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Mittwoch, 6. Mai 2015

Die griechischen Banken könnten auf die Guthaben ihrer Gläubiger zurückgreifen (Bail-In) oder sie müssten sich von den Euro-Ländern stützen lassen. Einen Rückgriff auf die Einlagen der Sparer, so wie dies zum Beispiel Zypern in der Krise gemacht hat, hält Krämer für wenig erfolgversprechend. „Die Einlagen der Privatkunden und Unternehmen dürften nach der Kapitalflucht der zurückliegenden Monate wohl weitgehend unter der Grenze von 100.000 Euro pro Person liegen, die bei einer Sanierung verschont werden“, schreibt er.

STAATSBANKROTT OHNE EURO-AUSTRITT
Pleite nach Plan

Griechenlands Finanzlage wird immer prekärer. Doch eine schnelle Einigung mit den Gläubigern ist ungewiss. Niemand will eine Staatspleite, doch das Risiko besteht. Dies hätte nicht zwingend den Euro-Austritt zur Folge.
FrankfurtDie Haltung der griechischen Bevölkerung zum Euro ist eindeutig. 72,9 Prozent wollen laut einer  repräsentativen Umfrage  der griechischen Zeitung „To Vima“ von Ende April die europäische Gemeinschaftswährung behalten. Dennoch steht die griechische Mitgliedschaft in der Währungsunion auf der Kippe, da der Regierung das Geld ausgeht. Die Finanzlage ist inzwischen so prekär, dass die Regierung die Städte per Gesetz gezwungen hat, ihre Geldeinlagen an die Zentralbank zu überweisen. Keiner der wichtigen Akteure will eine Staatspleite Griechenlands. Doch die Situation ist so komplex, dass dieser Fall dennoch eintreten könnte - und sei es durch einen Unfall.  
Laut einer Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg rechnet inzwischen eine Mehrheit von Investoren, Analysten und Händlern mit einem Euro-Austritt Griechenlands. Es könnte jedoch sein, dass Griechenland in die Insolvenz geht – und trotzdem im Euro bleibt. „Ein griechischer Zahlungsstopp muss nicht zwangsläufig den Euro-Austritt bedeuten“, sagt Sylvain Broyer, Chefvolkswirt der französischen Investmentbank Natixis in Frankfurt.
Allerdings wäre ein solcher Spagat alles andere als einfach: „Wenn es dazu käme, müssten die  Euro-Länder die griechischen Banken rekapitalisieren“, sagt Broyer.  „Der Zahlungsstopp kann also auf keinem Fall einseitig von Tspiras entschieden werden.“
Mitte April berichtete die „Zeit“ darüber, dass die Bundesregierung  an einem Plan arbeite, Griechenland auch im Falle einer Staatspleite im Euro zu halten. Der Plan ziele darauf ab, die griechischen Banken soweit zu sanieren, dass sie auch nach einem Staatsbankrott an den Geldgeschäften der EZB teilnehmen können. Voraussetzung für ein solches Entgegenkommen sei aber, dass Griechenland kooperiere.
Bei einem solchen Szenario hängt alles vom griechischen Bankensektor ab. Seit Anfang Februar sind Hellas Banken von den normalen Refinanzierungsgeschäften der EZB ausgeschlossen und halten sich mit Ela-Notkrediten der griechischen Notenbank über Wasser. Die Banken bekommen die Kredite jedoch nur, wenn sie zumindest auf dem Papier solvent sind. Im Moment sind sie das noch, vor allem deshalb, weil in ihren Büchern hohe Forderungen gegenüber dem griechischen Staat stehen. Sobald dieser seine Rechnungen nicht mehr zahlt, werden sie wertlos.

STAATSBANKROTT OHNE EURO-AUSTRITT
Pleite nach Plan

Achillesferse: Griechische Banken

Nach Berechnungen der Commerzbank belaufen sich die Forderungen der griechischen Banken gegenüber dem Staat auf insgesamt 36 Milliarden Euro, darunter sind Staatsanleihen (14 Milliarden Euro),  Bankkredite (9 Milliarden Euro) und Steuerforderungen an den Staat (13 Milliarden Euro). Die Institute weisen ein regulatorisches Eigenkapital von 20 Milliarden Euro aus. Im Falle einer griechischen Staatspleite wären die Banken dann wohl überschuldet, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in einer Analyse.
Krämer sieht in diesem Fall zwei Optionen: Die griechischen Banken könnten auf die Guthaben ihrer Gläubiger zurückgreifen (Bail-In) oder sie müssten sich von den Euro-Ländern stützen lassen. Einen Rückgriff auf die Einlagen der Sparer, so wie dies zum Beispiel Zypern in der Krise gemacht hat, hält Krämer  für wenig erfolgversprechend. „Die Einlagen der Privatkunden und Unternehmen dürften nach der Kapitalflucht der zurückliegenden Monate wohl weitgehend unter der Grenze von 100.000 Euro pro Person liegen, die bei einer Sanierung verschont werden“, schreibt er.
Eine Rekapitalisierung der Banken sei hingegen besonders unbeliebt sei. Deshalb hält Krämer auch diese Variante für „eher unwahrscheinlich.“

Ausgeschlossen allerdings ist dies nicht. Schließlich ist der Verbleib im Euro in Griechenland Konsens.
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