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Sonntag, 3. April 2016

Bange machen gilt nicht..... Die Märkte gehen davon aus, dass Venezuela mit einer Wahrscheinlichkeit von 78 Prozent in den nächsten zwölf Monaten bankrottgeht, wie der hohe Preis von Kreditausfallversicherungen zeigt, mit denen sich Anleger dagegen wappnen können.

Venezuela macht sein Gold in Bern zu Geld

Das südamerikanische Land stemmt sich gegen die Pleite – und zieht dabei alle Register.
CHIANG MAI/CARACAS. Venezuela steht kurz vor der Staatspleite. Um die Schulden noch bedienen zu können und die Importe zu finanzieren, muss die Regierung in Caracas ihre Goldreserven zu Geld machen. Das kann sie nur im Ausland; sie wählt die Schweiz. Die dortige Zollverwaltung führt Buch über die Im- und Exporte von Gold. Im Fall von Venezuela zeigen diese Zahlen Erstaunliches. In den sechs Monaten zwischen dem vergangenen September und diesem Februar hat Venezuela knapp 72 Tonnen Gold in die Schweiz ausgeführt. Die größte Lieferung kam im Januar: mehr als 35 Tonnen.

Dabei ist Venezuela kein großer Goldproduzent. Experten der US-Regierung schätzten die dortige Goldproduktion 2012 auf zwölf Tonnen. Daher kann das viele Gold nur von der venezolanischen Nationalbank BCV stammen. Darauf deutet auch ein Goldtransport im März hin. Die venezolanische Internetseite El Cooperante hat den Frachtschein für die Lieferung publiziert. Absender: die BCV. Empfänger war die Zürcher Niederlassung von Brinks, ein Unternehmen, das auf den Transport von Wertsachen spezialisiert ist. Die Fracht: 12,5 Tonnen Goldbarren, verteilt auf 318 "Pappkartons".
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Wegen des Ölpreisverfalls und der Wirtschaftspolitik der Präsidenten Hugo Chavez und seines Nachfolgers Nicolas Maduro steht Venezuela vor dem Staatsbankrott. Öl macht 95 Prozent aller Exporte aus, doch der Preis für das schwarze Gold ist in den vergangenen zwei Jahren von 120 auf 40 Dollar pro Fass gefallen. Die Inflation wird dieses Jahr auf mehr als 700 Prozent steigen, schätzt der Internationale Währungsfonds. Die Märkte gehen davon aus, dass Venezuela mit einer Wahrscheinlichkeit von 78 Prozent in den nächsten zwölf Monaten bankrottgeht, wie der hohe Preis von Kreditausfallversicherungen zeigt, mit denen sich Anleger dagegen wappnen können.

Der Goldbestand des Landes hat sich seit 2012 wohl halbiert

Venezuela braucht Geld. Laut Nationalbank sind die Währungsreserven des Landes in den vergangenen zwölf Monaten von 21 Milliarden auf noch 14 Milliarden Dollar gefallen. Ein Gutteil davon ist Gold, und das meiste liegt in Tresoren in der venezolanischen Hauptstadt Caracas.

2011 hat der damalige Präsident Chavez angeordnet, dass alle Goldreserven des Landes heimgeholt werden. Anfang 2012 hatte das Land 316 Tonnen Gold in Caracas und weitere 50 Tonnen in London – insgesamt 366 Tonnen. Das meiste des Londoner Golds hat die Bank aber mittlerweile als Pfand hinterlegt. Die venezolanische Zeitung El Nacional berichtete 2015, dass 44 Tonnen Gold in London gegen einen Kredit über eine Milliarde Dollar an die US-Bank Citibank verpfändet wurden. Damit blieb de facto nur noch das Gold in Caracas. Dieses lässt sich dort aber nicht "versilbern". Die Reinheit des Goldes ist nicht mehr garantiert, weil es den internationalen Goldmarkt verlassen hat. Zudem akzeptiert keine Bank Gold als Pfand, solange dieses physisch unter Kontrolle der Regierung Venezuelas bleibt. Um das Gold zu Geld machen zu können, muss die Zentralbank des Landes Chavez’ Goldrepatriierung rückabwickeln und das Gold ins Ausland bringen.

Dies ermöglicht es abzuschätzen, wie viel Gold die BCV noch hat. Per Ende November 2015, der letzte Monat, für den Daten vorliegen, weist die Nationalbank 296 Tonnen Gold aus. Dies beinhaltet wohl auch das Gold, das von der Citibank kontrolliert wird. Als die BCV das Londoner Gold verpfändete, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass die BCV "das Gold höchstwahrscheinlich in der Bilanz weiter als Teil der Reserven führen kann". Dies wäre eine innovative Form doppelter Buchhaltung. So würde sowohl der Kredit als auch das Pfand dafür in der Bilanz geführt. Falls die BCV dies tut, hätte sie per Ende November in Wahrheit nur noch 252 Tonnen Gold zur freien Verfügung gehabt. Dank der Schweizer Zollverwaltung ist bekannt, dass Venezuela seither 54 Tonnen in die Schweiz exportiert hat. Das reduziert den Goldbestand auf 198 Tonnen. Rechnet man die Märzlieferung in "Pappkartons" mit ein, kommt man auf 186 Tonnen. Seit Chavez davon redete, das Gold heimzuholen, hat sich also die Hälfte davon verflüchtigt.

http://www.badische-zeitung.de/wirtschaft-3/venezuela-macht-sein-gold-in-bern-zu-geld--120246900.html

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