Athen/Düsseldorf„Warum nur diese Lügen, warum nur diese Angriffe?!?" Empört reagiert die 89-jährige Margaret Papandreou auf Presseberichte, sie habe über ein Schweizer Konto mit einem Guthaben von 550 Millionen Dollar verfügt. Ihr Name findet sich zwar nicht auf der sogenannten Lagarde-Liste der Steuerflüchtigen, doch verberge sich die Mutter von Ex-Premier Giorgos Papandreou hinter einem Decknamen, heißt es in Griechenland. Der Vorwurf kommt nicht von irgendwem - sondern vom Chef einer Einheit der Steuerpolizei.
Direkt nachweisbar sind die Vorwürfe derzeit nicht, aber nach Angaben von Beobachtern sind sie durchaus plausibel. Denn die Familie Papandreou gehört seit Jahrzehnten zu den einflussreichsten Clans Griechenlands - und auch zu einem der wohlhabendsten. Und die meisten von diesen haben ihr Geld in den letzten Jahrzehnten auf diskreten Schweizer Konten vor dem eigenen Finanzministerium versteckt.
Ausgangspunkt der jüngsten Spekulationen sind Berichte verschiedener Medien, die am Montag von der britischen Financial Times aufgegriffen wurden. Die griechischen Wochenzeitungen "To Vima" und "Proto Thema" zitieren Nikos Lekkas, den Vizechef der Finanzpolizei. Der hohe Beamte habe vor Parlamentariern in der vergangenen Woche berichtet, hinter dem "größten Konto der Liste stand Margaret Papandreou". Sie habe sich hinter dem Decknamen Maria Panteli verborgen. Beruf: Büroangestellte. Unklar blieb jedoch, ob Lekkas für die Vorwürfe Beweise hat - oder nur von Dritten davon gehört hat.
GRIECHENLAND
Giorgos Papandreou, der als Premier den aktuellen Spar- und Reformkurs in Gang gesetzt hatte, dann aber abgewählt worden war, nannte die Berichte "Gerüchte ohne Fakten, ohne Recherche". Sie seien Teil einer Kampagne, um ihn und seine Versuche, den korrupten griechischen Staat aufzuräumen, zu diskreditieren. Papandreou ist derzeit Abgeordneter im Parlament, bereits sein Vater Andreas, der verstorbene Ehemann von Margaret Papandreou, hatte Griechenland als Regierungschef gedient.
Basis der Untersuchungen und Spekulationen ist die Lagarde-Liste: die damalige französische Finanzministerin und heutige IWF-Chefin Christine Lagarde hatte bereits 2010 eine Aufstellung von griechischen Konten in der Schweiz an den damaligen griechischen Finanzminister übergeben. Damals war die Liste in den Schubladen diverser aufeinanderfolgender Regierungen verschwunden. Doch im Oktober war die Liste dem Investigativ-Magazin "Hot Doc" zugespielt worden, das die Liste komplett veröffentlichte.
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