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Donnerstag, 10. Mai 2018

Der iranische Angriff auf Israel und die Reaktion des Landes lösen weltweit Besorgnis aus. Deutschland verurteilt die iranische "Provokation". Russland ruft zum Dialog auf. Syrien sieht gar eine neue Phase des Krieges in dem Land aufziehen.

POLITIK
Israelischer Überwachungspunkt auf den Golanhöhen, wo iranische Raketen einschlugen.
Israelischer Überwachungspunkt auf den Golanhöhen, wo iranische Raketen einschlugen.(Foto: REUTERS)
Donnerstag, 10. Mai 2018

Iran gegen IsraelSorge über Eskalation in Nahost wächst

Der iranische Angriff auf Israel und die Reaktion des Landes lösen weltweit Besorgnis aus. Deutschland verurteilt die iranische "Provokation". Russland ruft zum Dialog auf. Syrien sieht gar eine neue Phase des Krieges in dem Land aufziehen.
Die eskalierende Konfrontation zwischen Israel und dem Iran hat international größte Besorgnis ausgelöst. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte, im Nahen Osten gehe es derzeit "wahrlich um Krieg und Frieden". Auch Frankreich, Großbritannien und Russland warnten vor einer Spirale der Gewalt und riefen beide Seiten zur Mäßigung auf.
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Merkel äußerte sich beunruhigt über die jüngste Entwicklung. "Die Eskalationen der vergangenen Stunden zeigen uns, dass es wahrlich um Krieg und Frieden geht", sagte sie in ihrer Rede zur Verleihung des Aachener Karlspreises an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron. In einer Erklärung riefen Merkel und Macron "zu Besonnenheit und Deeskalation" auf.
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes erklärte, die mutmaßlichen iranischen Raketenangriffe seien eine "schwere Provokation, die wir auf das Schärfste verurteilen". Israel habe "ein Recht auf Selbstverteidigung". Es sei "entscheidend", dass es jetzt nicht zu einer "weiteren Eskalation" komme.

Russland ruft zu Dialog auf

Der russische Außenminister Sergej Lawrow rief während des Besuchs seines deutschen Kollegen Heiko Maas in Moskau zum Dialog zwischen Israel und dem Iran auf. Russland habe Israel aufgefordert, nichts zu unternehmen, was "als Provokation angesehen" werden könne. Dies sei einen Tag vor den Angriffen geschehen. Auch Lawrows Stellvertreter Michail Bogdanow rief alle Seiten zur "Zurückhaltung" auf.
Das Weiße Haus verurteilte unterdessen die "provozierenden Raketenangriffe des iranischen Regimes gegen israelische Bürger von Syrien aus". Zugleich erklärte es seine Unterstützung für Israels Recht auf Selbstverteidigung. Der britische Außenminister Boris Johnson rief den Iran und Israel auf, "jegliche Eskalation zu vermeiden". Zugleich verurteilte er "in aller Schärfe die iranischen Angriffe" und erklärte, Israel habe das Recht, sich selbst zu verteidigen.
Derweil sieht Syrien in den israelischen Angriffen auf sein Territorium eine "neue Phase" des Krieges. Das syrische Außenministerium erklärte, Israel und seine Unterstützer hätten sich "direkt in die Konfrontation" eingeschaltet. Das sei ein Hinweis auf eine "neue Kriegsphase". Israel - in der Erklärung als "zionistisches Gebilde" bezeichnet - habe eine "kriegerische Haltung" angenommen, die dazu beitragen werde, die Spannungen in der Region weiter anzuheizen. Dadurch würden "Frieden und internationale Sicherheit bedroht".
Die israelische Armee hatte in der Nacht ihre bislang größte Militäroffensive auf mutmaßliche iranische Ziele in Syrien gestartet. Nach israelischen Angaben reagierte das Militär damit auf iranische Angriffe. Die iranischen Al-Kuds-Brigaden hätten von Syrien aus kurz nach Mitternacht rund 20 Raketen vom Typ Fadschr und Grad gegen israelische Stellungen auf den Golanhöhen abgefeuert. Die israelische Raketenabwehr habe einen Teil der Geschosse abgefangen. Opfer gab es demnach auf israelischer Seite nicht, die Schäden seien begrenzt.

Iran: Keine Beteiligung an Raketenangriffen

Der Sicherheitsausschuss des iranischen Parlaments dementierte unterdessen Irans Beteiligung an den Raketenangriffen auf israelische Armeeposten. "Das ist eine weitere Lüge des zionistischen Regimes für Propagandazwecke (gegen den Iran)", behauptete der Ausschusssprecher Mohammad Nobandegani.
Nach Angaben der israelischen Armee galten ihre Angriffe Abschussorten iranischer Raketen, Geheimdienst- und Logistikeinrichtungen sowie Lagerstätten und Fahrzeugen. Dabei wurden nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Avigdor Lieberman fast alle dortigen Infrastrukturen des Irans getroffen. Es handelte sich um einen der größten israelischen Militäreinsätze der vergangenen Jahre und den größten gegen iranische Ziele überhaupt. Russland sei vorab informiert worden, hieß es. Aktivisten zufolge wurden durch die Angriffe in Syrien 23 Menschen getötet. Die syrische Armee sprach dagegen von drei toten und zwei verwundeten Soldaten.
Syrische Staatsmedien berichteten, die syrische Armee habe "Dutzende" Raketen aus Israel abgefangen, darunter solche die auf den Flughafen von Damaskus abgezielt hätten. Ein Radar, mehrere Militärstützpunkte sowie ein Waffenlager seien jedoch getroffen worden. Laut der in Syrien an der Seite der Regierungstruppen kämpfenden russischen Armee feuerte das israelische Militär rund 70 Raketen ab, davon etwa 60 aus Kampfflugzeugen.
Nach israelischen Angaben strebt der Iran danach, eine dauerhafte Militärpräsenz an der israelischen Grenze aufzubauen, um den jüdischen Staat von dort aus zu bekämpfen. Israel sieht sich durch eine neue Front aus iranischen Revolutionsgarden und der libanesischen Hisbollah-Miliz an seiner Nordgrenze bedroht und hat angekündigt, eine dauerhafte Präsenz des Iran dort mit allen Mitteln zu verhindern.
Quelle: n-tv.de , mli/AFP/dpa/rts

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