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Dienstag, 4. Dezember 2012

Viele Privatanleger sind gekniffen


Griechenland-AnleihenViele Privatanleger sind gekniffen

 ·  Viele Privatanleger dürften sich über das Rückkaufangebot des griechischen Staates für seine Anleihen mehr ärgern als freuen. Denn sie haben davon eher Schaden als Nutzen.
Das Angebot des griechischen Staates zum Anleihenrückkauf, das am Montag veröffentlicht wurde, geht an einer großen Zahl der deutschen Privatanleger vorbei. Das hochverschuldete Land bietet zwar überraschend gute Konditionen, doch gilt dies nur für Gläubiger, die mindestens einen Nominalwert von 1000 Euro einer bestimmten Anleihe anbieten können. Da aber im erzwungenen Umtausch im März die Anleger eine Vielzahl von Anleihen in geringen Stückelungen erhielten, erfüllen die wenigsten dieses Kriterium.
Die meisten Kunden hielten Nominalwerte zwischen 30 und 144 Euro, heißt es etwa beim Online-Broker Comdirect. Positionen mit ausreichenden Volumina halte lediglich eine niedrige dreistellige Anzahl der Kunden, heißt es auch von der DAB Bank. Um einen Nominalwert von 1000 Euro an einer Umtauschanleihe zu erreichen, mussten Anleger einen Nominalwert von mehr als 31.000 Euro an Alt-Anleihen besitzen. Zudem hätten viel Kunden schon früher Positionen abgebaut, heißt es von der Comdirect.

Handel ausgesetzt

Doch dies war nicht der einzige Grund, warum die Inhaber griechischer Staatsanleihen zumindest vorübergehend im Regen standen. Denn vom starken Kursanstieg, den das Angebot am Montagvormittag auslöste, konnten sie ebenfalls wenig profitieren. Schon am Montagmittag wurden die Anleihen an den deutschen Börsen vom Handel ausgesetzt. Auch außerbörslich war der Handel nicht für alle Privatanleger möglich, da etwa die Comdirect die Ordererfassung nicht ermöglichte. Am Mittwoch wird sich das wohl ändern. So wird an der Börse Stuttgart, dem wichtigsten Handelsplatz für Privatanleger, wieder gehandelt.
Besitzer von Kleinststückelungen griechischer Anleihen könnten diese dann zum Teil wieder zu Vorzugskonditionen abstoßen. So verzichtet die Comdirect bei einem Wert von weniger als 100 Euro auf ihre Provision. Die DAB Bank bietet den Verkauf noch bis zum Jahresende ganz kostenlos an.
Was dann mit den Kursen passiert, ist zwar noch offen. Es erscheint aber plausibel, davon auszugehen, dass diese erst einmal nachgeben. Im besten Fall werden Investoren, die auf ein weiteres Rückkaufangebot spekulieren, günstig kleine Stückelungen der Anleihen einzusammeln. Doch dürften sie dafür einen deutlichen Abschlag verlangen.

Anlegerschützer warnen vor steuerlichen und rechtlichen Nachteilen

Nicht für alle Privatanleger ist das Rückkaufprogramm jedoch obsolet. So beziffert die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) das durchschnittliche Anlagevolumen der in der von ihr initiierten Interessenvertretung „Arbeitsgemeinschaft Griechenland Anleihen“ (AGA) zusammengeschlossenen Anleger auf 25.000 Euro.
Die DSW rät allerdings von der Annahme des Angebots ab, da dieses nicht wirklich attraktiv sei. Der griechische Staat bietet zwischen 30 und 40 Prozent des Nominalwerts. Das ist zwar mehr als erwartet, aber wenig für Anleger, die schon erhebliche Einbußen hinnehmen mussten.
Grundsätzlich sollten Anleger nur dann verkaufen, wenn aktueller Finanzbedarf bestehe, sagt DSW-Hauptgeschäftsführer Marc Tüngler. Anleger verlören womöglich durch Verkauf der Papiere die Klageberechtigung, weil dies als nachträgliche Zustimmung zum Zwangsumtausch gewertet werden könne.
Im Falle eines Verkaufs müssten die Inhaber der Umtauschanleihen auch mit den steuerlichen Folgen leben können. Steuerlich gälten die durch Zwangsumtausch bezogenen Papiere als Finanzinnovationen. Im günstigen Fall werde dabei die Differenz zwischen Verkaufserlös und Einstandspreis versteuert. Wenn kein Einstandskurs eingebucht wurde, werde der gesamte Verkaufserlös steuerwirksam.

2 Kommentare:

  1. Schiedsgerichtsverfahren
    Erfreuliche Nachrichten gibt es derweil bezüglich des geplanten
    Schiedsgerichtsverfahrens gegen Griechenland zu berichten. Wir sind mittlerweile
    mit einer renommierten international tätigen Kanzlei in Gesprächen über das
    Schiedsverfahren und stehen kurz vor der Fertigstellung des Klagemodells. Wir
    erwarten hier spätestens bis Ende Januar 2013 eine endgültige Entscheidung.
    Nachdem zuvor die von uns angesprochenen Kanzleien zwar hohe
    Erfolgsaussichten gesehen haben, aber aufgrund interner Richtlinien das Mandat
    nicht annehmen durften, da europäische Kollegen der Kanzleien für die Gegenseite
    (EFSF, Banken) aktiv waren, konnten wir in den letzten Tagen deutliche
    Fortschritte in der Angelegenheit verzeichnen.
    Wir betrachten eine Klage vor dem Schiedsgericht als sehr interessant, da wir dieser
    sehr hohe Erfolgsaussichten zubilligen. Für die Betroffenen ist hierbei wichtig zu
    wissen: Es ist nicht möglich, an der Schiedsgerichtsklage teilzunehmen, wenn Sie
    gleichzeitig ein juristisches Verfahren gegen Griechenland vor einem ordentlichem
    Gericht anstrengen!
    Sollten Sie noch Fragen zu unseren aktuellen Newsletter oder generell zur
    Griechenlandproblematik haben, können Sie uns gerne per E-Mail unter
    info@sdk.org oder telefonisch unter 089 / 2020846-0 erreichen.
    München, 4.12.2012
    Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V.
    Hinweis: Die SdK und an der Erstellung des Newsletters beteiligte Personen halten
    Anleihen Griechenlands!

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  2. Rückkaufangebot
    Die griechische Regierung hat gestern ein Rückkaufangebot für die 20 im Wege des
    Zwangsumtausches erhaltenen griechischen Anleihen abgegeben. Dabei wird den
    Anleiheinhabern angeboten, die Anleihen im Tausch gegen Nullkuponanliehen mit
    sechsmonatiger Laufzeit der europäischen Finanzstabilisierungsfazilität (EFSF) zu
    tauschen. Die Angebotspreise sind dabei je nach Laufzeit der Anleihen
    unterschiedlich. Diese liegen jedoch zwischen min. 30,2% und max. 40,1% des
    Nennwertes der Anleihen. Die einzelnen Preisspannen können Sie im Anhang der
    Tabelle entnehmen.
    Betrachtet man das Angebot isoliert, so erscheint dieses relativ fair. Die
    Rückkaufkurse liegen deutlich über den zuletzt gezahlten Preisen an der Börse.
    Auch die damit implizierten jährlichen Renditen im mittleren zweistelligen
    Zehnprozentbereich dürften aufgrund der Situation in Griechenland als fair
    bezeichnet werden. Die SdK kann aber trotzdem die Annahme des Angebotes für
    diejenigen vom Zwangsschuldenschnitt Betroffenen nicht empfehlen. Da die
    privaten Investoren im Kontext des Zwangsschuldenschnitts bereits auf 53,5% des
    ursprünglichen Nennwertes verzichten mussten, würde eine Annahme des nun
    vorgelegten Angebotes den Verzicht auf ca. 76% erhöhen und somit auch endgültig
    zementieren, da man von einer eventuellen Erholung der Kurse der Anleihen nicht
    mehr profitieren könnte. Ferner würde eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestehen,
    dass zumindest bei denjenigen, deren ursprüngliche Anleihen (vor dem
    Zwangsschuldenschnitt), noch nicht fällig gewesen wären, Ansprüche auf
    Schadensersatz verloren gehen könnten. An dieser Stelle möchten wir jedoch darauf
    hinweisen, dass, sofern Sie die Anleihen behalten, die üblichen Kursrisiken und das
    Totalverlustrisiko weiterhin tragen. Im Gesamtkontext raten wir aber eher dazu, die
    Anleihen weiter zu halten.

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