Wetten mit Junk-BondsAn den Fersen der Geier-Fonds
12. Juni 2017
Alfons Cortés mag keine Anleihen. Diese, so der Mitgründer der Vermögensverwaltung Unifinanz aus Liechtenstein, finanzierten nur das Glück der Schuldner. Hätten diese Erfolg, strichen sie den Gewinn ein und zahlten am Verfallstag kaufkraftreduziertes Geld zurück.
Hätten sie Pech, bekämen die Anleger bestenfalls eine Konkursdividende. So gesehen signalisieren die üppigen Renditen von Anleihen des staatlichen venezolanischen Ölkonzerns Petróleos de Venezuela (PDVSA), dass die Konkursdividende im Pleitefall ziemlich dürftig ausfallen dürfte.
Die US-Investmentbank Goldman Sachs sieht das differenzierter. Sie kaufte in der vorvergangenen Woche für 865 Millionen Dollar PDVSA-Anleihen mit einem Rückzahlungswert von 2,8 Milliarden Dollar, also mit 69 Prozent Abschlag. Goldman kaufte die Anleihen aus dem Bestand der Banco Central de Venezuela. Für die weltgrößte Investmentbank war das ein vorteilhafter Kauf. Eine vergleichbare PDVSA-Anleihe (ISIN USP7807 HAM71), die Privatanleger an der Stuttgarter Börse kaufen können, wird mit nur 40 Prozent Abschlag auf den Rückzahlungswert gehandelt. Geht die Wette auf, dann kassierte Goldman bis 2022 inklusive Zinsen 3,7 Milliarden Dollar. Gewinn: rund 330 Prozent.
Für Privatanleger wären mit der in Stuttgart gehandelten Anleihe immerhin gut 150 Prozent drin – wenn alles gut geht.
Sonderkonditionen wie für Goldman Sachs und andere Großanleger gibt es für Privatanleger nicht. Trotzdem kann es lukrativ sein, sich an die Fersen derer zu heften, die aus Anleihen von Staaten in Schieflage Profit schlagen – der Geier-Fonds. Berühmt gemacht hat den Begriff der New Yorker Hedgefonds Elliott. Dessen Geschäftsmodell ist einfach: billig Schulden aufkaufen, möglichst mit Profit verkaufen. Klappt das nicht, dann wird der Schuldner verklagt, die gesamte Summe auszuzahlen. Elliott sammelte im Mai für einen neuen Fonds binnen eines Tages fünf Milliarden Dollar unter Investoren ein, darunter auch von wohlhabenden Privatanlegern.
Seinen Ruf verdiente sich Elliott-Gründer Paul Singer, als er 1996 Anleihen des damals überschuldeten Peru knapp zur Hälfte ihres Rückzahlungswerts kaufte. Nach einer Serie von Prozessen vor internationalen Gerichten knickte Peru im September 2000 ein und zahlte die Anleihen zurück, einschließlich aufgelaufener Zinsen. Elliott machte mehr als 300 Prozent plus. Nach ähnlichem Muster schlug Elliott 2001 nach der Staatspleite in Argentinien zu. Während sich andere Gläubiger auf eine reduzierte Rückzahlung einließen, verklagte Elliott Argentinien und ließ weltweit Vermögenswerte beschlagnahmen. Nach 15 Jahren ging die Rechnung auf. Elliott presste mindestens das Zehnfache seines Einsatzes aus dem südamerikanischen Land heraus.
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