Abschreckung im OstenVereinigte Staaten verlegen rund 1000 Soldaten nach Polen
In München nennt der russische Außenminister die Nato ein Relikt aus dem Kalten Krieg. Von Wiesbaden aus schafft Amerika derweil Fakten und verlegt Truppen Richtung Osten.
18.02.2017
© DPADiese Black-Hawk-Hubschrauber sind schon vor einigen Tagen über Bremerhaven an die Nato-Ostflanke gebracht worden.
Zur Abschreckung gegenüber Russland verlegen die Vereinigten Staaten im April rund 1000 Soldaten an die Ostflanke der Nato nach Polen. Dies teilte das Hauptquartier der amerikanischen Streitkräfte in Europa am Samstagabend in Wiesbaden mit. Ab Ende März werden die Verbände demnach einschließlich zahlreicher Fahrzeuge nach Orzysz im Nordosten Polens geschickt. Dabei durchqueren sie Deutschland und Tschechien.
Beim Nato-Gipfel im vergangenen Juli war beschlossen worden, mehrere tausend Soldaten nach Polen und in die baltischen Staaten Litauen, Estland und Lettland zu schicken - alles Nachbarländer Russlands, die sich bedroht fühlen. Die Bundeswehr ist bereits in Litauen und führt dort einen Nato-Verband an. Weitere Führungsnationen sind die Vereinigten Staaten in Polen, Großbritannien in Estland und Kanada in Litauen.
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Litauen reichen die bisherigen Beschlüsse der Nato nicht aus. Präsidentin Dalia Grybauskaite hofft auf mehr militärische Unterstützung der Vereinigten Staaten und eine weitere Stärkung der Nato-Ostflanke. Diese Erwartung äußerte sie am Samstag bei einem Treffen der drei baltischen Staatschefs mit dem amerikanischen Vizepräsidenten Mike Pence am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz, wie Grybauskaite der Agentur BNS sagte.
Beschlüsse „nicht länger ausreichend“
Nach Ansicht der Staatschefin seien die Beschlüsse vom Nato-Gipfel in Warschau im Juli 2016 „nicht länger ausreichend“. Nötig sei, den Entscheidungsprozess in der Nato zu beschleunigen. „Es ist auch entscheidend zu berücksichtigen, dass die Nato und die US-Truppen weitgehend in Westeuropa konzentriert sind statt an den riskantesten östlichen Grenzen“, sagte Grybauskaite.
Von den Vereinigten Staaten versprechen sich Litauen, Estland und Lettland zudem Unterstützung bei der Luftverteidigung und Flugabwehr. „Eine direkte Beteiligung der USA ist notwendig“, sagte Grybauskaite.
Die Nato verfolgt eine Doppelstrategie gegenüber Russland. Auf der einen Seite will sie zur Abschreckung ihre militärische Stärke durch Truppenstationierungen und Manöver in den östlichen Bündnisstaaten zeigen. Andererseits will sie den Gesprächsfaden mit Moskau nicht abreißen lassen.
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