IstanbulAus Furcht vor einem weiteren Verfall der Landeswährung Lira horten türkische Verbraucher und Unternehmen Dollar. Allein in der Woche bis zum 24. Januar stiegen die Bestände an Dollar um zwei Prozent auf 122 Milliarden an, wie aus jüngsten Daten der Zentralbank hervorgeht. Experten sehen das als Zeichen, dass viele Verbraucher auch nach der jüngsten Zinserhöhung nicht an eine Erholung der Lira glauben. Auch die Ratingagentur Moody's rechnet mit einem anhaltenden Druck auf die Währung. Zumal durch die kräftige Zinserhöhung Risiken für die Konjunktur drohten, erklärte Moody's am Freitag. Auch andere Schwellenländer waren zuletzt in wirtschaftliche Turbulenzen geraten. Eine Konjunkturabkühlung und die Straffung der US-Geldpolitik schickten ihre Währungen auf Talfahrt.
Viele türkische Unternehmen deckten sich inzwischen mit Dollar ein, um sich so gegen Wechselkursschwankungen abzusichern, sagte ein hochrangiger Devisenhändler bei einer Bank in Istanbul. „Einzelne Investoren und Haushalte, die bei früheren Kursverlusten der Lira noch jeweils zehn bis 15 Milliarden Dollar verkauft haben, stocken jetzt ihre Bestände sogar noch weiter auf und setzen damit die Währung zusätzlich unter Druck.“
Weltweite Währungsreserven
Die Lira hatte 2013 17 Prozent an Wert verloren. Wie andere Währungen zuletzt aufstrebender Schwellenländer beschleunigte sie ihren Kursrutsch zu Jahresbeginn sogar noch. Auslöser ist ein massiver Kapitalabfluss in Folge der Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank. Viele Investoren ziehen ihr Geld ab, da die wirtschaftlich wieder erstarkten USA dank anziehender Renditen attraktiver werden. Die Notenbanken in den Schwellenländern versuchen über Zinserhöhungen gegenzusteuern, was aber das Wachstum bremst. Die türkische Notenbank hob den Leitzins nach einer Krisensitzung am Dienstag um etwa fünf Prozentpunkte an, konnte die Lira aber damit nur zeitweise stützen. Türken müssen nun doppelt so viele Lira für einen Dollar zahlen wie vor sechs Jahren, als die Währung ihren Höchstkurs erreicht hatte.
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