MittelstandsanleihenMifa abermals insolvent
Der Fahrradhersteller Mifa hat abermals einen Insolvenzantrag gestellt. Die Firma gilt als der letzte große Arbeitgeber im Südharz, einer Region mit der wohl höchsten Arbeitslosigkeit in Deutschland.
05.01.2017
Der Fahrradhersteller Mifa hat innerhalb von rund zwei Jahren zum zweiten Mal Insolvenz beantragt. Damit ist der Neustart mit einem modernen Werk in Sangerhausen zunächst gescheitert. Der Fahrradbauer strebt eine Insolvenz in Eigenverantwortung an. Es wird erwartet, dass das Amtsgericht am Donnerstag über den Antrag entscheidet und einen Sachwalter einsetzt.
Der Geschäftsbetrieb soll laut Mifa im vorläufigen Verfahren in vollem Umfang fortgeführt werden; Löhne und Gehälter der rund 520 Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.
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Rettung aus der Insolvenz 2014
Zum ersten Mal war der Fahrradbauer im September 2014 zahlungsunfähig geworden. Sechs Monate davor hatte Mifa die Korrektur von Geschäftsberichten „aufgrund fehlerhafter Verbuchungen von Materialaufwand“ angekündigt. Der damalige Alleinvorstand und Großaktionär Peter Wicht trat zurück, angegeben wurden Gesundheitsgründe. Die Hoffnungen auf eine Rettung durch den indischen Hersteller Hero Cycles zerschlugen sich. Mifa hatte in den Jahren offenbar viel auf Halde produziert.
Im Zuge der Insolvenz übernahm der in Sachsen-Anhalt verwurzelte Unternehmer Heinrich von Nathusius mit einer Landesbürgschaft im Rücken das Unternehmen. Ziel war es Mifa zum kostengünstigsten Fahrradwerk Europas zu machen, um sich gegen die Billig-Konkurrenz etwa aus Asien zu behaupten. Dazu wurde das alte Werk in der Stadt Sangerhausen aufgeben und ein neues Werk am Stadtrand errichtet. Erst kürzlich startete dort der Betrieb.
Die Aktionäre mussten sich mit einem Totalverlust abfinden, da von Nathusius nur die Vermögenswerte, nicht aber die AG übernahm. Ob die Inhaber der 2013 begebenen Mittelstandsanleihe auf Abschlagszahlungen hoffen können, ist offen. Allerdings spricht der aktuelle Kurs von 2,75 Prozent des Nominalwerts nicht für einen nennenswerten Einbringungswert.
Von Nathusius hat nun die Position des Geschäftsführers abgegeben, Nachfolger ist der Berliner Insolvenzverwalter Joachim Voigt-Salus Die Familie stehe aber weiter zum Unternehmen, finanzwirtschaftlich seien aber Grenzen erreicht.
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Die Beschäftigten können indes hoffen. Da im Landkreis Mansfeld-Südharz die Arbeitslosenquote mit 11,7 Prozent etwa doppelt so hoch ist wie im Bundesdurchschnitt, ist die örtliche Politik sehr am Erhalt der Arbeitsplätze interessiert. Das Land habe sich in den vergangenen Monaten stark für den Fahrradhersteller engagiert, sagte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Willingmann. Man werde sich auch weiter für Mifa einsetzen, etwa durch Gespräche mit Banken oder die Suche nach potentiellen Investoren.“
Landrätin Angelika Klein, zeigte sich überrascht. Von Nathusius habe dem Landkreis stets gesagt, dass das Unternehmen auf sicheren Füßen stehe. Auch der Landkreis habe in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um den Standort zu erhalten. Die gesamte Region sei ohne Mifa schwer vorstellbar.
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