New York/BerlinDie Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) hat die Kreditwürdigkeit Griechenlands auf "teilweisen Zahlungsausfall" zurückgestuft. Grund sei das Vorhaben Athens, Anleihen von Privatinvestoren deutlich unter Nennwert zurückzukaufen, teilte die Ratingagentur am Mittwoch mit.
Griechenland hat angekündigt, für den Anleihenrückkauf bis zu zehn Milliarden Euro ausgeben zu wollen, um so seinen Schuldenberg zu reduzieren. Das Vorhaben komme im Wesentlichen einer Umschuldung gleich, die auf einen Zahlungsausfall hinauslaufe, erklärte Standard & Poor's.
INTERAKTIVE INFOGRAFIK
Griechenland: Staatsverschuldung von 2007 bis 2012
in Mrd. Euro
Die Ratingagentur kündigte an, das langfristige Rating für die Kreditwürdigkeit Griechenlands womöglich wieder auf das Ramschniveau "CCC" heraufzustufen, wenn Athen das Rückkaufprogramm abgeschlossen hat.
Unterdessen hat griechische Regierungschef Antonis Samaras die Auffassung bekundet, dass sein Land keinen weiteren teilweisen Schuldenschnitt zur Sanierung seiner finanziellen Lage benötigt. In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung sagte Samaras: "Unsere Verschuldung gilt jetzt offiziell als dauerhaft tragbar."
Er schränkte zugleich ein, dass es dazu anhaltendes Wachstum brauche. Samaras erklärte, dass Griechenland in der Eurozone bleiben werde und verwies auf bereits erreichte Erfolge.
In den vergangenen zwei Monaten sei in Griechenland mehr erreicht worden als in den letzten drei Jahrzehnten versucht worden sei, sagte Samaras. Mit den derzeitigen "Reformen", "Änderungen" und "Privatisierungen" werde an einer "Erfolgsgeschichte" gearbeitet. Bald werde niemand mehr nach einer Euro-Mitgliedschaft oder einem Schuldenschnitt Griechenlands fragen.
GRIECHENLAND
Griechenland versuche, aus der Rezession herauszukommen und seine "Wirtschaft zu reformieren, so dass genug Einkommen entsteht, Zinsen und Tilgung der Schulden zu leisten". Ausschließliche Sparpolitik mitten in einer Rezession könne allerdings nicht zu einer gesunden Wirtschaft führen.
Als größtes "Strukturproblem" bezeichnete der Ministerpräsident die Steuerflucht. Auf diesem Gebiet gebe es schon "große Erfolge". So würden schwere Fälle von Steuerflucht jetzt als reguläre Straftaten verfolgt - unabhängig davon, ob es Nachzahlungen der Betroffenen gebe oder nicht.
Zudem warnte Samaras mit dramatischen Worten vor Rechtsradikalismus in Griechenland gewarnt. Samaras sagte der "Bild"-Zeitung: "Ausschließliche Sparpolitik mitten in einer Rezession kann keine gesunde Wirtschaft bringen. Diese Politik destabilisiert die Demokratie, zerstört den sozialen Zusammenhalt und kann zu Anstieg des Extremismus führen."
Samaras antwortete auf die Frage, ob Griechenland mittlerweile mit der Weimarer Republik vergleichbar sei: "Ja! Aber wir haben etwas aus der Geschichte gelernt. Ist es nicht so? Wir werden nicht dieselben Fehler wiederholen." Griechenland habe in der Krise bereits unmittelbar vor einer humanitären Krise gestanden. "Wir haben alles getan, das abzuwenden", sagte Samaras.
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