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Montag, 22. Oktober 2012

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, ein neuer Vorschlag zur Rettung Griechenlands macht die Runde.



Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
ein neuer Vorschlag zur Rettung Griechenlands macht die
Runde. Das Bundesfinanzministerium denkt offenbar über
ein Rückkaufprogramm für griechische Staatsanleihen
nach. Einem „Spiegel“-Bericht zufolge könnte sich Griechenland Geld aus dem Euro-Rettungsfonds ESM leihen und
damit die alten Staatspapiere zurückerwerben. Da die griechischen Staatsanleihen zuletzt bei nur 25-35% ihres Nennwertes notierten (ne nach Laufzeit), könnte durch ein solches Rückkaufprogramm die Altschuldenlast der Hellenen
deutlich gemindert werden. Bleibt der Kurs der Staatspapiere auf diesem Niveau, könnten mit jedem neu geliehenen
Euro drei bis vier Euro Altschulden getilgt werden.
Der Chef des Euro-Rettungsfonds, Klaus Regling, hatte ein
ähnliches Rückkaufprogramm für Griechenland bereits vor

knapp zwei Jahren vorgeschlagen, war damit aber auf taube Ohren gestoßen. Regling selbst hatte ein ähnliches Programm Mitte der 80er Jahre als IWF-Mitarbeiter für die Philippinen entwickelt. In der vorletzten Woche sprach sich auch
EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen für ein Rückkaufprogramm für griechische Staatspapiere aus. „Im Moment
zeichnet sich ab, dass die griechische Staatsverschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 deutlich über
jenen 120 Prozent liegen wird, die bisher angepeilt sind“, sagte Asmussen der „Süddeutschen Zeitung“. „Daher muss man
sich Elemente überlegen, um sich diesem Zielwert zu nähern.
Dazu könnte ein Schuldenrückkauf gehören.“
Ein Schuldenrückkauf hätte erhebliche Vorteile gegenüber
einem einseitigen Schuldenschnitt. Denn beim Rückkauf




könnte jeder Gläubiger einzeln entscheiden, ob er die Anleihen zum angebotenen Preis verkauft oder nicht. Ein Rückkauf kommt nur zustande, wenn Gläubiger und Schuldner
zustimmen. Das Stigma eines Staatsbankrotts würde vermieden. Ein Verkauf deutlich unter Nennwert wäre für die
Halter der griechischen Staatsanleihen zwar mit Verlusten
verbunden, sofern sie die Anleihen vor Beginn der Krise
ungefähr zum Nennwert erworben haben und nun deutlich unter Nennwert verkaufen. Die Gläubiger könnten aber
selbst entscheiden, ob sie die entsprechenden Verluste
jetzt realisieren wollen oder nicht. Durch den Verkauf unter
Nennwert könnten die Gläubiger das Risiko eines künftigen
griechischen Staatsbankrotts vermeiden.
Adressaten des Rückkaufprogramms könnten vor allem
private Gläubiger wie Banken und Hedgefonds sein, die
noch rund 100 Milliarden Euro griechische Staatsschulden
halten. Die EZB dürfte hingegen ihre griechischen Staatsanleihen kaum unter Nennwert an den griechischen Staat verkaufen, da dies als Staatsfinanzierung interpretiert werden
könnte, was der EZB nach den EU-Verträgen ausdrücklich
untersagt ist.
Das vorgeschlagene Rückkaufprogramm für griechische
Staatspapiere hat allerdings einen gewaltigen Haken. Sobald sich herumspricht, dass tatsächlich Anleiherückkäufe
geplant sind, wird der Kurs der griechischen Staatsanleihen
schnell wieder zulegen. Auch die jüngsten Medienberichte

führten bereits zu steigenden Kursen (und sinkenden Renditen). Es ist also unwahrscheinlich, dass durch ein solches
Rückkaufprogramm die Schuldenlast Griechenlands in
dem Maße gemindert werden kann, wie sich Schäuble & Co
das vorstellen. Trotzdem könnte ein Rückkaufprogramm
ein wirksamer Schritt sein, um die griechische Schuldenlast zu verringern. Das zusätzlich vom ESM geliehene Geld
wäre – im Gegensatz zu den bisherigen Hilfszahlungen –
gut investiert. Die griechischen Strukturprobleme lassen
sich alleine durch eine Reduktion der Schuldenlast aber
natürlich nicht in den Griff bekommen. Ein Euro-Austritt
des Landes bleibt damit langfristig auf der Agenda, auch
wenn die politischen Entscheidungsträger davon zurzeit
nicht wissen wollen.
Viel Spaß beim Lesen des aktuellen Forex & CFD Reports!
Ihr Oliver Baron



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