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Montag, 20. April 2015

Staatsanleihen Niemand handelt mehr mit griechischen Anleihen Die Kurse griechischer Staatsanleihen fallen am Donnerstag. Aber wer handelt da eigentlich? Nur noch ein paar Zocker. Der Markt ist schon lange tot.


StaatsanleihenNiemand handelt mehr mit griechischen Anleihen

Die Kurse griechischer Staatsanleihen fallen am Donnerstag. Aber wer handelt da eigentlich? Nur noch ein paar Zocker. Der Markt ist schon lange tot.

© DPAVergrößernGriechenland: Investoren beten, dass nichts passiert
Besorgt starren die Anleger am Donnerstag auf Griechenland. Basierend auf Gerüchten, die Syriza-Regierung habe Kontakt mit dem Internationalen Währungsfonds aufgenommen, um eine Stundung der in diesem Jahr fälligen Schulden von knapp einer halben Milliarde Euro zu erreichen, reagieren die Aktienmärkte mit Kursverlusten.
An den Anleihemärkten fallen die Kurse griechischer Staatsanleihen, im Gegenzug steigen ihre Renditen, weil die Anleihen – ordnungsgemäße Bedienung vorausgesetzt – billiger geworden sind und daher mehr Ertrag versprechen. Gleichzeitig steigen die Kurse der Bundesanleihen, was manchen Beobachter zu dem Schluss verleiten könnte, hier würde umgeschichtet.

Kein unmittelbarer Effekt für den restlichen Markt

Wer allerdings einen Moment nachdenkt, muss sich doch ein paar Fragen stellen. Zum ersten: Würde angesichts der Größe beider Länder ein Exodus aus einer griechischen Anleihe ausreichen, um die Rendite der deutschen Bundesanleihe zu bewegen? Zum zweiten: Wer handelt eigentlich noch griechische Staatsanleihen?
Im ersten Fall könnte man ja meinen, dass Griechenland angesichts der höheren Verschuldung mehr Anleihen auf dem Markt hätte. Doch in absoluten Zahlen liegen die gesamten Anleiheschulden Griechenlands bei 83 Milliarden Euro, die der Bundesrepublik bei 1,125 Billionen. Tatsächlich hätte also auch eine direkt Umschichtung keinen großen Effekt auf den Kurs der Bundesanleihe.
Mittelbar wird allerdings ein Schuh daraus, wenn man in Betracht zieht, dass auch die Kurse portugiesischer, vor allem aber auch italienischer und spanischer Staatsanleihen am Donnerstag gefallen sind. Griechenland bietet den Anlass zur Umschichtung. Nicht so sehr, weil die Investoren schon den Zusammenbruch fürchten, sondern vielmehr weil ihre Handelsstrategie vorsieht bei einer Verschärfung der griechischen Schuldenkrise das Risiko ihrer Anleihendepots zu verringern. Und das heißt: Italien raus, Spanien raus, Finnland rein, aber eben vor allem Deutschland – wegen seiner schieren Größe.
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Die zweite Frage ist fast noch interessanter: Wer eigentlich handelt noch griechische Staatsanleihen? Die Antwort ist simpel: Niemand. Oder zumindest fast niemand. Das Handelsvolumen griechischer Staatsanleihen im Sekundärmarkt betrug nach Daten der griechischen Notenbank 2009 noch 326 Milliarden Euro. 2010 war es schon auf 95 Milliarden gefallen. 2012, im Jahr des Schuldenschnitts waren es gerade einmal 680 Millionen – eine quantité négligeable. Bis 2014 erholte sich angesichts der Verbesserungen im Land das Volumen wieder auf rund 10 Milliarden Euro. Das war immer noch praktisch nichts. Und 2015 brach der Handel wieder völlig zusammen. Im ersten Quartal waren es 864 Millionen Euro, davon im März gerade mal 63 Millionen.
Übrigens hatte der Exodus der Investoren schon 2005 begonnen, lange vor der Finanzkrise. Zwischen 2004 und 2008 fiel das Handelsvolumen um mehr als 70 Prozent. Der große Zusammenbruch kam dann im Mai 2010. Seitdem werden griechische Anleihen praktisch kaum noch gehandelt. Außer eben von einigen Tradern, die mit den von ihnen ausgelösten starken Kursänderungen infolge irgendwelcher, manchmal halbgarer Meldungen rund um Griechenland versuchen, Geld zu verdienen.
Infografik Handelsvolumen griechischer Staatsanleihen 1 160415Schon 2005 ging das Handelsvolumen deutlich zurück© FAZ.NETBilderstrecke 
Diese muss keiner bedauern, denn sie sollten wissen, was sie tun. Ein griechischer Zahlungsausfall würde also zulasten der griechischen Geschäftsbanken, nationaler Notenbanken des Euroraums und vor allem der EZB gehen. Umstritten ist, welchen Schaden das anrichten könnte. Denn schließlich druckt eine Notenbank ihr Geld selbst und braucht keine Unterstützung. Nur mittelbar dürfte es sich auf den Staatshaushalt auswirken. Denn Gewinne der Notenbanken sind in vielen Staatshaushalten fest eingeplant. Diese fielen geringer aus. Aber eigentlich ist das auch nicht Schuld der Notenbank. Denn die ist eigentlich nicht dafür da, Gewinn zu machen.

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