen Euro, als Eigenkapital wurden 82 Millionen Euro ausgewiesen.
Neben dem Debt-to-Equity-Swap bestünde auch die Möglichkeit, alle drei Anleihen durch eine neue abzulösen. Angesichts der bisherigen Kapitalmarktgeschichte und dem von German Pellets betriebenen Kommunikationsversteckspiel scheint diese Option jedoch nur eine theoretische zu sein. Bliebe zu guter Letzt noch die Möglichkeit eines Börsengangs oder der Einstieg eines neuen Investors, um das angegriffene Eigenkapital aufzupolstern.
Eine Ablösung der Anleihen über einen Bankenkredit würde dagegen das Verschuldungsproblem nicht lösen. Hinzu kommt, dass German Pellets nicht genügend Sicherheiten dafür hat. Ein nicht beauftragtes Gutachten einer Kanzlei und einer Investmentbank zeigt, dass die bislang engagierten Banken gute Aussichten haben, über die Verwertung von Sicherheiten ihre Kredite in Höhe von 64,5 Millionen Euro zu guten Teilen zurückzubekommen. Den übrigen Fremdkapitalgebern rechnen die beiden Häuser dagegen wenig Chancen aus. 

Bei Liquidierung gingen Bondholder von German Pellets quasi leer aus

Sollten all diese Optionen scheitern, käme es wohl zur Liquidierung des Unternehmens, was für die Bondholder das ungünstigste Szenario wäre. Denn wie die meisten Mittelstandsanleihensind auch die Pellet-Bonds unbesichert. Es droht der Totalausfall – auch weil das Finanzgeflecht German Pellets deutlich komplexer und riskanter ist, als es lange Zeit den Anschein hatte.
Aus dem Geschäftsbericht 2014 und Anleiheprospekten geht hervor, dass German Pellets verschiedene Töchter, Holdings und Produktionsstätten besitzt, unter anderem auch in den USA. Von mit German Pellets eng verbundenen US-Unternehmen wurden insgesamt acht sogenannte „Municipal-Bond“ (Kommunal-Anleihen) im Gesamtvolumen von rund 550 Millionen Dollar aufgenommen. Bei zwei Bonds ist ein „Event of Default“ eingetreten, weil der Kapitaldienst nicht erbracht wurde. Aufgrund diverser Inter-Company-Darlehen und ausgestellter Garantien durch German Pellets stünden im Falle einer Liquidierung die Ansprüche der US-Gläubiger wohl neben denen der deutschen Bondholder.
http://www.finance-magazin.de/geld-liquiditaet/kredite-und-anleihen/german-pellets-will-sich-zeit-kaufen-1373531/

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