HamburgDer frühere „Zeit“-Herausgeber Theo Sommer ist als Steuerhinterzieher verurteilt worden. Die Freiheitsstrafe von einem Jahr und sieben Monaten setzte das Amtsgericht Hamburg am Mittwoch zur Bewährung aus. Außerdem muss der Publizist eine Geldbuße von 20 000 Euro zahlen - in einen Förderfonds für Wissenschaft, Bildung und Kunst.
Laut Anklage hat der 83-Jährige zwischen 2007 und 2011 Steuern in Höhe von 649 000 Euro nicht bezahlt, die aus Einkommen aus freiberuflicher Nebentätigkeit fällig geworden wären. Der Publizist bezeichnete die Strafe als „schmerzlich, aber angemessen“. Der Richter hielt Sommer zugute, den Schaden bereits wiedergutgemacht zu haben. Dazu musste Sommers Ehefrau ihre Wohnung auf Sylt verkaufen.
„Ich weiß, was ich getan habe“, sagte Sommer. Worte wie „bedauern“, „bereuen“ und „töricht“ prägten seine Erklärungen: „Ein dunkler Schatten fällt auf fast acht Jahrzehnte eines unbescholtenen Lebens.“ Nach Einschätzung des Richters hat die Verhandlung keine hundertprozentige Aufklärung gebracht, warum Sommer den Schlendrian walten ließ.
Dennoch: „Die Fakten sind so klar wie selten in einem Steuerstrafverfahren“, ergänzte der Richter. Er könne dem Angeklagten zwar weder Verschleierung noch dubiose Barzahlungen vorhalten, aber es gehe um erhebliche Summen, um „gemeinschädliches Verhalten“, um eine besondere Form des Betrugs. „Ich war nie ein Zocker, habe nie an der Börse spekuliert, nie daran gedacht, Geld in die Schweiz zu verschieben“, berichtete Sommer. Sein Anwalt räumte vorsätzliche Steuerhinterziehung ein und fügte an: „Er (Sommer) hat keine Buchhalterseele.“
Eine herausgeberische Tätigkeit für die Berliner Firma Times Media - sie gibt Zeitungen wie „The Atlantic Times“ und „German Times“ heraus - hat den Journalisten nach eigenem Bekunden in die Bredouille gebracht. Er sprach von Nachlässigkeit mit diesen Einkünften. Als „Workoholic“ habe er eine ungeheure Arbeitsbelastung gehabt. Dies habe ihn von einwandfreien Steuererklärungen abgehalten. „Geld und Finanzen standen am Ende meiner Dringlichkeitsskala“, sagte Sommer. Nach eigener Auskunft hat er monatlich rund 10 000 Euro zur Verfügung.
PROZESSE UND KLAGEN
Mit seinen „Erklärungsversuchen“ (Sommer) vermochte der Publizist die Staatsanwältin nicht zu überzeugen: „Viel Arbeit ist zwar erfreulich, aber kein Entschuldigungsgrund.“ Schließlich müsse sich jeder kleine Handwerker auch um seine Steuern kümmern. Die Anklage hatte für den Buchautor eine zwei Monate höhere Bewährungsstrafe und eine Geldbuße gefordert. Sie hielt ihm vor, dass er wegen eines geringfügigeren Steuerdelikts zuvor eigentlich hätte vorgewarnt sein müssen. „Gehen Sie davon aus, dass ich meine Lektion gelernt habe“, zeigte Sommer nun Reue. Er sei froh, nach zweieinhalb Jahren Ermittlungen zu einem Abschluss zu kommen. „Wir haben ein faires Verfahren genossen.“
Sommer war von 1958 an bei der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ tätig - zunächst als politischer Redakteur. 1973 stieg er in die Chefredaktion auf, von Oktober 1992 bis zum Jahr 2000 fungierte er neben Marion Gräfin Dönhoff (1909-2002) und Altbundeskanzler Helmut Schmidt (95) als Herausgeber. Seitdem ist er als Buchautor und Moderator tätig und bekleidet diverse Ehrenämter.
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