Deutsche Undercover-Legende nach UBS-Datenklau angeklagt
Meisterspion Werner Mauss soll mehr als 15 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Dass er es nun mit der Justiz zu tun bekommt, hat auch mit einem Basler Banker zu tun.
Auf seiner Website rühmt sich der 76-Jährige selber, er sei «an der Zerschlagung von mehr als einhundert kriminellen Gruppierungen und der Festnahme von circa 2000 Personen beteiligt» gewesen. Ein deutsches Gericht stellte einmal fest, Mauss sei «der deutsche Geheimagent». Kurz: Werner Mauss ist eine Legende. Doch nun bekommt er selber juristische Probleme. Das Landgericht Bochum hat am vergangenen Donnerstag eine Anklage gegen Mauss zugelassen, wie «Süddeutsche Zeitung», NDR und WDR berichten. Der Meisterspion soll mehr als 15 Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Mauss bestreitet die Vorwürfe.
Diese Probleme hat Mauss ein niedrigrangiger Basler Banker eingetragen. So zumindest sieht es gemäss Recherchen von Tagesanzeiger.ch/Newsnet die Schweizer Bundesanwaltschaft. Sie hat ihrerseits kürzlich einen früheren UBS-Angestellten aus einem Basler Vorort angeklagt. Die Anklage gegen August König *, eingereicht Ende Juli, lautet auf wirtschaftlichen Nachrichtendienst, Verletzung von Geschäfts- und Bankgeheimnissen, Geldwäscherei und unerlaubten Munitionsbesitz.
Andere Länder, andere Strafverfolgung: In Deutschland werden mutmassliche Steuerhinterzieher hartnäckig verfolgt, in der Schweiz mutmassliche Bankdatendiebe. Konkret wird August König verdächtigt, Informationen über schwerreiche UBS-Kunden nach Nordrhein-Westfalen verkauft zu haben. Das Bundesland hatte im August 2012 Unterlagen aus der Schweizer Grossbank erworben. Ab November 2012 kam es zu Hausdurchsuchungen bei UBS-Klienten in Deutschland, die Steuerdelikten verdächtigt wurden. Vor Mauss’ Anwesen in Rheinland-Pfalz tauchten die Ermittler kurz vor Weihnachten 2012 auf.
Verdächtiges im Kofferraum
Betroffene Kunden meldeten sich postwendend bei der Bank. Die UBS nahm interne Abklärungen vor. Der Verdacht fiel schnell auf August König, der die Bank bereits verlassen hatte. Computeranalysen zeigten, dass der nun Angeklagte in der Abteilung Trust and Foundations Informationen konsultiert hatte – ohne dass er dies hätte tun müssen. Die UBS erstattete im März 2013 Strafanzeige. Die Bundesanwaltschaft liess den Verdächtigen observieren. Am 13. September 2013 schlugen die Ermittler zu. Sie verhinderten so, dass August König nach Mallorca fliegen konnte. Im Kofferraum seines BMW stiessen die Fahnder auf versteckte Angaben zu einem Konto bei der Deutschen Bank in Palma de Mallorca. Weitere Ermittlungen offenbarten, dass August König auf den Balearen für eine Million Euro Immobilien gekauft und für eine etwas höhere Summe wieder verkauft hatte. Bei den Geschäften floss viel Geld über eine Bank in Nordrhein-Westfalen. Das Bundesland hatte sich hervorgetan im Kampf gegen Steuerdelinquenten, insbesondere solche mit Schweizer Konten. Das Bankgeheimnis knackte es, indem es kopierte Kundeninformationen für Millionenbeträge aufkaufte.
Mit den UBS-Daten konnten binnen kurzer Zeit «772 Stiftungen mit einer Kontoverbindung zur UBS AG Schweiz und 550 natürliche Personen als Inhaber von Privatkonten» identifiziert werden. So heisst es in deutschen Justizunterlagen. Viele Kunden hatten ihr Konto mit liechtensteinischen Stiftungen oder ausländischen Trusts «ummantelt». In den UBS-Unterlagen tauchte auch ein Grosskunde namens Claus Möllner auf. Möllner war bei einer solchen Finanzkonstruktion in Vaduz Berechtigter. Hinter dem Pseudonym verbarg sich Meisterspion Mauss.
Die Verteidigung des Geheimagenten macht geltend, Mauss habe nur einen Fonds treuhänderisch verwaltet. Der Prozess vor dem Landgericht Bochum soll noch diesen Monat beginnen. In der Schweiz dauert es noch etwas länger: Das Bundesstrafgericht in Bellinzona hat seinen Verhandlungstermin noch nicht publiziert. Nicht zu erfahren war, wie August König sich zu den Vorwürfen stellt. Früher hatte sein Anwalt erklärt, er bestreite die Anschuldigungen.
Die UBS hatte im Juli 2014 in Deutschland eine 300-Millionen-Euro-Busse bezahlt. Die Staatsanwaltschaft Bochum stellte im Gegenzug ihre Steuerhinterziehungsverfahren gegen ein knappes Dutzend Mitarbeiter der Grossbank ein.
* Name geändert
(Tages-Anzeiger)
(Erstellt: 05.09.2016, 23:06 Uhr)
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