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Freitag, 21. August 2015

Das Gläubigerkonsortium rund um das US-Investmenthaus Franklin Templeton war jüngst aber offenbar nur zu einem kleinen Schuldenschnitt von 5% bis 10% bereit gewesen. Für eine Einigung wird man sich irgendwo in der Mitte treffen müssen. Jaresko dürfte aber einen Haircut von weniger als 20% bis 25% dem Heimpublikum und dem IMF kaum verkaufen können.

Schuldenschnitt oder Default?
Die Uhr tickt für Kiew

Bald muss sich entscheiden, ob es einen Haircut für die Ukraine gibt oder Kiew den Schuldendienst einstellt. Selbst bei einer Einigung mit den Gläubigern sind aber nicht alle Probleme vom Tisch.
  • von Matthias Benz, Wien

Strassenuhr mit Werbung der Ukrinbank in Kiew.
Strassenuhr mit Werbung der Ukrinbank in Kiew. (Bild: Imago)
Für die ukrainische Finanzministerin Jaresko steht bald eine schwierige Entscheidung an: Einigt man sich mit den ausländischen Gläubigern auf einen Schuldenschnitt für das von Krieg und Rezession geplagte Land, oder setzt man die Bedienung der Staatsschulden aus, weil die Gläubiger nicht genug entgegenkommen sind?

Zinszahlung wahrscheinlich

Eigentlich hatte Jaresko einen solchen Entschluss schon für das vergangene Wochenende angekündigt . Doch nun drängt die Zeit: Am Sonntag wird eine Zinszahlung der Ukraine von 60 Mio. $ auf einer Auslandsanleihe fällig. Auch wird die Zeit knapp für die technische und juristische Umsetzung eines allfälligen Schuldenschnitts, bevor am 23. September die vollständige Rückzahlung einer 500-Mio.-$-Anleihe ansteht.
Ob Kiew am Sonntag die fälligen Zinsen zahlt, wird ein Lackmustest für den Stand der Verhandlungen sein. Eine Überweisung an die Gläubiger wäre kaum sinnvoll, wenn Kiew ohnehin zu einem Schuldenmoratorium und dem damit verbundenen Default tendieren würde. Dem Vernehmen nach dürfte Kiew aber die Zinsen bezahlen. Das deutet darauf hin, dass die Gespräche hinter den Kulissen weitergehen und eine Einigung noch möglich scheint.
Entscheidend wird dabei die Höhe des Schuldenschnitts sein. Kiew hatte ursprünglich einen Haircut von 40% auf seinen Auslandschulden verlangt, um die vom Internationalen Währungsfonds (IMF) verlangte Schuldentragfähigkeit herzustellen. Das Gläubigerkonsortium rund um das US-Investmenthaus Franklin Templeton war jüngst aber offenbar nur zu einem kleinen Schuldenschnitt von 5% bis 10% bereit gewesen. Für eine Einigung wird man sich irgendwo in der Mitte treffen müssen. Jaresko dürfte aber einen Haircut von weniger als 20% bis 25% dem Heimpublikum und dem IMF kaum verkaufen können. Deshalb steht ein Schuldenmoratorium weiter im Raum. Es diente vor allem dazu, die Gläubiger doch noch zum Einlenken zu bewegen. Kiew befürchtet darüber hinaus keine wirtschaftlichen Verwerfungen, aber ein Default ist prinzipiell nie auf die leichte Schulter zu nehmen.

Heikle Schulden bei Russland

Ob es zu einem Schuldenschnitt oder einem Default kommt, diese Frage dürfte sich spätestens kommende Woche entscheiden. Andernfalls liesse sich die mindestens dreiwöchige Frist zur Vorbereitung eines Schuldenschnitts kaum mehr einhalten. Selbst bei einer Einigung sind aber nicht alle Probleme für Kiew vom Tisch. An den Gläubigerverhandlungen nicht teilgenommen hat nämlich Russland, das der Ukraine noch zu Zeiten von Präsident Janukowitsch über eine Anleihe 3 Mrd. $ geliehen hatte. Es ist kaum vorstellbar, dass die von Finanznöten geplagte ukrainische Regierung im Dezember dieses Geld zurückzahlen wird an ein Land, mit dem man indirekt in einem kriegerischen Konflikt steht. So könnte doch noch ein formeller Zahlungsausfall eintreten.
http://www.nzz.ch/wirtschaft/die-uhr-tickt-fuer-kiew-1.18599756

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