AGGRESSIVER HEDGEFONDS-LENKER
Der lästige Mister Singer
Hamburg - Da ist er wieder, Paul Singer. Verklagt die Herren Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche auf Schadenseratz, wie am Wochenende bekannt wurde. Gemeinsam mit anderen Hedgefonds fordert Singers Investmentfirma Elliott Associates 1,8 Milliarden Euro.
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Es ist nicht das erste Mal, dass der Finanzjongleur aus New York Akteure der deutschen Wirtschaft piesackt. Singer gilt als einer der aggressivsten seiner Zunft. Und Zufall oder nicht: Zuletzt gerieten ausgerechnet hierzulande vermehrt Firmen mit ihm aneinander.
Erst kürzlich etwa mischte Singer bei der Übernahme des Pharmahändlers Celesio an den US-Konzern McKesson mit. Der Deal scheiterte im ersten Anlauf vor allem, weil sich Celesio-Aktionär Singer querstellte, um den Preis für seine Anteile in die Höhe zu treiben. Dass hinter den Kulissen wenig später doch noch eine Lösung gefunden wurde, dürfte insbesondere daran gelegen haben, dass ein Scheitern des Firmenkaufs auch für Elliott teuer geworden wäre.
Singer geht Vodafone auf die Nerven
Oder Kabel Deutschland : Nachdem Vodafone im Juni vergangenen Jahres seine Übernahmeofferte für den deutschen Netzbetreiber abgegeben hatte, begann Singers Finanzvehikel Elliott sukzessive seinen Anteil daran zu erhöhen. Zudem versuchte Elliott, den Deal über die Medien zu torpedieren. Singers erkennbares Ziel dabei erneut: Den Preis für die Kabel-Aktien in die Höhe zu treiben.
Demag Cranes, DIS AG, Medion - die Liste deutscher Firmen, deren Übernahme der Amerikaner aufmischte, ist lang. Dabei ist Singer eigentlich auf etwas ganz Anderes spezialisiert: nämlich das Geschäft mit notleidenden Anleihen, sei es von Unternehmen oder gleich von ganzen Staaten.
"Unser Ziel ist es, Insolvenzverfahren zu finden, bei denen wir den Prozess beeinflussen und dadurch Wert schöpfen können", zitierte die "Zeit" einmal aus einem der raren Interviews Singers. Namen wie Chrysler oder Lehman Brothers stehen demnach bereits auf der Liste seiner Opfer. Andere Medien nennen zudem die Fluggesellschaft TWA, den Telekom-Konzern MCI WorldCom sowie den einstigen Energieriesen Enron.
- 1. Teil: Der lästige Mister Singer
- 2. Teil: Legendärer Streit mit Argentinien
Und vor allem Argentinien. Kein Artikel über den amerikanischen Milliardär und Hedgefondsmanager, in dem die Geschichte seines legendären Streits mit den Südamerikanern nicht erzählt würde: 2001 hatte das Land praktisch seinen Staatsbankrott erklärt. Anleihen im dreistelligen Milliarden-Dollar-Bereich könnten nicht mehr bedient werden, hieß es.
Wenig später gaben sich mehr als 90 Prozent der Anleihegläubiger mit einem Verzicht auf mehr als zwei Drittel ihrer Forderungen zufrieden. Nur wenige Investoren weigerten sich - unter ihnen auch der promovierte Jurist und studierte Psychologe Paul Elliott Singer.
Dessen Fonds NML Capital zog gegen Argentinien vor Gericht und gewann - ein New Yorker Richter verurteilte Buenos Aires dazu, 1,3 Milliarden Dollar zu zahlen.
Ein schöner Erfolg also für den Mann, den "Forbes" mit einem geschätzten Vermögen von 1,1 Milliarden Dollar auf Platz 392 der Liste der reichsten Amerikaner führt. Und ein gutes Beispiel dafür, zu welchen Mitteln Singer mitunter greift, um seine Ziele zu erreichen.
Geschicktes Spiel mit der Öffentlichkeit
Um den Druck auf Argentinien zu erhöhen, hatte der Amerikaner beispielsweise zwischenzeitig Botschaftsgebäude des Landes sowie ins Ausland gegebene Museumsgegenstände pfänden lassen. Und als die argentinische Präsidentenmaschine "Tango 01" 2005 einmal in den USA einen Zwischenstopp einlegte, versuchte der Finanzmanager, das Flugzeug festzusetzen.
2012 gelang Singer schließlich ein aufsehenerregender Coup: Ein Gericht in Afrika ließ auf sein Geheiß hin ein Schulschiff der argentinischen Marine arrestieren. Der Beschluss wurde später allerdings vom Internationalen Seegerichtshof in Hamburg wieder aufgehoben.
Dabei ist Argentinien nicht das einzige Land, dass die Hartnäckigkeit Singers zu spüren bekam. Mit einer ähnlichen Strategie konnte er Berichten zufolge beispielsweise auch in Peru sowie der Republik Kongo abkassieren.
Unterm Strich hat sich das aggressive Vorgehen bisher wohl ausgezahlt. Singers Investmentfirma, die er 1977 nach Tätigkeiten als Anwalt und Investmentbanker mit einem Startkapital von kaum mehr als einer Million Dollar gegründet hatte, verwaltet heute angeblich an die 20 Milliarden Dollar. Jährliche Renditen im zweistelligen Bereich seien die Regel, heißt es.
Genau lässt sich das allerdings kaum sagen, denn Elliott legt wie in der Branche üblich keinerlei Rechenschaft ab. Die Öffentlichkeit sucht das Unternehmen vielmehr ausschließlich, um seine geschäftlichen Interesse zu verfolgen - wie auch die Herren Piëch und Porsche gerade feststellen müssen.
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