NegativzinsenSchweizer horten 1000-Franken-Scheine
Die EZB hat das Aus für den 500-Euro-Schein beschlossen. Die Eidgenossen aber halten an ihrer 1000-Franken-Note fest. Immer mehr Scheine sind im Umlauf. Bald soll der Tausender ein neues Design bekommen.
19.05.2016
Die Abschaffung des 500-Euro-Scheins wegen des möglichen Missbrauchs durch Kriminelle oder gar Terroristen beeindruckt die Schweizer nicht: Die Eidgenossenschaft hält an ihrer 1000-Franken-Note fest. Die zu den wertvollsten Geldscheinen der Welt zählende Note (Wert derzeit umgerechnet rund 903 Euro) bleibt im Umlauf, wie die Regierung in Bern am Donnerstag mitteilte.
Die Zahl der 1000-Franken-Noten ist in den vergangenen Jahren nach Angaben der Schweizerischen Nationalbank (SNB) gestiegen: Im Februar waren 44,6 Millionen im Umlauf, Anfang 2014 waren es erst 38,6 Millionen. Der SNB zufolge wird die 1000-Franken-Note in der Schweiz nicht nur aufbewahrt, sondern auch im Zahlungsverkehr eingesetzt. 2013 hätten Banken, Post und Bargeldverarbeiter 22 Millionen 1000er-Noten bei der Notenbank eingezahlt und 25 Millionen bezogen. Dieses Volumen habe sich seither nicht wesentlich verändert. Nach Einschätzung des Bundesrats dürfte ein weiterer Grund für die Zunahme des Notenumlaufs in den vergangenen Jahren die steigende Verunsicherung vieler Menschen durch die Finanzkrise sein.
Die Schweizer Regierung führt die steigende Anzahl der 1000-Franken-Noten auch auf die von der Notenbank verhängten Negativzinsen zurück. Anleger könnten geneigt sein, ihr Geld in Banknoten vorzuhalten, um die Strafzinsen auf Bankguthaben zu umgehen, antwortete der Bundesrat auf die Anfrage einer Parlamentarierin. In der Schweiz müssen Banken für die Giroeinlagen ihrer Kunden ab einem gewissen Freibetrag Strafzinsen zahlen. Die Institute geben diese Negativzinsen an Großanleger wie Versicherungen oder Pensionsfonds weiter. Privatanleger sind davon bislang in den meisten Fällen nicht betroffen. Branchenführer UBS hat jedoch kürzlich angekündigt, eine Ausweitung der Negativzinsen auf „sehr vermögende Kunden“ ins Auge zu fassen.
Kein Verdacht auf Geldwäsche
Wer Geld in bar hält, kann die Strafzinsen umgehen. Bei großen Beträgen dürften Sparer auf 1000-Franken-Noten zurückgreifen. Die Diskussion um die Zukunft der 1000-Franken-Scheine war in der Schweiz in Gang gekommen, nachdem die EZB die Abschaffung der 500-Euro-Scheine angekündigt hatte, um damit die organisierte Kriminalität zu bekämpfen.
Es gebe keine Hinweise, dass Banknoten mit einem hohen Nominalwert ein besonderes Risiko darstellten, erklärt der Bundesrat in einer Antwort auf eine Anfrage der sozialdemokratischen Abgeordneten Margret Kiener Nellen. Der Schweizer Meldestelle für Geldwäscherei seien keine Verdachtsfälle gemeldet worden, bei denen 1000-Franken-Scheine relevant gewesen wären.
Zudem sei die Schweiz ein Land mit hohem Lohn- und Preisniveau und habe eine „ausgeprägte Kultur der Bargeldverwendung“, heißt es nach Angaben der Schweizer Nachrichtenagentur SDA im Bescheid der Regierung. Auch eine Wertaufbewahrungsfunktion sei legitim.
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Die Schweiz entscheidet sich damit anders als die Europäische Zentralbank beim Euro: Die EZB hatte am 5. Mai entschieden, die
Ausgabe der größten Euro-Banknote „gegen Ende 2018“ einzustellen. Befürworter versprechen sich davon, dass Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit zurückgedrängt werden. EZB-Präsident Mario Draghi hatte erklärt: „Der 500-Euro-Schein ist ein Instrument für illegale Aktivitäten.“ Ob mit der Abschaffung der Banknote kriminelle Machenschaften eingedämmt werden können, ist allerdings umstritten. So argumentierte beispielsweise Schattenwirtschafts-Experte Friedrich Schneider von der Universität Linz, Geldwäsche laufe längst weit überwiegend bargeldlos über Scheinfirmen.
Ausgabe der größten Euro-Banknote „gegen Ende 2018“ einzustellen. Befürworter versprechen sich davon, dass Terrorfinanzierung und Schwarzarbeit zurückgedrängt werden. EZB-Präsident Mario Draghi hatte erklärt: „Der 500-Euro-Schein ist ein Instrument für illegale Aktivitäten.“ Ob mit der Abschaffung der Banknote kriminelle Machenschaften eingedämmt werden können, ist allerdings umstritten. So argumentierte beispielsweise Schattenwirtschafts-Experte Friedrich Schneider von der Universität Linz, Geldwäsche laufe längst weit überwiegend bargeldlos über Scheinfirmen.
Unabhängig davon soll auch der Franken-Tausender in absehbarer Zeit in neuem Design und mit größerer Fälschungssicherheit aufgelegt werden. Mehr als 20 Jahre seit der letzten Banknoten-Emission modernisiert die Schweizerische Nationalbank zwischen 2016 und 2019 die gesamte Frankenserie. Den Anfang hatte kürzlich die 50-Franken-Note gemacht. Die übrigen Notenwerte der neuen Serie werden mit einem Abstand von einem halben oder einem Jahr ausgegeben.
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