Nach Zypern-KriseMärkte bewerten Bankrisiken neu
27.03.2013 · Der Fall Zypern zeigt, dass Gläubiger im Notfall mit Abschreibung auf ihre Einlagen rechnen müssen. Risikoprämien ziehen an.
Von BETTINA SCHULZ, LONDON
© AFPMit Abschreibungen ist zu rechnen: Englische Analysten sehen im Umgang mit der zyprischen Laiki Bank keinen Sonderfall
Schuldverschreibungen und unbesicherte Anleihen der Bankenbranche tragen künftig höhere Risiken. Dies ist für Marktteilnehmer die Lehre aus der Rettung Zyperns und der für Gläubiger verlustreichen Abwicklung der Popular Bank of Cyprus, genannt Laiki. Die Entscheidung der Eurogruppe, die Gläubiger, Anteilseigner und Inhaber größerer Einlagen für die Abwicklungsverluste der Bank Laiki zahlen zu lassen, ohne automatisch eine Staatsrettung zu finanzieren, halten viele Marktteilnehmer für zukunftsweisend. Zwar mag der Chef der Europgruppe, der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem, seine anfängliche Äußerung, dies könne eine Blaupause für künftige Bankenkrisen sein, relativiert haben. Aber das Konzept wird von Fachleuten wie Barnabas Reynolds, dem Partner und Leiter der weltweiten Praxis für Finanzaufsichtsrecht, Shearman & Sterling, als wichtiger Schritt in die richtige Richtung angesehen. „Dies ist der Ansatz, mit dem - weiterentwickelt - letztlich auch das Problem des „too big too fail“ gelöst werden könnte.“
Dies hat freilich Folgen für Bankrisiken: „Unbesicherte Bankanleihen haben jetzt eine nachrangige Stellung gegenüber Einlagen. Dies dürfte EU-Gesetz werden“, erwartet der Bankanalyst Hank Calenti der Société Générale. „Die Frage ist nur, was für ein Risiko europäische Bankanleihen widerspiegeln müssen.“ Calenti erwartet, dass der Fall Zypern zu höheren Risikoprämien bei Schuldverschreibungen größerer Banken der Währungsunion führen wird, und zwar auch von Instituten der Kernländer.
Höhere Risiken für Banken in kleineren Ländern
Am stärksten hatten zunächst die Aktienkurse der europäischen Banken, vor allem der Institute in der Peripherie der Währungsunion, reagiert. Seit der kräftigen Neubewertung von Bankaktien und dem vorläufigen Höhepunkt der Kurse im Herbst 2012 hat sich der Verlust der Aktienkurse von französischen, italienischen und spanischen Banken in dieser Woche auf 20 bis 30 Prozent ausgeweitet. Gleichzeitig gab es eine spürbare Erhöhung ihrer Risikoprämien am Markt für Kreditausfallversicherungen (CDS): Die Risikoprämien größerer Institute zogen in dieser Woche um bis zu 40 Basispunkte an, die Prämien kleinerer Banken um mehr als 50 Basispunkte. Dies ist eine markante Bewegung.
Die Stoßrichtung ist klar: Anleihegläubiger von Banken, deren Geschäftsmodell riskant ist und die in kleinen Ländern operieren, tragen künftig höhere Risiken. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die Institute von der Eurogruppe, der Europäischen Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds nicht als systemrelevant für die Sicherheit der gesamten Währungsunion angesehen werden. Die für Gläubiger und Anteilseigner verlustreiche Abwicklung der Laiki-Bank ist daher schlechte Nachricht für Anleger in unbesicherten Bankanleihen, positiv allerdings für Investoren in besicherten Anleihen wie Pfandbriefen und für Anleger in Staatsanleihen der Kernländer der Währungsunion. Eine für Gläubiger verlustreiche Sanierung oder Abwicklung von Banken bedeutet nämlich, dass der Steuerzahler entsprechend weniger zu Kasse gebeten wird. Allerdings schlägt die volkswirtschaftliche Belastung hoher Gläubigerverluste und entsprechend schwächerer Nachfrage auf die Wirtschaft und daher indirekt wieder auf den Haushalt eines Landes zurück.
Am Mittwoch nutzten die Märkte die Unruhe um die Zypern-Rettung, um die Korrektur nach der Herbst- und Winterhausse fortzusetzen. Investorenkapital zog sich weiter etwas aus dem Anlagebereich der Peripherie zurück. Die Rendite von Staatsanleihen mit zehn Jahren Restlaufzeit von Italien stieg auf 4,7 Prozent, von Spanien auf 5,04 Prozent, von Griechenland auf 12,94 Prozent und von Zypern auf 14,61 Prozent.
Dass die Banken noch eine lange Wegstrecke zur kompletten Sanierung nach der Banken- und Finanzkrise zurücklegen müssten, zeigte die Forderung der Bank von England: Sie verlangt, dass die britischen Banken weitere 25 Milliarden Pfund Kapital bilden müssen, um ausreichend Vorsorge für künftige Risiken parat zu haben und die Vorgaben von Basel III zu erfüllen. (Weiterer Bericht Seite 22)
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