GastkommentarKriegstrommeln im Nahen Osten
13.09.2012, 07:50 Uhr
Der
Bürgerkrieg in Syrien und das Atomprogramm des Iran gefährden den
Globus. Greifen die USA und Israel den Iran an, könnte sich eine
Megakrise entwickeln – mit fatalen Auswirkungen für Sicherheit und
Wirtschaft.
Joschka Fischer war deutscher Außenminister und Vizekanzler. Quelle: dpa
Die
kommenden Monate drohen gefährlich zu werden. Mehrere schwere regionale
wirtschaftliche und politische Krisen könnten sich zu einer Megakrise
verbinden, die dann zu sehr heftigen globalen Erschütterungen führen
wird.
Die Trommeln des Krieges im Nahen Osten wurden und werden immer lauter geschlagen. Niemand kann heute mit Sicherheit voraussagen, in welche Richtung sich Ägypten unter einem islamistischen sunnitischen Präsidenten und einer ebensolchen Mehrheit im Parlament entwickeln wird. Auf jeden Fall wird der politisch sunnitische Islam die Region entscheidend verändern und prägen. Diese Neuorientierung muss nicht antiwestlich sein, aber das wird mit Sicherheit eintreten, sollten Israel und/oder die USA den Iran militärisch angreifen.
Die Trommeln des Krieges im Nahen Osten wurden und werden immer lauter geschlagen. Niemand kann heute mit Sicherheit voraussagen, in welche Richtung sich Ägypten unter einem islamistischen sunnitischen Präsidenten und einer ebensolchen Mehrheit im Parlament entwickeln wird. Auf jeden Fall wird der politisch sunnitische Islam die Region entscheidend verändern und prägen. Diese Neuorientierung muss nicht antiwestlich sein, aber das wird mit Sicherheit eintreten, sollten Israel und/oder die USA den Iran militärisch angreifen.
In
Syrien tobt mittlerweile ein Bürgerkrieg, der eine humanitäre
Katastrophe mit sich bringt. Das Regime Assad wird zwar nicht überleben,
aber offensichtlich ist es entschlossen, bis in seinen Untergang hinein
zu kämpfen. Die Konsequenz ist absehbar, nämlich die Balkanisierung des
Landes zwischen den unterschiedlichen Ethnien und religiösen Gruppen.
Ein neues Bosnien im Nahen Osten ist nicht auszuschließen.
Zudem birgt ein möglicher Kontrollverlust der Regierung über die syrischen Chemiewaffen eine akute Kriegsgefahr in der Region, denn die Türkei, Israel oder die USA könnten zum militärischen Eingreifen gezwungen sein. Parallel dazu hat sich der syrische Bürgerkrieg regionalisiert und ist zu einem mittlerweile offen erklärten Krieg um die regionale Hegemonie zwischen Iran einerseits und Saudi-Arabien, Katar, der Türkei und den USA andererseits geworden. Israel hält sich am Rande dieser arabisch-westlichen Koalition noch bedeckt.
Zudem birgt ein möglicher Kontrollverlust der Regierung über die syrischen Chemiewaffen eine akute Kriegsgefahr in der Region, denn die Türkei, Israel oder die USA könnten zum militärischen Eingreifen gezwungen sein. Parallel dazu hat sich der syrische Bürgerkrieg regionalisiert und ist zu einem mittlerweile offen erklärten Krieg um die regionale Hegemonie zwischen Iran einerseits und Saudi-Arabien, Katar, der Türkei und den USA andererseits geworden. Israel hält sich am Rande dieser arabisch-westlichen Koalition noch bedeckt.
Teheran
hat offen erklärt, dass es Syrien als Alliierten für unverzichtbar hält
und einen Regimewechsel in Damaskus mit allen Mitteln verhindern wird.
Ist dies eine leere Drohung? Oder wird das heißen, dass die
militärischen Milizen der Hisbollah im Libanon jetzt direkt in den
syrischen Bürgerkrieg eingreifen? Zudem haben sich die Kurden innerhalb
und außerhalb Syriens in Bewegung gesetzt, was vor allem die Türkei
alarmieren wird.
Parallel zu dem syrischen Drama hat sich die Konfrontation zwischen Israel und dem Iran wegen des iranischen Nuklearprogramms rhetorisch dramatisch verschärft. Der Hegemonialkonflikt um die Vorherrschaft in der Region, der gegenwärtig in Syrien ausgeschossen wird, verschränkt sich mit der anderen großen Kriegsgefahr, nämlich dem iranischen Nuklearprogramm.
Parallel zu dem syrischen Drama hat sich die Konfrontation zwischen Israel und dem Iran wegen des iranischen Nuklearprogramms rhetorisch dramatisch verschärft. Der Hegemonialkonflikt um die Vorherrschaft in der Region, der gegenwärtig in Syrien ausgeschossen wird, verschränkt sich mit der anderen großen Kriegsgefahr, nämlich dem iranischen Nuklearprogramm.
- Seite 1: Kriegstrommeln im Nahen Osten
- Seite 2: Asymmetrischer Krieg
- http://www.handelsblatt.com/meinung/gastbeitraege/gastkommentar-kriegstrommeln-im-nahen-osten/7123898.html
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