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Samstag, 16. Januar 2016

ZDF-Traumschiff Gläubiger der MS Deutschland erhalten Geld

ZDF-TraumschiffGläubiger der MS Deutschland erhalten Geld



Gläubiger des insolventen ZDF-Traumschiffes MS Deutschland sollen in den nächsten Tagen 6,2 Millionen Euro bekommen. Quelle: dpaBild vergrößern
Gläubiger des insolventen ZDF-Traumschiffes MS Deutschland sollen in den nächsten Tagen 6,2 Millionen Euro bekommen.
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Ein Jahr nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens kriegen Gläubiger des Traumschiffs zehn Prozent ihres Geldes zurück. Sicherheiten, die den Anlegern zunächst versprochen worden waren, erwiesen sich als weitgehend wertlos.
Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber ließ es stolz verkünden: Die Gläubiger der insolventen MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft mbH sollen in den nächsten Tagen 6,2 Millionen Euro bekommen. Darunter sind vor allem Anleihegläubiger, sie erhalten ihr Geld automatisch über ihre depotführende Bank.
Doch was für einen Insolvenzverwalter vielleicht wirklich ein kleiner Erfolg ist, bringt Anlegern traurige Gewissheit: Sie wurden beim Kauf der Anleihe wohl übers Ohr gehauen.
Und das kam so: Dezember 2012. Die Deutsche Börse ist happy und verkündet, dass die MS Deutschland eine Anleihe plane. Anleger sollten bis Dezember 2017 jährlich 6,875 Prozent Zins erhalten.

Das Schiff besicherte die Anleihe und war angeblich 100 Millionen US-Dollar wert

Im Wertpapierprospekt für die Anleihe heißt es, dass „die Rückzahlungsansprüche der Anleihegläubiger“ mit „einer Schiffshypothek besichert“ seien. Laut Prospekt war das Schiff damals 100 Millionen US-Dollar wert. Sollte heißen: Das Schiff dient als Sicherheit. Wenn irgendetwas schief laufen sollte, sind Anleger übermäßig abgesichert, denn sie sollten maximal 60 Millionen Euro beisteuern. Kein Problem also, dachten viele Anleger und liehen der MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft rund 54 Millionen Euro -, etwas weniger, als das Unternehmen haben wollte.
Im November 2012 verpasste die Ratingagentur Scope der MS-Deutschland-Anleihe mit der Note A ein sehr gutes Rating. Begründung: die erstrangige Besicherung über die Schiffshypothek. Was damals viele Anleger übersehen - zum gleichen Zeitpunkt bekommt das Unternehmen selber die Ratingnote CCC+. Das ist bereits damals eine Note, die akute Ausfallgefahr von Schulden signalisiert. Generell „kritisch zu betrachten“, so Scope, sei die „aktuelle Finanzsituation des Unternehmens“, die „eine negative Eigenkapitalquote von knapp -12 %“ aufweise. Im Ratingbericht war schon damals die Rede von negativem Eigenkapital, Überschuldung und einer engen Liquiditätssituation. Man muss kein Finanzexperte sein, um zu verstehen: solide sieht anders aus.

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Traumschiff MS Deutschland Quelle: dpa

Von heute auf morgen wurde das Rating der Anleihe massiv heruntergestuft

Das böse Erwachen nahm nicht mal ein Jahr später seinen Lauf. Im September 2013 stufte Scope das Rating für die Anleihe der MS Deutschland vom soliden A auf die Note BBB- herab. Das war kurz vor Junk, wie im Finanzjargon wenig finanzstarke und ausfallgefährdete Schuldner bezeichnet werden. Der Grund: Die „schlechten Ergebnisse, die das Unternehmen für das Jahr 2013 prognostiziert“. Die Beteiligungsgesellschaft erwarte Zahlen, weit schlechter als das Unternehmen zuvor in einem eigenen Worst-Case-Szenario angenommen habe. Warum plötzlich nicht mehr die Schiffshypothek als Sicherheit, sondern die Finanzkraft des Unternehmens selbst herangezogen wurde, blieb dabei unklar.
Noch im Dezember 2013 verkündet die MS Deutschland Beteiligungsgesellschaft, dass ein aktuelles Wertgutachten „unverändert“ einen „Verkehrswert“ des Schiffes in Höhe von 100 Millionen US-Dollar zeige. Scope hatte da gerade sein Rating der MS Deutschland zurückgezogen. Grund: ein „ausreichender Informationsstand“ sei nicht länger sichergestellt.
Und dann ging plötzlich alles ganz schnell. Im Januar 2014 verkauft der alte Eigentümer Aurelius die Mehrheit der Holding, zu der die Anleiheemittentin und das Schiff gehören, an den neu gegründeten Finanzinvestor Callista Private Equity. In einer Pressemitteilung heißt es, dass „die Transaktion“ keinerlei „Auswirkungen auf das bestehende Besicherungskonzept der Unternehmensanleihe der MS Deutschland“ habe. Vielmehr sei die „Zinszahlung 2014, wie bereits 2013, im Bedarfsfall nach wie vor durch entsprechende Kreditlinien von Aurelius abgesichert“. Später kommt heraus, dass sich der Käufer vertraglich dazu verpflichtet hatte, dafür Sorge zu tragen, dass die Gesellschaft „keine weiteren Beträge des Darlehens“ abrufe. Vielmehr wollte Callista laut Vertrag fünf Millionen Euro Eigenmittel geben. Die flossen aber nicht. Angeblich, sagte Callista damals, weil die Zahlung „auf Basis des von der ehemaligen Geschäftsführung vorgelegten Budgets verhandelt" worden war. Das Budget sei verfehlt worden.

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Illustration Aktienkurs Quelle: Fotolia
Nur zehn Monate später, im Oktober 2014, legte Callista-Chef Olaf Meier dann auf einer Gläubigerversammlung einen Auftritt hin, der an Dreistigkeit kaum zu überbieten war. Das Schiff könne nicht verkauft werden, dafür gebe es „keinen Markt", tönte er. Und es zu verschrotten sei unattraktiv, bringe nach Abzug der Kosten nur 4,5 Millionen Euro, sagte er in Frankfurt am Main. Frisches Geld bekomme er auch nicht rein, die Anleiheschulden verschreckten Geldgeber. Anleger sollten doch bitte die im Dezember fälligen Zinsen stunden, sonst sei eine Insolvenz „nicht unrealistisch".

Im Oktober 2014 meldete die Beteiligungsgesellschaft des Traumschiffes Insolvenz an

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Am 29. Oktober 2014 meldet die Beteiligungsgesellschaft des Traumschiffs tatsächlich Insolvenz an. Anfang November ordnet das Amtsgericht Eutin das vorläufige Insolvenzverfahren über die Gesellschaft an.
Das eröffnete Verfahren läuft nun weiter. Im Mai 2015 hat Insolvenzverwalter Schmid-Sperber das Schiff an einen US-Investor verkauft. Über die erzielte Summe wurde Stillschweigen vereinbart. Schmid-Sperber rechnet nun damit, dass „das Insolvenzverfahren“ noch „mehrere Jahre in Anspruch nehmen“ werde. Immerhin geht er auch davon aus, dass weitere Zahlungen erfolgen. Die Hoffnung der Anleihegläubiger auf weiteres Geld stirbt also zuletzt.

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