Pyöngjang/Seoul/Washington/PekingNordkorea hat seine Kriegsrhetorik abermals verschärft: Ein Atomangriff auf die USA sei endgültig genehmigt worden, teilte der Generalstab der nordkoreanischen Volksarmee am Donnerstag mit. Zudem blockierte die Führung in Pjöngjang den zweiten Tag in Folge den Zugang für Südkoreaner zum gemeinsam betriebenen Industriekomplex Kaesong.
Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap und die japanische Zeitung „Asahi Shimbun“ übereinstimmend berichten, habe Nordkorea bereits eine Mittelstreckenrakete an die Ostküste des Landes verlegt. Diese Rakete vom „Musudan“ kann zwar nicht das amerikanische Festland erreichen, wohl aber die US-Stützpunkte in Südkorea. Eine Bestätigung hierfür steht noch aus.
„Wir informieren das Weiße Haus und das Pentagon formell darüber, dass die ständig eskalierende feindselige Politik der USA gegen die Demokratische Volksrepublik Nordkorea und die rücksichtslose nukleare Bedrohung niedergeschmettert werden vom starken Willen der vereinigten Streitkräfte und des Volkes sowie mit neuen, kleineren, leichteren und unterschiedlichen nuklearen Mitteln“, hieß es in der Erklärung. Die USA sollten deswegen die aktuelle schwerwiegende Lage noch einmal überdenken.
Washington forderte Pjöngjang auf, seine Kriegsrhetorik einzustellen. Die jüngste „in einer langen Reihe von provokativen Erklärungen dient nur dazu, Nordkorea weiter vom Rest der internationalen Gemeinschaft zu isolieren und sein Ziel der wirtschaftlichen Entwicklung zu unterminieren“, erklärte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrats, Caitlin Hayden, in Washington. „Nordkorea sollte seine provokativen Drohungen einstellen und sich stattdessen auf die Einhaltung seiner internationalen Verpflichtungen konzentrieren.“
Auch China, einer der letzten Verbündeten Pyöngjangs, ist höchst beunruhigt über die Eskalation auf der koreanischen Halbinsel. „Die Generäle machen sich große Sorgen“, sagt eine Quelle mit langjährigen, persönlichen Beziehungen zu hohen Militärs. Angesichts des Säbelrasselns des jungen Militärführers Kim Jong Un und der großen Spannungen werde befürchtet, dass ein dummer Zufall eine Konfrontation auslösen könnte „und Nordkorea in Flammen steht“. Für diesen Fall gebe es Planungen, sagt die Quelle der Nachrichtenagentur dpa in Peking: Chinesische Streitkräfte sollten schnell versuchen, die nuklearen Anlagen in Nordkorea unter Kontrolle zu bringen und zu sichern, um Schlimmeres zu verhindern.
„Niemand spricht von der Gefahr, dass in Nordkorea so etwas wie in Fukushima passieren könnte“, habe einer der Generäle jüngst in einem vertraulichen Gespräch gewarnt. Die chinesischen Streitkräfte bereiten sich nach seinen Angaben auch darauf vor, größere Flüchtlingsströme an der koreanisch-chinesischen Grenze zu bewältigen. Nichts davon wird allerdings offiziell bestätigt. Fast gebetsmühlenartig ruft Chinas Regierung nur alle Parteien zur Zurückhaltung und zum Dialog auf. „Die Situation auf der Halbinsel ist derzeit heikel und schwierig“, sagt der Sprecher des Außenministeriums, Hong Lei.
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