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Montag, 4. Januar 2016

Deutschland-Geschäft hinkt Schweizer Banken haben hierzulande zu kämpfen 29.12.2015 VON THOMAS BAUMGARTNER Die Schweizer Banken tun sich schwer mit ihrem Privatkundengeschäft in Deutschland. Bei einigen Häusern gibt es immer wieder Gerüchte um einen Rückzug aus Frankfurt.

Deutschland-Geschäft hinktSchweizer Banken haben hierzulande zu kämpfen

VON Die Schweizer Banken tun sich schwer mit ihrem Privatkundengeschäft in Deutschland. Bei einigen Häusern gibt es immer wieder Gerüchte um einen Rückzug aus Frankfurt.
Die UBS zeigt Flagge am Frankfurter Opernplatz – doch von einigen ehrgeizigen Plänen in Deutschland musste sich die Schweizer Großbank verabschieden. Auch andere Häuser tun sich hierzulande schwer.Die UBS zeigt Flagge am Frankfurter Opernplatz – doch von einigen ehrgeizigen Plänen in Deutschland musste sich die Schweizer Großbank verabschieden. Auch andere Häuser tun sich hierzulande schwer.
Frankfurt. 
Die Konkurrenz war und ist hart, Schlagzeilen wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung haben geschadet, und teilweise fehlte es am notwendigen langen Atem: Das Deutschland-Geschäft hat sich für Schweizer Banken als schwierig erwiesen. Einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag haben die Institute aus der Eidgenossenschaft seit Ausbruch der Finanzkrise 2008 im deutschen Markt verloren, wie ein Schweizer Fachmagazin schätzt. Dennoch: „Deutschland ist nach wie vor für viele Schweizer Banken sowohl der Kernmarkt in Europa als auch ein ’Hub’ für das Bankgeschäft in zahlreichen anderen europäischen Staaten“, sagt Oliver Wagner, Geschäftsführer des Verbands der Auslandsbanken.
Heiko Schlag von Julius Bär EuropeBild-Zoom
Heiko Schlag von Julius Bär Europe
Im Geschäftsjahr 2014 beschäftigten die verschiedenen Schweizer Banken in Deutschland rund 1850 Mitarbeiter – nicht nur im gehobenen Privatkundengeschäft (Private Banking), sondern beispielsweise auch in der Vermögensverwaltung (Asset Management), im Investmentbanking oder Emissionsgeschäft (Zertifikate). Tendenz bei der Beschäftigtenzahl: abnehmend.

Der Platzhirsch

So hat der Platzhirsch UBS Deutschland die Zahl der Mitarbeiter seit 2007 von 1500 auf 900 reduziert. Dabei hatte man mit dem Bezug des Frankfurter Opernturms Ehrgeiz signalisiert, beim Schweizer Mutterkonzern ist der frühere Bundesbank-Präsident Axel Weber Verwaltungsratschef. „Der deutsche Markt hatte sich nach der Finanzkrise schwächer entwickelt als erwartet und sich deshalb für UBS – wie auch für andere internationale und nationale Großbanken – als besonders schwierig erwiesen“, begründet das Institut. Die zweite börsennotierte Zürcher Großbank, Credit Suisse, hat ihr Privatkundengeschäft in Deutschland sogar ganz abgestoßen; 200 der 300 dort beschäftigten Menschen wechselten zur Frankfurter Bethmann Bank. Credit Suisse beschränkt sich unter Deutschland-Chefin Helene von Roeder nun aufs Investmentbanking (wo sie im ersten Halbjahr 2015 die Nummer fünf im deutschen Markt war) und das Fondsgeschäft; die restlichen Millionärs-Privatkunden betreut man aus der Schweiz heraus.
Auch das Geschäft von J. Safra Sarasin in Deutschland – mit Hauptsitz in der Frankfurter Taunusanlage – wackelt nach Angaben von Insidern – der Mutterkonzern ist in Turbulenzen geraten, wurde in Brasilien auf Schrott-Status herabgestuft und hat Ärger mit der Staatsanwaltschaft. In Deutschland, wo Safra Sarasin neben der Zentrale Frankfurt in Hamburg, Hannover, München und Stuttgart vertreten ist (Köln und Nürnberg wurden 2014 geschlossen), dreht sich das Personal-Karussell: Deutschland-Chef Nils Ossenbrink machte im August dieses Jahres Platz für Thomas Reeg (früher Morgan Stanley). Laut der Schweizer „Handelszeitung“ machte das Basler Institut 2014 in Deutschland im dritten Jahr in Folge einen Verlust von elf Millionen Euro, es laufen Ermittlungen wegen der umstrittenen „Cum-Ex“-Dividendengeschäfte, die die Privatbank für prominente deutsche Kunden betrieb.

Weniger Privatbanken

Weil die USA das Bankgeheimnis de facto zu Fall gebracht haben, nachdem Beihilfe verschiedener Häuser zur Steuerhinterziehung amerikanischer Staatsbürger aufgeflogen war, ist die Branche in der Schweiz in Turbulenzen geraten: Die Zahl der Privatbanken ist laut der Unternehmensberatung KPMG zwischen 2005 und 2012 von 182 auf 139 gesunken und bleibt weiter rückläufig. Traditionsreiche Häuser wie Wegelin oder Frey mussten schließen, andere kräftig sparen.
Die UBS machte im vergangenen Jahr in Deutschland 81 Millionen Euro Verlust, nach minus 13 Millionen im Jahr 2013. Das letzte Gewinnjahr war 2012 mit plus 13 Millionen. Vor rund einem halben Jahr trat Thomas Rodermann von der Deutschen Bank als neuer Chef an, er löste Axel Hörger ab. Die Kundengelder wuchsen immerhin im Vorjahr um 13 Prozent auf geschätzt mehr als 30 Milliarden Euro (offizielle Angaben macht die Bank nicht) und dieses Jahr (Stand Ende Oktober) um weitere 9 Prozent. Die Zahl der Standorte hatte die UBS um sechs auf acht reduziert. Nun aber setzt Rodermann wieder auf Wachstum: Er will die rund 150 Berater „um etwa ein Drittel aufstocken“ und – statt neuer Filialen – in digitale Angebote investieren, was auch die Betreuung nicht so vermögender Kunden erlauben soll. Die Rückkehr in die Gewinnzone peilt er spätestens 2017 an. Der Mutterkonzern prüft zudem, alle seine europäischen Auslandsaktivitäten im Wealth Management in Deutschland zusammenzufassen, wie dies schon Julius Bär getan hat. Eine Entscheidung soll im zweiten Halbjahr 2016 fallen.
Ebenfalls acht Standorte in Deutschland unterhält Julius Bär. Dieses Institut ist allerdings auf Expansionskurs und hat hierzulande seit der Merrill-Lynch-Übernahme so richtig Fuß gefasst; durchschnittlich stieg die Mitarbeiterzahl der Bank Julius Bär Europe AG zwischen 2011 und 2014 um jährlich fast 20 Prozent auf 164. Das durchschnittliche Kundenwachstum erreichte zwischen 2011 und 2014 pro Jahr 35 Prozent, das verwaltete Vermögen wuchs um jährlich 41 Prozent (auf wohl mehr als 5 Milliarden Euro, absolute Angaben macht die Bank offiziell nicht). „Wo es sich ergibt, werden wir unsere regionale Präsenz verstärken – auch um die regionale Nähe zu unseren Kunden weiterhin zu intensivieren“, kündigt Vorstandschef Heiko Schlag an.
Julius Bär hat nach Unternehmensangaben die Gewinnschwelle überschritten. Schlag: „Julius Bär ist die erste Schweizer Bank, die in Deutschland im Privatkundengeschäft nachhaltig profitabel sein wird. Wir sehen gute Chancen, dass wir auch zukünftig weiteres Wachstum erzielen werden.“
Schwarze Zahlen verkündet mittlerweile auch von Roeder für die Credit Suisse, nachdem vor 2013 eine lange Reihe von Jahren mit zweistelligen Millionenverlusten zu Buche stand. Sie hatte mit ihrem Amtsantritt Ende 2014 ein langes Führungsvakuum beendet, der frühere Deutschlandchef Michael Rüdiger war schon 2012 gegangen.
Auch die Privatbank Pictet unterstreicht, dass das Deutschland-Geschäft schwarze Zahlen schreibt und nach Angaben eines Sprechers „ganz klar seit langem hochprofitabel“ ist. Die inhabergeführte Pictet ist neben der Niederlassung in Frankfurt seit vorigem Jahr auch mit einem Standort in München vertreten und beschäftigt hierzulande rund 40 Mitarbeiter. Genaue Zahlen zum betreuten Vermögen gibt man nicht heraus, doch handle es sich „um einen ordentlichen zweistelligen Milliarden-Betrag“; dazu kommen laut BVI noch knapp 4 Milliarden Euro an Assets, die Pictet für institutionelle Kunden verwaltet. Deutschland-Chef Armin Eiche hebt die „unabhängige Betreuung bei gleichzeitiger internationaler Expertise unter dem Dach eines sehr soliden Bankhauses“ als Wettbewerbsvorteil hervor. Er setzt auf Expansion, ein dritter Standort sei denkbar. Als besondere Stärke von Pictet gilt die Private-Equity-Expertise.

In den roten Zahlen

Weiterhin rote Zahlen muss im Deutschlandgeschäft die St. Galler Kantonalbank verbuchen. 2014 lag der Verlust bei gut 7 Millionen Euro, bis 2020 werden laut Geschäftsbericht weitere Anlaufverluste erwartet. Die Bank, die sich mehrheitlich in Kantons-Besitz befindet, führt ihr Deutschland-Geschäft von München aus, in Frankfurt ist die Filiale gerade erst umgezogen in die Myliusstraße. Zum Jahreswechsel löst Walter Ernst Christoph Lieber als Deutschland-Chef ab. Angaben zum betreuten Vermögen hierzulande gibt es nicht, die Zahl der Mitarbeiter liegt bei 46.
In Deutschland aktiv ist seit 1999 auch die Bank Vontobel Europe, sie dient als Hub für das gesamte Auslandsgeschäft in Europa, also in Österreich, Luxemburg, Schweden und Finnland. Vontobel betreut Vermögenswerte deutscher Kunden von rund acht Milliarden Euro, neben gehobenem Privatkundengeschäft und Vermögensverwaltung bietet man auch Investmentbanking an. Vontobel ist zum Beispiel einer der führenden Anbieter strukturierter Produkte im Lande. Das Geschäft führt Bernhard Heye von München aus. An vier Standorten – neben München und Frankfurt auch Hamburg und Köln – arbeiten rund 80 Mitarbeite

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