WGF-Pleite: Jetzt spricht Pino Sergio
Die ehemaligen Vorstände der insolventen WGF Westfälische Grundbesitz- und Finanzverwaltung AG, Pino Sergio und Paul Zimmer, wehren sich gegen die Vorwürfe von Insolvenzverwalter Biner Bähr. Zu denen gehörte die Verschwendung von Anlegergeldern und zweckwidrige Mittelverwendung, bei der Präsentation des Insolvenzberichts war sogar von "kriminellen Machenschaften" die Rede. Das alles sei in keinem Fall nachweisbar, heißt es.
Sowohl Bährs Aussagen anlässlich der Vorlage seines ersten Berichts vom 30. Mai als auch der Bericht selbst seien rufschädigend und basierten "entweder auf falschen Vermutungen oder falschen Fakten", erklären Sergio und Zimmer in einer anwaltlichen Stellungnahme, die der Immobilien Zeitung vorliegt. Alle Handlungen und Entscheidungen der Führung seien gutachterlich belegbar bzw. von allen Verantwortlichen in den relevanten Gremien mitgetragen worden.
Der Insolvenzverwalter hatte in seinem Bericht u.a. die Einbringung einer für 7,1 Mio. Euro erworbenen Immobilie in eine Objektgesellschaft zu 15,8 Mio. Euro als "wundersame Wertverdopplung" bezeichnet. Die Ex-WGF-Führung hält dem ein externes Gutachten entgegen, das den Einbringungswert belege. Die Wirtschaftsprüfer und der "durchgängig kompetent und erfahren besetzte" WGF-Aufsichtsrat hätten die Transaktion in keiner Weise beanstandet. Auch alle je getätigten Abschreibungen auf Immobilien seien durch externe Wertgutachten bzw. notwendige Maßnahmen der Wirtschaftsprüfer nachvollziehbar.
Sergio: Anlegeranwalt Dittke und die Medien waren schuld
Der Vorstand habe bei wesentlichen strategischen Entscheidungen stets vorab "Meinungen und Empfehlungen der unterschiedlichsten Berater" eingeholt. In der Sanierungsphase nach der ersten Insolvenz sei für zustimmungspflichtige Geschäfte stets die Genehmigung des fünfköpfigen Gläubigerausschusses ("vier Anwälte und ein Dipolm-Volkswirt", zählt die Stellungnahme auf) und des Aufsichtsrats erforderlich gewesen.
Auch die Ursache für die erste WGF-Insolvenz Ende 2012 hätte keineswegs in den von Bähr angeführten unternehmensspezifischen Gründen (Missmanagement, zweckwidrige Mittelverwendung) bestanden. Es seien keine gebundenen Mittel zweckwidrig verwendet worden. Als Hauptverursacher der Unternehmenskrise nennen Sergio und Zimmer stattdessen den Anlegeranwalt Klaus Dittke und die "auf seine Falschinformationen aufgesprungenen Wirtschaftsmedien". Das habe zu Marktverunsicherungen geführt und der WGF bei ihrer Finanzierung über den Anleihemarkt geschadet.
Gläubigervertreter kassierten 1,47 Mio. Euro
Bähr hatte in seinem Bericht als Beispiel für angebliches Missmanagement hohe Rechts- und Beratungskosten, auch in den Jahren nach der ersten Insolvenz 2012, angeführt. Dem halten Zimmer und Sergio ihrerseits Zweifel an der Gebührenpolitik des Gläubigerausschusses entgegen. Man habe daher schon vor zwei Jahren zwei Gutachten (eines Insolvenzrechtlers und des Präsidenten der Rechtsanwaltskammer Düsseldorf) zum "Abrechnungsgebahren" der Mitglieder des Gläubigerausschusses in Auftrag gegeben.
Diese hätten deren Honorarforderungen von zusammen 585.000 Euro als "nachhaltig rechtswidrig" eingestuft. Die gemeinsamen Anleihevertreter hätten außerdem zwischen 2013 und 2016 ca. 761.000 Euro abgerechnet. Auch diese zusammen ca. 1,47 Mio. Euro hätte der Insolvenzverwalter in seiner Aufzählung der aufgelaufenen Rechts- und Beratungskosten für das Unternehmen erwähnen sollen, heißt es süffisant in der Stellungnahme - damit nicht der Eindruck entstehe, Anlegeranwälte oder Gläubigervertreter sollten "geschützt" werden.
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