Anleihen: Ukraine-Ängste und Anleihen-Phantasien von Oskar Herbert Lesen & kommentieren Sie diesen Artikel auch auf börsennews.de Düsseldorf, 24.07.2014: Wie kritisch das Ost-West-Verhältnis heute ist, zeigen Analysen westlicher Bank-Bilanzen: Russische Schuldner stehen bei EU-Banken mit Krediten über annähernd 200 Mrd. Dollar, umgerechnet 150 Mrd. Euro, in der Kreide. Verschärft sich der Ukraine-Konflikt, können die Schuldner ihren Verpflichtungen wahrscheinlich früher oder später nicht mehr nachkommen. Oder sie wollen es nicht. Deutsche Exporteure können dann nicht mehr so viel liefern. Sie müssen nicht mehr so viel Steuern zahlen. Banken müssen Abschreibungen auf Ost-Kredite vornehmen. Dadurch sinken die Gewinne und am Ende die Steuerabführungen an die Staatskasse. Vorbei ist es mit dem ausgeglichenen Staatshaushalt der Bundesrepublik. Als Ersatz müsste Finanzminister Schäuble zusätzliche Anleihen ausgeben, sofern die Minister-Kollegen nicht die Ausgaben senken wollen. Das wird selbst der Finanzminister letztlich nicht gut heißen. Die Wirtschaft leidet ja schon jetzt unter den Rückgängen im Ost-Export sowie unter nachlassenden Ausfuhren nach China. Erstaunlich, wie es ist, steigen die Kurse von Bundesanleihen jedoch weiter. Die Rendite für zehnjährige Anleihen ist jüngst auf ein Rekordtief gesunken. Wer jetzt Geld in Bundesanleihen mit zehnjähriger Laufzeit steckt, bekommt für jeweils 1.000 Euro Anleihenennwert 15 Euro Jahreszinsen. Davon werden noch rund 4 Euro Steuern abgezogen. Wer solche Anlagen tätigt, muss wissen, was er tut. Investmentfonds und andere gewerbliche (institutionelle) Geldanleger müssen solche Anlagen vornehmen. Ihre Anlagevorschriften schreiben ihnen das vor. Aus dem Mini-Ertrag der Anlagen ziehen diese Verwalter dann auch noch ihre Verwaltungsgebühren ab. 4,3% mit Russen-Anleihe Das finanzielle Ost-West-Verhältnis schlägt sich nicht nur in Bank-Bilanzen nieder: Gazprom beispielsweise hat mittels der Finanztochter GazCapital eine Reihe von Anleihen laufen; in Dollar genauso wie in Euro und in anderen Währungen. Die 4,364%-Euro-Anleihe von GazCapital ist seit den Olympischen Spielen von Sotschi bis in die jüngsten Tage hinein von 97% auf 104% von jeweils 1.000 Euro Nennwert gestiegen. Erst in den jüngsten Tagen kam der Absturz auf 100%. Was bis zum Ende der Laufzeit dieser Anleihe am 21.3.2025 passieren wird? Oder mit anderen Ost-Anleihen? Die Polit-Telefone laufen heiß. 4,3% Rendite für zehn Jahre mit der GazCapital-Anleihe, also faktisch mit einer Russen-Anleihe; das ist selbst auf Basis von Euro-Nennwerten eine ambitionierte Sache. GazCapital verfügt über ein Rating in der "B"-Klasse. Polen-Anleihe rentiert noch niedriger als Bundesanleihe Die 4%-Euro-Anleihe Polens bis 2021 ist auch zuletzt weiter gestiegen - auf mehr als 117%. Die Rendite ist mit 1,3% noch niedriger als die von Bundesanleihen. Möglicherweise werden Fluchtgelder aus Nachbarstaaten jetzt in Polen gesichert. Die gleichlange Zloty-Anleihe der Republik Polen trägt einen Kupon von 5,75%. Diese Anleihe war im Februar 2014 noch für 108% zu haben. Bei jetzt 117% rentiert das Papier noch mit 3,2%. Und der Zloty ist in der derselben Zeit gestiegen. Polen verfügt über ein Rating in der "A"-Klasse. | ||||||||||
9% Jahresrendite für 15 Monate Ukraine Für die 4,95%-Anleihe der Ukraine wird es in 15 Monaten kritisch. Am 15.10.2015 sind 600 Mio. Euro dieser Anleihe zur Rückzahlung fällig. Aktuell wird das Papier für erstaunlich hohe 94% gesucht. Wenn tatsächlich Mitte Oktober nächsten Jahres 100% zurückgezahlt werden (können), errechnet sich bei einem Kaufkurs von 94% eine Rendite von mehr als 9%. Kenner wissen, dass die Ukraine über erhebliche Öl- und Gasvorkommen verfügt. Sie sind verschiedentlich schon zu Sowjet-Zeiten durch Hunderte Suchbohrungen bekannt geworden. Die Vorkommen müssen "nur" noch zur Förderung gebracht werden. Hinter den Kulissen bemüht sich mindestens ein amerikanischer Öl-Multi massiv um diese Vorkommen. Sie liegen insbesondere im ruhigen Westen der Ukraine. Die Ukraine hat neben der Euro-Anleihe noch einige Dollar-Anleihen laufen, von denen ab 2015 fast jedes Jahr eine Anleihe fällig wird. Die Kurse notieren fast alle im Bereich von 90% bis 102%. Pessimismus sähe anders aus. Anleihe unter besonderer Beobachtung 15% Rendite mit Treckern für Russland Lesen & kommentieren Sie diesen Artikel auch auf börsennews.de Die 9,75%-Anleihe der Ekotechnika GmbH ist jüngst von 70% auf 90% gestiegen. Aktuell wird diese Anleihe mit Laufzeit bis 2018 für 86% gesucht. Ekotechnika ist der größte Händler westlicher Landmaschinentechnik in Russland. Die Händler beispielsweise für amerikanische Trecker und deutsche Milchverarbeitungstechnik von GEA bekommen die Auswirkungen der Ost-Krise zu spüren. Russland wird die Importe westlicher Technik bei einem "Krieg der Sanktionen" blockieren. Gleichzeitig muss Russland ausfallende Landwirtschafts-Importe aus der Ukraine im eigenen Land zu ersetzen versuchen. Dafür sind westliche Maschinen und Knowhow mehr denn je nötig. Bis zur Jahresmitte 2014 hat Ekotechnika die Folgen der Auseinandersetzung vor allem am gefallenen Wechselkurs des Rubels zu spüren bekommen. 10 Mio. Euro Verlust sind v.a. wegen Abwertung der Lagerbestände in den ersten sechs Monaten 2014 angefallen. Das Management hofft - natürlich -, dass die Krise auch im zweiten Halbjahr und in der Folgezeit beherrschbar - und der Kapitalfluss - durch Abbau der Bestände - positiv bleibt. Wer darauf vertraut, dass dies gelingt, kann sich jetzt eine Jahresrendite von fast 15% einkaufen. Das gilt freilich nur, wenn die Anleihe am 10.5.2018 zu 100% zurückgezahlt wird. Alle News zu Anleihen finden Sie auf www.boersennews.de/markt/anleihen |
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Sonntag, 27. Juli 2014
Anleihen: Ukraine-Ängste und Anleihen-Phantasien von Oskar Herbert
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