AnlegerskandalEx-Chef von Wölbern Invest bekommt 8,5 Jahre Haft
Im Firmengeflecht der Wölbern Invest sind nach Überzeugung des Hamburger Landgerichts 147 Millionen Euro veruntreut worden. Der verantwortliche frühere Firmenchef muss dafür jetzt lange in Haft.
20.04.2015
© DPAHeinrich Maria Schulte, ehemaliger Geschäftsführer der Fondsgesellschaft Wölbern Invest, zwischen seinen Anwälten in einem Gerichtssaal des Strafjustizgebäudes in Hamburg
Das Hamburger Landgericht hat den früheren Chef der Fondsgesellschaft Wölbern Invest wegen gewerbsmäßiger Untreue zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt. Der Arzt und Unternehmer Heinrich Maria Schulte (61) habe in 327 Fällen mehr als 147 Millionen Euro aus dem Vermögen zahlreicher geschlossener Immobilienfonds abgezogen, ohne dazu berechtigt gewesen zu sein, sagte der Vorsitzende Richter der Großen Strafkammer. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Haftstrafe von zwölf Jahren gefordert, die Verteidigung auf Freispruch plädiert. Schulte muss vorerst weiter in Untersuchungshaft bleiben. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Verteidiger Wolf Römmig kündigte Revision beim Bundesgerichtshof an.
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Von den 147 Millionen Euro soll Schulte nach Darstellung des Vorsitzenden Richters Peter Rühle 50 Millionen privat vereinnahmt haben. Den Rest habe er in Gesellschaften umgeleitet, an denen er selbst beteiligt oder deren Geschäftsführer er gewesen sei. Verschwunden sind den Angaben zufolge 115 Millionen Euro aus 31 Fonds. Schulte habe mehr als 28 Millionen Euro an abgeschöpftem Geld in private Beteiligungen umgeleitet. Weitere Millionenbeträge habe er in sein Haus im noblen Hamburger Westen gesteckt oder für seine aufwendige Lebensführung mit Yacht und Reisen genutzt. „Er verfügte über Fondsgelder so, als wenn sie ihm gehörten“, sagte Rühle.
Für insgesamt 23 Immobilienfonds hatte zu Beginn vergangenen Jahres die Hamburger Paribus-Gruppe das Management übernommen, für die übrigen Wölbern-Fonds treuhänderisch die Aufsicht. Bei der Stabilisierung der Fondsgesellschaften sei man in den ersten zwölf Monaten vorangekommen, hatte Paribus im Januar gemeldet. Einige der Fonds seien aber nicht mehr zu retten gewesen. Wie groß der Schaden bei den Anlegern am Ende ausfallen könnte, ist noch nicht klar. Betroffen sind rund 35 000 Anleger, die etwa 1,1 Milliarden Euro investiert haben.
Strafmildernd wertete die Strafkammer die Verdienste des Angeklagten als Medizinprofessor und die lange Dauer der Untersuchungshaft seit September 2013. Auch die rechtlichen Folgen für seine Approbation als Arzt seien berücksichtigt worden. Zudem habe Schulte von den 147 Millionen Euro mehr als 31 Millionen zurückgezahlt.
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