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Mittwoch, 5. Dezember 2012

Griechenland im Goldrausch


SCHULDENDRAMAGriechenland im Goldrausch

Auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidiki liegen große Kupfer-, Silber- und Goldvorkommen. Um der Krise zu entkommen will das Land zum größten Goldproduzenten Europas werden. Doch es regt sich heftiger Widerstand.
Schon in der Antike wurde auf der Chalkidiki-Halbinsel Gold gefördert. Quelle: Gerd Höhler
Schon in der Antike wurde auf der Chalkidiki-Halbinsel Gold gefördert.Quelle: Gerd Höhler
Athen/OlympiaDröhnend frisst sich der Bohrmeißel immer tiefer ins Gestein. Dann füllen Sprengmeister Apostolos Valdimos und seine Männer die drei Meter tiefen Bohrlöcher am Ende des Stollens mit Sprengstoff. Die Maschinen fahren zurück, die Arbeiter verlassen den Tunnel. Ein Warnsignal ertönt, und dann erschüttert eine dumpfe Detonation den Berg. Wieder ist die Mine einige Meter tiefer ins Gestein vorangetrieben, wieder sind die Männer ihrem Ziel etwas näher gekommen. Tief im Berg wartet ein kostbarer Schatz. „Dort liegen 118 Tonnen Gold“, sagt Kostas Georgantzis. Er ist Sprecher der Firma Hellas Gold. Sie sprengt oberhalb des Küstenortes Olympias den Stollen ins Stratonikos-Bergmassiv. 2015 will das Unternehmen hier, im Osten der Halbinsel Chalkidiki, mit der Goldförderung beginnen. Sie soll dem Staat Steuereinnahmen bringen, der Region einen wirtschaftlichen Aufschwung bescheren und Tausende Arbeitsplätze schaffen. Vor allem das ist wichtig in einem Land, wo wegen der Rezession mehr als jeder Vierte arbeitslos ist, unter den Jugendlichen sogar sechs von zehn ohne Job sind.


Schon in der Antike wurden hier, in Makedonien, Edelmetalle abgebaut. Ohne das Gold und Silber der Chalkidiki wären weder der Aufstieg des Königreichs Makedonien zur Vormacht in Griechenland unter Philipp II noch die Feldzüge seines Sohnes Alexanders des Großen denkbar gewesen. „Die Menschen der Bergdörfer auf der Chalkidiki lebten vier Jahrtausende lang vom Abbau der Edelmetalle“, sagt Christos Pachtas. Der 61-jährige hat Chemie studiert, war Abgeordneter und Minister in Athen, bevor er in seine Heimat zurückkehrte, das Bergdorf Arnaia auf der Halbinsel Chalkidiki. Seit Anfang 2011 ist er Bürgermeister der Großgemeinde Aristoteles, die sich nach dem in dieser Gegend geborenen Philosophen nennt und 16 Ortschaften umfasst. Pachtas hat einen Teil seiner Jugend in Belgien verbracht, wo sein Vater als Bergmann in einer Kohlegrube schuftete.
„Wie mein Vater mussten viele Männer die Dörfer dieser Gegend verlassen, weil der Bergbau zum Erliegen gekommen war“,  erzählt Pachtas. Aber der stetig steigende Goldpreis und neue Abbauverfahren machen die Goldvorräte in den Bergen der Chalkidiki wieder interessant. Bürgermeister Pachtas verbindet damit nicht zuletzt die Hoffnung, „dass die jungen Menschen in den Dörfern bleiben und jene, die in den vergangenen Jahren in die Städte gezogen sind, vielleicht zurückkehren.“ Hellas Gold will 1500 Arbeitsplätze schaffen. Insgesamt 5000 neue Jobs könnten im Umfeld der Goldförderung entstehen, glaubt Bürgermeister Pachtas.



Giorgos Tsongas hat bereits einen Job gefunden: er ist Minenarbeiter und baut an dem Stollen in Olympias. „Wir können nicht alle nur vom Tourismus leben, das ist doch nur ein Saisongeschäft“, sagt der 45-Jährige. „Seit Menschengedenken haben die Bergdörfer von den Minen gelebt, und mit diesem Projekt geht es uns viel besser als früher, unsere Gegend erlebt einen richtigen Aufschwung.“ Hellas Gold zahlt nicht nur Steuern an den Fiskus sondern auch Abgaben an die Gemeinde Aristoteles. Drei Millionen Euro sind es in diesem Jahr, mindestens sieben Millionen werden es ab 2015 sein, vielleicht auch mehr, je nach Umsatz des Unternehmens. Das ist viel Geld für eine Kommune, deren Jahresetat bisher zehn Millionen beträgt.
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