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Donnerstag, 4. April 2013

Anleger können jetzt selbst Zertifikate erstellen. Struktur und Laufzeit sind flexibel. Haben diese am Markt Erfolg, zahlt sich das in barer Münze aus. Von DANIEL MOHR


Anlageprodukte zum SelberbauenJedem sein eigenes Zertifikat

 ·  Anleger können jetzt selbst Zertifikate erstellen. Struktur und Laufzeit sind flexibel. Haben diese am Markt Erfolg, zahlt sich das in barer Münze aus.
In Deutschland sind mehr als 1 Million Zertifikate und Hebelpapiere handelbar. Einigen Anlegern ist die Auswahl jedoch nicht groß genug. Sie können ihre individuellen Anlagebedürfnisse in eigenen Zertifikaten abbilden. Erster Anbieter war im Jahr 2005 die UBS, zunächst nur für eigene Kunden, seit 2008 für alle interessierten Anleger. Mittlerweile ist das Mindestanlagevolumen auf 10.000 Euro gesunken, ursprünglich musste ein Kunde 50.000 Euro mitbringen. Aus etlichen Einzelaktien und Aktienindizes kann sich der Anleger bei einem registrierten Berater oder Vermögensverwalter ein eigenes Zertifikat zusammenstellen und seine gewünschte Struktur wählen, zum Beispiel eine Aktienanleihe, ein Bonus- oder Discountzertifikat. Auch die Laufzeit ist flexibel.
„Der Anleger kann in Echtzeit mit seinem Berater sehen, welcher Basiswert ihm bei welcher Laufzeit welchen Kupon bringt und welches Risiko er dabei eingeht“, sagt Marcel Langer, Zertifikateexperte der UBS. Ist das Zertifikat fertig, bekommt es eine Wertpapierkennnummer. Eine Börsennotierung ist bei der UBS nicht vorgesehen. Der Kunde kann sein Zertifikat jedoch jederzeit während der Laufzeit an die UBS verkaufen. Die verpflichtet sich, fortlaufend Kurse zu stellen. „Die meisten Kunden sind längerfristig orientierte Anleger und halten das Produkt bis zur Fälligkeit“, sagt Langer. Wie viele Anleger das Angebot nutzen, will er nicht verraten. „In der internen Vermögensberatung ist es aber ein Standard-Produkt, das Abertausende Male genutzt wurde“, sagt Langer.
Auch die Schweizer Bank Vontobel und die britische Royal Bank of Scotland (RBS) bieten Vermögensverwaltern und Beratern die Möglichkeit, über die Plattformen Deritrade (Vontobel) und Market Direct (RBS), eigene Zertifikate zu kreieren. Es ist jeweils eine Mindestanlagesumme von 50.000 Euro nötig. Vontobel lässt die Zertifikate standardmäßig in den Börsenhandel an der Frankfurter Scoach und der Stuttgarter Euwax aufnehmen. So können auch andere Anleger das Zertifikat kaufen. Die RBS bietet eine Börsennotierung optional an. Für den Anleger wird bei der Erstellung seines eigenen Zertifikats in der Regel eine Provision für seinen Berater fällig. Diese ist individuell je Zertifikat verhandelbar.
Als erste deutsche Filialbank bietet die Hypo Vereinsbank seit vergangenem Jahr die Möglichkeit der individuellen Zertifikatekonstruktion über die Plattform my.onemarkets. Zugang dazu haben registrierte Berater aus Hypo-Vereinsbank-Filialen. Mittlerweile ist dies in den größeren Filialen möglich und soll weiter ausgebaut werden. Anleger müssen mindestens 20.000 Euro mitbringen. Bislang stehen 130 deutsche und europäische Aktien zur Auswahl sowie fünf Aktienindizes. Die Bank berichtet von einer starken Nachfrage. Die Papiere werden nicht börsennotiert, können aber jederzeit an die Hypo Vereinsbank verkauft werden.

Anleger können am Markterfolg ihrer Zertifikate partizipieren

Wie erfolgreich ein selbstgebautes Zertifikat ist, interessiert bei nicht börsennotierten Zertifikaten nur den Anleger selbst. Mit Wikifolio.com gibt es jedoch seit vergangenem Jahr eine Plattform, auf der Anleger Zertifikate selbst auflegen können und anschließend am Markterfolg partizipieren. Der Anleger muss zehn Unterstützer finden und eine Anlagesumme von 2500 Euro nachweisen, damit sein Zertifikat vom Düsseldorfer Emittenten Lang & Schwarz mit einer WKN versehen und in den Börsenhandel aufgenommen wird. Der Anleger muss zudem seine Strategie darlegen und anschließend auch einhalten.
Im Gegensatz zu den von Bankberatern gemeinsam mit den Kunden gebauten Zertifikaten sind bei Wikifolio.com Portfolios börsennotiert. Der Anleger kauft und verkauft wie ein Fondsmanager regelmäßig Aktien oder Indexfonds. Sein Handeln wird auf der Internetseite Wikifolio dokumentiert. Auf dem Finanzinformationsportal Onvista werden zu einer Aktie die jüngsten Transaktionen in Wikifolios dargestellt. Mittlerweile gibt es rund 400 zum Börsenhandel zugelassene Wikifolio-Zertifikate. In ihnen sind mehr als 20 Millionen Euro angelegt. Der Gründer und Verwalter eines Wikifolios profitiert dabei zusätzlich zum eigenen Anlageerfolg, auch von demjenigen der Anleger, die sein Wikifolio als Zertifikat an der Börse Stuttgart kaufen. Für jedes Wikifolio ist eine jährliche Verwaltungsgebühr festgelegt und ebenso eine Gebühr, die von der Wertentwicklung des Wikifolios abhängt. Diese Gebühr fließt anteilig dem Gründer und Verwalter des Wikifolios und der vom Österreicher Andreas Kern gegründeten Wikifolio Financial Technologies GmbH zu.

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