Ökonom Hellwig sagt„Notfalls die Deutsche Bank verstaatlichen!“
Wenn ein systemrelevantes Geldhaus in Not ist, muss notfalls der Staat übernehmen, sagt einer der angesehensten Banken-Fachleute im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Aber: Nicht alles in der Branche läuft schlecht.
06.08.2016
Nach den für die deutschen Banken enttäuschenden Stresstests und einem dramatischen Einbruch der Kurse von Bankaktien gibt es unter Fachleuten radikale Überlegungen dazu, wie Kreditinstitute in Not gerettet werden könnten. Wenn eine Bank erhebliche Systemrisiken mit sich bringe, müsse der Staat sie übernehmen, sagt der Bonner Max-Planck-Ökonom Martin Hellwig im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
Ausdrücklich nennt Hellwig dabei die Deutsche Bank. „Wenn ein Engagement des Staats als unvermeidlich erscheint, sollte der Bund Aktien übernehmen und die damit verbundenen Kontrollfunktionen ausüben.“ Hellwig gilt als einer der angesehensten Ökonomen Deutschlands und ist ausgewiesener Banken-Fachmann. Seit der Finanzkrise setzt er sich dafür ein, die Kreditinstitute mit deutlich mehr Eigenkapital auszustatten.
„Sparkassen sind immer noch sehr profitabel“
Trotz gegenteiliger Beteuerungen vermag Hellwig bei der Deutschen Bank keinen grundlegenden Strategiewechsel zu erkennen. Die Bank sei in den vergangenen zwanzig Jahren von Investmentbankern beherrscht uns ausgesaugt worden.
Die großen deutschen Geldhäuser insgesamt befinden sich seiner Auffassung nach überdies nicht erst seit er jüngsten Finanzkrise in Schwierigkeiten. „Die Deutschen Banken haben den Strukturwandel der 1990er Jahre nicht verstanden und nicht richtig verarbeitet“, sagt er gegenüber der F.A.S.: „Das ist ein Grund, warum die Krise sie so stark getroffen hat und warum wir auch nicht richtig aus der Krise herausgekommen sind.“
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Mehr dazu in der Sonntagszeitung vom 07.08.2016. Am Vorabend schon in derF.A.S. -App und als E-Paper.
Es sei allerdings andererseits nicht so, dass im Bankgeschäft kein Geld mehr verdient werden könne. „Das Geschäft der Sparkassen und Genossenschaftsbanken ist immer noch sehr profitabel“, so Hellwig. Die Großbanken seien in dieses Geschäft jedoch nicht richtig hineingekommen.
Zugleich kritisierte Hellwig auch Europäische Zentralbank, die für die Verschleppung der Bankenrettung mitverantwortlich sei. Statt sich vorrangig um die Bekämpfung der Deflation zu kümmern, wäre es besser gewesen, zunächst bei den Banken aufzuräumen, so der Experte.
Das vollständige Interview mit Martin Hellwig lesen Sie im Wirtschaftsteil der neuen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
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