Sonntag, 10. Juni 2018
"Führt zu neuem Kreuzzug"Erdogan droht Österreich mit Revanche
Dass Österreich mehrere Moscheen wegen Extremismusvorwürfen schließen will und die Ausweisung von Dutzenden Imamen plant, stößt in Ankara auf heftige Kritik. Der türkische Präsident Erdogan droht mit Gegenmaßnahmen und richtet drastische Worte an Wien.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat die von Österreich geplante Schließung von Moscheen und die bevorstehende Ausweisung zahlreicher Imame verurteilt. Zugleich kündigte er nicht näher beschriebene Konsequenzen an. "Ich fürchte, dass die Schritte des österreichischen Bundeskanzlers (Sebastian Kurz) die Welt zu einem neuen Kreuzzug führen", sagte Erdogan am Samstagabend nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu.
"Ihr macht so etwas, und wir sitzen tatenlos herum? Das bedeutet, dass auch wir einige Schritte unternehmen", sagte Erdogan weiter. Der Sprecher des türkischen Präsidenten hatte zuvor kritisiert, die Entscheidung Wiens verstoße gegen Minderheitenrechte und spiegele die "islamophobe, rassistische und diskriminierende Welle" in Österreich wider.
Wien hatte am Freitag die Ausweisung von möglicherweise bis zu 40 Imamen und die Schließung von sieben Moscheen angekündigt. "Parallelgesellschaften, politischer Islam und Radikalisierungstendenzen haben in unserem Land keinen Platz", sagte Kurz dazu in Wien.
Erdogans verlängerter Arm?
Bei den Imamen im Visier der Behörden handelt es sich um Geistliche der "Türkisch-Islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich" (Atib). Unter anderem werde eine Moschee in Wien, die unter dem Einfluss der als extremistisch und faschistisch eingestuften türkischen "Grauen Wölfe" stehen soll, wegen illegalen Betriebs geschlossen, hieß es in Wien.
Die rechtskonservative Regierung aus ÖVP und FPÖ will muslimische Einrichtungen künftig generell stärker kontrollieren. Grundlage für die Entscheidung ist das Islamgesetz von 2015, das unter anderem eine positive Grundeinstellung gegenüber Staat und Gesellschaft in Österreich fordert.
Atib ist vergleichbar mit dem Moscheeverband Ditib in Deutschland. Kritiker in Deutschland sehen in der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) den verlängerten Arm von Erdogan. Die türkische Religionsbehörde Diyanet entsendet für die 960 Ditib-Moscheegemeinden Imame nach Deutschland und bezahlt sie auch.
Quelle: n-tv.de , fhe/dpa
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