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Donnerstag, 27. August 2015

Das heißt „Trailing Stop-Loss“, ist aber noch nicht bei jeder Bank im Handelssystem verfügbar.

Stopp-Loss-OrdersKurs tief, Aktie weg

Wenn die Kurse sinken, werden die Aktien automatisch verkauft: Dafür sorgen die so genannten Stopp-Loss-Orders. Doch im Chaos der vergangenen Tage hat das manchen Aktionär viel Geld gekostet.

© DPAHier hat nicht der Mensch verkauft.
Der Absacker am Aktienmarkt Anfang der Woche hat manchen Anleger falsch erwischt. Bis Montagnachmittag ging es für einige Aktien zehn Prozent in die Tiefe, dann stiegen die Kurse zurück auf den Ausgangspunkt - aber zwischendurch hat in manchem Depot die automatische Verkaufsorder für Kursabstürze gegriffen, die so genannte Stopp-Loss-Order. Als es wieder aufwärtsging, waren die Aktien schon verkauft - zum niedrigen Kurs. Auch Fernsehmoderator Jan Böhmermann hat das bemerkt. „Gute Aktientipps (leider zu spät)“, twitterte er schon am Montagabend, „Folge 1: Stopp-Loss-Orders haben nicht nur Vorteile.“
© TWITTER
In der Tat: So war das nicht gedacht. Die Idee hinter dem Stopp-Loss-Geschäft ist nämlich eigentlich ganz sinnvoll. Der Anleger definiert vorab für jede Aktie einen Kurs, und wenn der unterschritten wird, verkauft das System die Aktien automatisch. Das hilft dem Aktionär, wenn er nicht den ganzen Tag den Kurs kontrollieren kann. Im Idealfall schützt die Stopp-Loss-Order vor schnellen Kursabstürzen, weil die Aktie vom Computer noch rechtzeitig aus dem Depot entfernt wird.
Der F.A.Z.-Index am Montag und Dienstag25.08.2015, 18:00 UhrWeiter zur WertpapierdetailseiteSo ging es Anfang der Woche: erst runter, dann hoch - und dazwischen wurden Aktien automatisch verkauft
Mehrere Studien haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass Stopp-Loss-Orders Aktionären durchaus Vorteile bringen können, wenn es am Markt immer mal wieder einen Trend gibt oder die Aktionäre von plötzlichen Panikwellen erfasst werden - diese Bedingungen hat das Massachusetts Institute of Technology spezifiziert.

Stopp-Loss-Orders sind nicht für jeden

Das gilt aber vor allem für aktive Aktionäre. Wer seine Aktien ruhig liegenlässt, weil er im Einklang mit vielen Studien glaubt, dass er den richtigen Zeitpunkt zum Kauf und Verkauf sowieso nicht findet, der kann auf die automatischen Aufträge auch verzichten. „Der langfristige Investor braucht kein Stopp Loss, der handelt sowieso nicht“, sagt Finanzprofessor Martin Weber an der Universität Mannheim.
Wer dagegen gerne mit Aktien spekuliert, der kann aus Stopp-Loss-Orders nach Webers Ansicht auch einen psychologischen Vorteil ziehen. Menschen trennen sich nämlich ungern von Aktien, die gerade an Kurs verlieren. Sie müssten ihren Verlust realisieren, und das tut niemand gern. Deshalb verkaufen viele aktive Aktionäre zu spät. Die Automatik hilft ihnen, die Aktien trotzdem aus dem Portfolio zu werfen und sich dann der Frage zuzuwenden, auf die es eigentlich ankommt: Würde ich diese Aktien noch einmal kaufen? Wenn Anleger diese Frage anschließend mit „ja“ beantworten, war die Stopp-Loss-Order allerdings ein schlechtes Geschäft. Gelegentlich sind die Aktien beim Rückkauf teurer als beim Verkauf, und Börsenhandelsgebühren werden auf jeden Fall fällig. So geschah es wohl auch in dem Depot, über das Jan Böhmermann sprach.

Tipps für die Stopp-Loss-Orders

Wer die Stopp-Loss-Order einsetzt, sollte deshalb darüber nachdenken, bei welchem Kurs der Computer verkaufen soll. Die erste Regel lautet: Nie runde Kurse wählen. Denn die sind für Stopp-Loss-Orders beliebt. Wenn der runde Kurs erreicht ist, kommen oft viele Aktien gleichzeitig zum Verkauf. Dann liegt der nächste Kurs, zu dem die Aktie tatsächlich verkauft wird, deutlich unterhalb der angestrebten Marke. Deshalb setzen erfahrene Anleger den Stopp-Loss-Kurs leicht oberhalb einer runden Marke.
Praktisch ist es, wenn das Handelssystem der Bank den Stopp-Loss-Kurs automatisch berechnet. Steigt die Aktie im Wert, rutscht der Verkaufskurs automatisch mit nach oben. Auf diese Weise können Anleger sich ihre Gewinne sichern, ohne allzu viel Aufwand damit zu haben - und der automatisch errechnete Kurs ist sowieso meistens kein glatter Wert. Das heißt „Trailing Stop-Loss“, ist aber noch nicht bei jeder Bank im Handelssystem verfügbar.
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Aktien, deren Kurs stärker schwankt, brauchen dann einen tieferen Stopp-Loss-Kurs als ruhige Aktien. Anleger mit längerem Zeithorizont brauchen ebenfalls einen tieferen Stopp-Loss-Kurs, sie wollen schließlich nicht bei jeder kleinen Marktbewegung aus der Aktie geworfen werden. Wer täglich seine Bestände neu sortiert, kann den Verkaufsauftrag für eine stabile Aktie schon fünf Prozent unter dem aktuellen Kurs setzen. Langfristig orientierte Anleger lassen bei einem flatterhaften Kurs eher 20 Prozent.

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