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Samstag, 19. September 2015

Russische Soldaten Übrigens, es geht nach Syrien Sie sollen nach Syrien, haben aber keine Lust. Ungewöhnlich offen wird in russischen Medien über den Unmut der Soldaten berichtet. „Wir wollen nicht nach Syrien fahren, wir wollen dort nicht umkommen“, sagte ein Soldat.

Russische SoldatenÜbrigens, es geht nach Syrien

Sie sollen nach Syrien, haben aber keine Lust. Ungewöhnlich offen wird in russischen Medien über den Unmut der Soldaten berichtet. „Wir wollen nicht nach Syrien fahren, wir wollen dort nicht umkommen“, sagte ein Soldat.

© APRussisches Kriegsgerät in Syrien, Satellitenbild
In Noworossijsk am Schwarzen Meer sagte der Kommandeur seinen Soldaten, die Dienstreise gehe in ein „heißes Land“. Die Soldaten kommen aus Russlands Osten, wo der Winter kalt und lang ist. Doch sie freuten sich nicht. Sie ahnten das Ziel, auch wenn der Kommandeur nicht ins Detail gehen wollte, da die Befehle geheim seien. Man sagte ihnen, die 20 besten Kämpfer ihres Regiments seien ausgewählt worden. Auch das überzeugte sie nicht. „Wir wollen nicht nach Syrien fahren, wir wollen dort nicht umkommen“, sagte ein Soldat, dessen Namen das russische Nachrichtenportal „Gazeta.ru“ mit Alexej N. angibt.
Als er und seine Kameraden in Richtung der südwestrussischen Stadt Rostow am Don gefahren wurden, glaubten sie zunächst, man schicke sie über die Grenze in die Ostukraine. „Wir dachten, es ist das Donbass, aber es stellte sich heraus – es ist Syrien.“ Die Parallelen zwischen Russlands einstweilen noch verkapptem Militäreinsatz in Syrien – offiziell zeigen lediglich russische Fachleute Soldaten des Regimes von Baschar al Assad, wie man russische Waffen bedient – und dem nicht erklärten Krieg gegen die Ukraine sind offenkundig. Auch dazu hatte „Gazeta.ru“ mehrfach über Unmut in den Reihen von Soldaten berichtet. In dem aktuellen Bericht hieß es weiter, dem schon aus Noworossijsk verschifften Militärgerät seien die Kennnummern abgenommen worden. Aus dem Hafen seien Soldaten mit Schützenpanzern aus der Teilrepublik Dagestan nach Syrien geschickt worden. Die „Kampagne“ dort laufe schon vier Monate. Von der „Verstärkung einer Luftoperationsbasis in Syrien“ sei die Rede. Das würde die Berichte westlicher Dienste bestätigen, in der – vom Assad-Regime gehaltenen – Küstenstadt Latakia werde eine solche Basis aufgebaut.

Moskau wirbt für Bündnis unter Einschluss Assads

Am Mittwoch hatte der russische Generalstab mitgeteilt, man habe derzeit nicht die Absicht, eine Luftoperationsbasis in Syrien zu errichten, aber für die Zukunft sei „alles möglich“. Am 28. September will Präsident Wladimir Putin vor der UN-Vollversammlung über Vorschläge im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ sprechen; Moskaus Diplomatie wirbt im Vorfeld intensiv für ein Bündnis unter Einschluss Assads. Am Mittwoch, so „Gazeta.ru“ weiter, sei ein Vertreter des Generalstabs in Zivil vor den Soldaten in Noworossijsk aufgetreten. Er habe gesagt, sie sollten tags darauf nach Latakia geschickt werden, und eine Teilnahme an Kämpfen nicht ausgeschlossen. Alexej N. beschwerte sich, dass nichts über Entschädigungsleistungen bei Verwundung oder Tod gesagt worden sei. Außerdem hätten die Männer weiter schriftlich nur Bescheide, in denen von „taktischen Übungen und der Begleitung von Gütern“ die Rede ist, ohne konkretes Ziel. N. und seine Kameraden wandten sich an die Militärstaatsanwaltschaft.
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Die aber habe sich geweigert, ihre Erklärungen aufzunehmen, und sie stattdessen auf die strafrechtlichen Folgen hingewiesen, wenn sie einen Befehl nicht befolgten. Die Soldaten wandten sich laut dem Bericht auch an den Menschenrechtsrat beim Präsidenten, das Gremium wiederum an das Verteidigungsministerium. Putins Sprecher, Dmitrij Peskow, sagte hingegen am Freitag, der Menschenrechtsrat habe keine entsprechende „Information“ verbreitet. Dessen Vorsitzender Michail Fedotow freilich bestätigte die Darstellung des Nachrichtenportals später öffentlich.
Wladimir Putin© DPAVergrößernRusslands Präsident Wladimir Putin will am 28. September vor der UN-Vollversammlung über Vorschläge im Kampf gegen den „Islamischen Staat“ sprechen.
Auch die Presseabteilung des Östlichen Militärbezirks mit Sitz in Chabarowsk an der Grenze zu China teilte mit, man sei „erstaunt von Versuchen der Korrespondenten eines Internetportals, die alltägliche Tätigkeit untergeordneter Soldaten mit den Ereignissen im Nahen Osten zu verbinden“. Die Verlegung der Soldaten erfolge „nach planmäßiger Ordnung ausschließlich in den Grenzen des Östlichen Militärbezirks“. Die Soldaten, die keine Lust auf die Dienstreise nach Syrien hatten, haben dann laut „Gazeta.ru“ gekündigt; ihnen sei aber gesagt worden, sie würden „dennoch fahren“. Putins Sprecher Peskow versicherte am Freitag, Russland werde eine mögliche Bitte Syriens nach der Verlegung russischer Truppen „diskutieren und prüfen“.
Quelle: F.A.Z. 

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