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Samstag, 1. Dezember 2012
Ifo errechnet Schuldenschnitt von 47 Milliarden Euro Erleichterungen für Athen bedeuten für Geldgeber hohen Verzicht / Gabriel fordert Sinn zum Auswandern auf // e gab schon einmal eine (dunkle) Zeit bei uns da wurden Missliebige zum Auswandern aufgefordert.....
Ifo errechnet Schuldenschnitt von 47 Milliarden Euro
Erleichterungen für Athen bedeuten für Geldgeber hohen Verzicht / Gabriel fordert Sinn zum Auswandern auf
ppl. FRANKFURT, 30. November. Die
jüngst vereinbarten Erleichterungen für
Griechenland bedeuten einen Schuldenschnitt
zu Lasten der internationalen öffentlichen
Gläubiger, vor allem der Eurostaaten,
in Höhe von 47 Milliarden Euro.
Auf diese Summe kommt das Ifo-Institut
in einer brisanten Rechnung, die es am
Freitag veröffentlicht hat. Für Deutschland
bedeute der implizite Schuldenschnitt,
dass es 14 Milliarden Euro (in
heutigem Geldwert) weniger zurückerhalte.
„Um 14 Milliarden Euro stiege
also das deutsche Haushaltsdefizit des
Jahres 2012 wegen der neu beschlossenen
Griechenland-Hilfe, wenn man dieses
Defizit versicherungsmathematisch
korrekt berechnen würde“, heißt es in
der Mitteilung des Münchner Wirtschaftsforschuhgsinstituts.
Bundesfinanzminister Wolfgang
Schäuble (CDU) hat am Freitag im Bundestag
betont, dass die neuen Hilfen in
diesem Jahr auf Deutschlands Haushalt
keine Auswirkungen hätten und den
Haushalt im nächsten Jahr mit 730 Millionen
Euro belasteten. Nach einer aktuellen
Umfrage für das ZDF-Politbarometers
ist eine knappe Mehrheit der Deut-
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sehen gegen neue Milliardenhilfen für
Griechenland. 46 Prozent nähmen einen
Bankrott des Landes in Kauf, 43 Prozent
stimmen einer Ausweitung des Rettungs-
Hans-Werner Sinn Foto Frank Röth
pakets zu. Der Präsident des Ifo-Instituts,
Hans-Werner Sinn, gehört zu den schärfsten
Kritikern des Vorgehens bei der
„Euro-Rettung“. Im Deutschlandfunk
mahnte Sinn die Politik zu Ehrlichkeit.
Die Realität in den südeuropäischen Krisenländern
sei anders, als der Öffentlichkeit
vorgegaukelt werde. Es mache keinen
Unterschied, ob man die Hilfen Kredite
oder gleich Geschenke nenne. „Das
Ganze ist ein Fass ohne Boden.“
Das Ifo-Institut versucht nun die ökonomischen
Kosten für die Geberländer
zu summieren, die sich aus den neu vereinbarten
Erleichterungen für Griechenland
ergeben. Die Rechnung umfasst drei
Maßnahmen: Erstens werden die Zinsen
der bilateralen Kredite aus dem ersten
Hilfspaket um einen Prozentpunkt gesenkt
und die Laufzeiten und um 15 Jahre
verlängert. Den Barwert dieser Erleichterung
- abdiskontiert mit dem Zins
auf die zehnjährigen Staatsanleihen von
1,5 Prozent - beziffert das Ifo-Institut auf
12 Milliarden. Zweitens werden die Gebühren
auf die 74 Milliarden Euro Kredite
des Hilfsfonds EFSF um 0,1 Prozentpunkte
gesenkt. Den Barwert dieser Erleichterung
beziffert das Ifo-Institut auf
3 Milliarden Euro. Drittens werden die
Laufzeiten der bilateralen und der EFSFKredite
um 15 Jahre bis 2042 verlängert
und die Zinsen auf die EFSF-Kredite für
zehn Jahre gestundet. Den Barwert der
Zinsstundung beziffert das Ifo-Institut,
wenn noch die geplanten Kredittranchen
bis 2014 einbezogen werden, auf rund 32
Milliarden Euro. Auf so viel Geld verzichten
die Kreditgeber - auf heutigen Wert
abgezinst - durch die neue Vereinbarung.
Die 12 plus 3 plus 32 Milliarden
Euro ergeben einen impliziten Schuldenschnitt
von 47 Milliarden Euro.
Nicht in
die Rechnung einbezogen hat das Ifo-Institut,
dass die Buchgewinne der Zentralbanken
auf Griechen-Anleihen an Athen
weitergeleitet werden sollen. Dies soll
insgesamt 10 Milliarden Euro zusätzliches
Geld für Griechenland bringen.
Unterdessen reagieren Politiker, die
den Kurs der „Euro-Rettung“ und der Hilfen
für Griechenland stützen, zunehmend
gereizt auf Sinns Kritik. SPD-Chef
Sigmar Gabriel sagte im Deutschlandfunk,
der Ifo-Chef solle nach Griechenland
auswandern. „Ich würde Herrn Sinn
vorschlagen, er wechselt den Wohnort,
er wird Professor in Athen.“ Die Arroganz,
mit der Sinn über Rentner, Arbeitnehmer
und Selbständige in Griechenland
rede, sei unerträglich. Es sei „alles
Blödsinn“, was der Ifo-Präsident erzähle.
FAZ Prin 1.12.2012
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Man muß den ehemaligen Pop-Beauftragten der SPD nicht unbedingt ernst nehmen - er glänzt nämlich durch Ahnungslosigkeit und populistische Dummschwätzerei.
AntwortenLöschenUnd weil letzteres leider modern ist in Deutschland werden solche Leute in den Parteien nach oben gespült.
(Aldy)