Eine Briefkastenfirma,
bitte
8.4.2016 Panama Papers: Deutsche Banken und ihre OffshoreKunden
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patzig: „Informationen weitgehend unrichtig. Keine Details wegen
Bankgeheimnis“. Man kann es ja mal versuchen. Rührend war die Bitte eines
Geldhauses, doch die Unterlagen, die Anlass zu den vielen Fragen gaben, mal
einsehen zu dürfen, weil man sie leider nicht finden könne.
Insgesamt tauchen 28 deutsche Geldinstitute in verschiedenen
Zusammenhängen in den Panama Papers auf, weltweit sind es sogar mehr als
500 Banken, alles was Rang und Namen hat, von der Deutschen Bank über
UBS bis hin zur Royal Bank of Canada. Aber auch mittelgroße Geldhäuser, die
der breiten Öffentlichkeit nicht geläufig sind, haben die Dienste der Kanzlei
Mossack Fonseca (Mossfon) aus Panama genutzt, um vermögenden Kunden
Briefkastenfirmen zu verschaffen.
Die Banken haben den Daten zufolge bei Mossack Fonseca insgesamt 15.600
OffshoreGesellschaften geordert, darunter auch harmlose Fälle. Harmlos ist,
wenn von Banken finanzierte Schiffe und Flugzeuge auf den Cayman Islands
registriert sind und die Firma, über die das läuft, in Panama sitzt. Nicht immer
ganz astrein ist die Finanzierung von Immobilien über solche OffshoreFirmen,
aber meist ist das sauber. Aber da sind auch all die Fälle, die den Verdacht
nahelegen, dass sich zahlreiche Bankmitarbeiter – zumindest bis vor Kurzem –
als willige Helfer verstanden haben. Nach allem was man sieht, haben sie
massiv und systematisch Beihilfe zur Steuerhinterziehung geleistet, in anderen
Fällen mit ihrem Tun oder Wegschauen womöglich Kriminelle unterstützt, die
sich auf Geldwäsche spezialisiert haben.
In der Welt der Steueroasen sind Banken neben Anwälten,
Vermögensberatungen und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften die wichtigsten
Mitspieler. Wer viel Geld hat und dem Staat wenig geben will, wendet sich in
der Regel nicht selbst an Firmen wie Mossfon. Es sind vielmehr Banker oder
Anwälte, die den Kontakt herstellen. Sie halten die OffshoreMaschine am
Laufen; sie beraten, bestellen, verwalten.
Im Prinzip ist das einfach: Die Bank ordert für ihren Kunden eine Firma mit
Fantasienamen und Sitz in einer Steueroase, Strohmänner führen offiziell die
Geschäfte und der Rest ist Schweigen. Die wahren Bevollmächtigten, die
Anteilseigner oder Besitzer sollen nie bekannt werden. Ein früherer
amerikanischer Steuerfahnder hat solche Firmen mal als Fluchtwagen für
Kriminelle bezeichnet. Sie sorgten dafür, meinte er, dass Straftäter
davonkämen.
Wie die Zusammenarbeit zwischen den deutschen Banken und Mossack
Fonseca funktioniert, lässt sich in den Panama Papers vielfach nachvollziehen.
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In den 11,5 Millionen Dokumenten findet sich zum Beispiel ein Schreiben, das
ein Mitarbeiter der Kanzlei im Dezember 1998 verfasst hat. Adressiert ist es an
die Commerzbank in Luxemburg, der MossfonMitarbeiter referiert darin
Ausführungen, die er von Jürgen Mossack höchstselbst erhalten habe, dem
Mitgründer der Kanzlei, und diese lesen sich wie eine Bedienungsanleitung für
die Konstruktion von Briefkastenfirmen und deren Konten. So heißt es im
Brief:
Absender: Mossack Fonseca Luxemburg Empfänger: Commerzbank
International S.A.
Die Dritten: Damit sind wohl die Banken und Mossfon gemeint. Mossack
erklärt danach, wie der Kunde sein Vermögen in eine Stiftung in Panama
packen könne, ohne nach außen als Begünstigter aufzutreten: „Als
Begünstigter wird eine dritte Person (z.B. das Rote Kreuz oder ein Verwandter,
der außerhalb der EU seinen Wohnsitz hat) eingesetzt. Der Stiftungsrat wird
von MossfonNominees (...) gestellt. Der Stiftungsrat kann anschließend die
Begünstigten abändern und die vom Privatkunden genannten Personen
ernennen.“
Mit anderen Worten: Das Rote Kreuz wird zu Tarnung in die
Gründungspapiere eingesetzt; wer in Wahrheit von der Stiftung profitiert,
bleibt unklar. Zum Abschluss erklärt Mossack unverblümt, was der Kunde der
Bank davon hat:
Absender: Mossack Fonseca Luxemburg Empfänger: Commerzbank
International S.A.
Darum also geht es: dem Finanzamt möglichst wenig zu sagen, ohne zu lügen.
Mossack Fonseca betonte auf Anfrage, dass man Kunden keine „Lösungen“
anbiete, um gegen Gesetze zu verstoßen und bei der Steuer zu betrügen. Die
Kanzlei zieht dabei eine feine Trennlinie zwischen der illegalen Steuerflucht,
die sie nicht billige – und der Steuervermeidung, die darauf abziele, Vorteile
bestehender Gesetze zu nutzen oder eine Doppelbesteuerung zu vermeiden.
„Solch ein Verhalten ist absolut legal.“
Richtig in Fahrt
Insgesamt haben nach Erkenntnissen von SZ, NDR und WDR mindestens 14 deutsche
Banken bei Mossfon insgesamt mehr als 1200 Briefkastenfirmen gegründet oder für ihre
Generell ist eine Konstruktion möglich, bei
der ein Privatkunde weder Kontoinhaber
noch wirtschaftlich Berechtigter ist (...)
Das setzt jedoch die Einschaltung von
Dritten voraus und führt somit zu einer
Struktur, die absolutes Vertrauen des
Privatkunden in die Drittperson(en)
voraussetzt.“
Er hat den Vorteil, gegenüber deutschen
Steuerbehörden wahrheitsgemäß die (...)
Fragen zur Kontoinhaberschaft, zur
wirtschaftlichen Berechtigung und zu den
Vollmachten verneinen zu können.
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Kunden verwaltet. Allein die Deutsche Bank setzte bis 2007 mehr als 400 OffshoreFirmen
auf. Fünfzig davon sind laut der vorliegenden Daten noch aktiv, allerdings wird
die Deutsche Bank den Panama Papers zufolge bei den meisten nicht mehr als Vermittler
geführt, sie hat dieses Geschäft weitgehend abgegeben.
Auch die Commerzbank, die Hypovereinsbank, die frühere
Landesbank RheinlandPfalz und die Bayern LB haben mitgemacht, in der
Regel
über ihre Auslandstöchter. Hinzu kommt der Sonderfall DZ Bank. Sie hat sich
diese Geschäfte über den Kauf eines ausländischen Instituts offenbar nebenbei
ins Haus geholt. Sechs der sieben größten deutschen Banken haben für ihre
Kunden OffshoreFirmen verwaltet oder tun dies noch.
QUELLE: PANAMA PAPERS
Nun ist es keine neue Diagnose, dass deutsche Geldinstitute schon eine Weile
vom guten Weg abgekommen sind. Es gab ja eine erstaunliche Abfolge von
Skandalen. Die Ökonomen unter den Bankmanagern haben sich dabei lange
Zeit auf den 2006 verstorbenen Nobelpreisträger für Wirtschaft, Milton
Friedman, berufen, der gesagt hatte, die „Ethik des Unternehmens besteht
darin, den Profit zu steigern“. Ein bisschen untergegangen ist dabei manchmal
Friedmans späterer Hinweis, dass soziale Verantwortung für Unternehmen,
die in einem Markt auftreten, in dem es auf Reputation ankomme, ebenfalls
vernünftig sein könne. Gier sei unvernünftig.
Auch vielen Bundesbürgern galt die Umgehung von Moral und Regeln zum
eigenen Vorteil als pfiffig. Ein Cleverle eben, sagte man fr
lesenswert....
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