MittelstandsanleihenKTG Agrar tilgt Anleihe
Angesichts des schlechten Rufs des Markts für Mittelstandsanleihen erscheint es fast wie ein Wunder. Der Landwirtschaftskonzern KTG Agrar tilgt seine Anleihe pünktlich und in vollem Umfang.
15.09.2015, von MARTIN HOCK
Die planmäßige Rückzahlung einer Unternehmensanleihe ist eigentlich keine Meldung wert. Eine Ausnahme ist die jetzt erfolgte Tilgung einer Mittelstandsanleihe durch das Landwirtschaftsunternehmen KTG Agrar. Denn zum ersten Mal wurde überhaupt eine Mittelstandsanleihe planmäßig zurück gezahlt. Zwar muss man dabei berücksichtigen, dass damit überhaupt erst die zweite Mittelstandsanleihe ihr Fälligkeitsdatum erreicht hat, doch hat das Marktsegment bislang fast ausschließlich durch vorzeitige Zahlungsausfälle von sich reden gemacht.
Bei insgesamt 25 der 117 begebenenAnleihen mussten Anleger schon lange bevor diese fällig wurden, erhebliche Verluste hinnehmen. Aus den Insolvenzen des Brühwürfelherstellers Zamek oder des Photovoltaik-Anbieters Centrosolar dürften den Anleiheinhaber wohl von 1000 Euro nur zehn Euro bleiben. Bei der HKW Personalkonzepte wurde im Insolvenzverfahren sogar Masseunzulänglichkeit angezeigt, was bedeutet, dass voraussichtlich nur die Kosten des Verfahrens gedeckt werden können. Mancher Emittent, wie etwa der Windparkzulieferer SIAG Schaaf, konnte sogar nicht einmal die erste Zinszahlung leisten.
Die erste Mittelstandsanleihe, die bisher fällig wurde, kam vom Immobilienunternehmen Golden Gate, das aber im Oktober 2014 die 21 Millionen Euro zur Tilgung nicht aufbringen konnte. Auf der Habenseite stehen dagegen der Autozulieferer GIF Automotive und das Immobilienunternehmen Grand City Properties, die ihre Anleihen vorzeitig zurückkauften bzw. ablösten.
Die nun getilgte Anleihe von KTG Agrar mit einem Restvolumen von 40 Millionen Euro war im September 2010 der Startschuss für den kurzlebigen Boom der Mittelstandsanleihen und der spezialisierten Marktsegmente. Da die Laufzeit der Anleihen fast durchweg fünf Jahre beträgt, beginnt damit jetzt die Welle der Fälligkeiten, die 2018 mit rund einer Milliarde Euro ihren Höhepunkt erreichen wird.
In diesem November steht noch eine Anleihe der angeschlagenen Fluggesellschaft Air Berlin mit einem Volumen von 200 Millionen Euro an. Im kommenden Jahr werden dann schon insgesamt 19 Anleihen im Gesamtvolumen von rund 570 Millionen Euro fällig.
Schon jetzt sollen drei Anleihen nicht zum vereinbarten Termin, sondern erst drei Jahre später zurückgezahlt werden. Der Modehersteller Laurèl, der Konsumartikelhersteller Friedola und der Windparkbauer Eno Energy haben in den vergangenen Wochen Gläubigerversammlungen einberufen, und fordern mehr oder weniger große Zugeständnisse von den Anleiheinhabern. In allen drei Fällen stoßen sie damit auf großen Widerstand, in allen drei Fällen droht mehr oder weniger stark der Ausfall der Anleihe.
Mehr zum Thema
Auch KTG Agrar hat jetzt erst einen kleinen Teil seiner Anleiheschulden getilgt. Im Juni 2017 wird eine weitere Anleihe im Volumen von 210 Millionen Euro fällig. Im vergangenen Jahr hatte KTG Agrar einen Umsatz von 234 Millionen Euro und einen Reingewinn von 6,4 Millionen Euro erzielt. Angesichts der Unternehmensentwicklung und der Verschuldung wurden immer wieder Zweifel an der nachhaltigen Schuldentragfähigkeit geäußert, zuletzt auch in einer internen Studie einer auf Restrukturierungsfälle spezialisierten Investmentbank mit Blick auf die Anleihentilgung 2017.
KTG-Chef Siegfried Hofreiter dagegen hat stets betont, dass man sich nach der Expansionsphase nun in der Erntephase befinde und Synergien und stille Reserven heben werde, um die Schuldenlast zu verringern. Auch der chinesische Investor Fosun, der im Juni zweitgrößter Aktionär wurde, an der BHF-Bank und dem Modeunternehmen Tom Tailor beteiligt ist und derzeit die Privatbank Hauck & Aufhäuser kaufen will, soll KTG „aktiv bei der Refinanzierung unterstützen“.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen