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Mittwoch, 21. Juni 2017

Achtmal ist Argentinien in den letzten 200 Jahren pleitegegangen. Doch Investoren interessiert das nicht. Das südamerikanische Land hat eine Anleihe platziert, die erst in 100 Jahren fällig wird – und Anleger greifen zu.

LANGLAUFENDE ANLEIHEN
Anleger leihen Argentinien Geld für 100 Jahre

Achtmal ist Argentinien in den letzten 200 Jahren pleitegegangen. Doch Investoren interessiert das nicht. Das südamerikanische Land hat eine Anleihe platziert, die erst in 100 Jahren fällig wird – und Anleger greifen zu.
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FrankfurtJorge Piedrahita kann es nicht fassen: „Argentinien ist noch nicht reif für eine hundertjährige Anleihe, sie kommt viel zu früh“, ist der der Chef des britischen Vermögensverwalters Puma Investment überzeugt. Er sei nicht sicher, ob es in der Vergangenheit einmal 20 Jahre am Stück gab, in denen das Land nicht zahlungsunfähig wurde, sagt Piedrahita der Nachrichtenagentur Reuters. Viele Investoren sehen das aber offensichtlich anders. Für die neue 2,75 Milliarden Dollar schwere Anleihe Argentiniens, die erst am 28. Juni 2117 zurückgezahlt wird, bekamen die Konsortialbanken um Citi und HSBC Kaufaufträge im Umfang von 9,75 Milliarden Dollar.
Angelockt wurden die Investoren von der hohen Rendite. Wobei die Einschätzung „hoch“ sehr relativ zu sehen ist. Verzinst wird die Anleihe mit einem jährlichen Kupon von 7,25 Prozent. Da die Anleihe zum Kurs von 90 Prozent und damit unter dem Nennwert von 100 Prozent platziert wurde, ergibt sich so auf Endfälligkeit gerechnet eine jährliche Rendite von 7,9 Prozent. Doch viel ist das nur, wenn man die Bonds zum Beispiel mit US-Staatsanleihen vergleicht. In den USA rentiert die 30jährige Anleihe – US-Staatsbonds mit längerer Laufzeit werden zwar diskutiert, aber es gibt sie noch nicht – mit knapp 2,8 Prozent. Im Euro-Raum, wo die Leitzinsen noch niedriger liegen als in den USA (und die Europäische Zentralbank fleißig Staatsanleihen kauft) sind die Renditen noch deutlich niedriger.


Doch dafür haben Anleger mit Argentinien auch eine wahre Leidensgeschichte hinter sich. Seit Argentiniens Unabhängigkeit im Jahr 1816 ging das Land achtmal pleite. Den weitaus größten Zahlungsausfall gab es im Dezember 2001 als Argentinien Anleihen im Gegenwert von knapp 100 Milliarden Dollar nicht bedienen konnte – letztlich war das eine Folge der Asien-Krise von 1999, die alle Schwellenländer mit in den Abgrund zog.
Beispiellos war dabei der harte Schuldenschnitt, den Anleger hinnehmen mussten. Die damalige Regierung strich den Gläubigern rund 75 Prozent ihrer Forderungen. Die harte Umschuldung gab es im Jahr 2005 und 2010, doch mit den letzten institutionellen Gläubigern einigte sich das Land unter dem neuen Präsidenten Mauricio Macri erst im Februar 2016.


Investoren setzen viel Hoffnung auf den neuen Präsidenten, der in der Tat seit seinem Amtsantritt Ende 2015 versprochene Reformen zielstrebig umsetzt. Er gab den Wechselkurs des Peso frei und beendete die Devisenkontrolle. Dazu öffnetet er sein Land für den Handel und reduzierte die Exportsteuern auf Agrarprodukte.
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Die Rückkehr an den Anleihemarkt feierte Argentinien im April 2016. Vorher hatte der Streit mit den letzten Gläubigern – vor allem dem Hedgefonds Elliot – die Aufnahme neuer Anleihen verhindert. Im April vergangenen Jahres nahm die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas dann Schulden über 16,5 Milliarden Dollar auf einen Schlag auf – und freute sich über eine mehr als vierfache Überzeichnung.
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