Fonds geschlossenDie Rücknahme eines Anleihefonds ist ausgesetzt
Der NordIX Renten Plus ist wegen Mittelabflüssen und Griechenlandrisiko eingefroren. Den Fonds gibt es seit 2010, er erzielte lange beträchtliche Kursgewinne.
16.01.2015, von KERSTIN PAPON
© REUTERS
Die Wahl in Griechenland wirft ihren Schatten voraus: Experten erwarten Marktverwerfungen und frieren deswegen einen Rentenfonds ein
Die Rücknahme von Fondsanteilen ist ausgesetzt. Bei dieser Nachricht fühlt man sich sofort um einige Jahre zurückversetzt, als viele offene Immobilienfonds aus Furcht vor zu starken Mittelabflüssen plötzlich geschlossen wurden. Manche sind inzwischen wieder geöffnet, andere wurden oder werden noch abgewickelt. Nun ist allerdings ein Anleihefonds betroffen.
Der Hamburger Vermögensverwalter NordIX gab am Donnerstagabend bekannt, dass die Rücknahme und Ausgabe von Anteilen des NordIX-Renten-Plus-Fonds (ISIN DE000A0YEJ1) mit Wirkung zum 16. Januar bis auf Weiteres ausgesetzt sei. Diese Entscheidung habe die Kapitalverwaltungsgesellschaft, die BNY Mellon Service Kapitalanlage-Gesellschaft, in Abstimmung mit dem Fondsmanager NordIX am Mittwoch getroffen.
BNY Mellon begründet die Aussetzung mit der Abnahme des Fondsvolumens in der zweiten Jahreshälfte 2014 durch die Rückgabe von Anteilscheinen. Moritz Schildt, Vorstand von NordIX, verweist auf die positive Entwicklung des Fonds in den vergangenen drei Jahren. Sie habe vor allem in der ersten Jahreshälfte 2014 zu Mittelzuflüssen geführt, die teilweise mit einem nur kurzfristigen Anlagehorizont erfolgt seien. Aktuell beträgt das Fondsvolumen 29,96 Millionen Euro.
Nach Angaben des Fondsanalysehauses Lipper waren es zum Jahresultimo 2014 knapp 34 Millionen Euro und zur Jahresmitte mit rund 72 Millionen Euro mehr doppelt so viel. Im vergangenen August war der Fonds als Neueinsteiger gleich auf den ersten Platz der Rangliste Rentenfonds Europa geklettert, die Lipper regelmäßig für diese Zeitung erstellt (F.A.Z. vom 21. August 2014). Denn binnen drei Jahren hatte er bis dahin 41 Prozent an Wert gewonnen. Ein Indexfonds von Amundi folgte ihm auf Rang zwei mit einem Plus von 34 Prozent.
„Nicht im Einklang mit der Erreichung der Anlageziele“
BNY Mellon verweist nun darauf, dass das Fondsvermögen zur Erzielung der bisher erreichten Wertentwicklung auch Positionen umfasse, die vergleichsweise wenig liquide und in angespannten Marktphasen nur eingeschränkt handelbar seien. Im Detail geht es laut Schildt um die Auswirkungen der in Griechenland am 25. Januar 2014 bevorstehenden Wahl. Sie könnte Marktverwerfungen und Kursbewegungen auslösen, die auch den Anteilspreis des Fonds beeinflussen würden.
Regional war der Fonds zum Jahresende zu 16,7 Prozent in Deutschland und daneben vor allem in Anleihen aus Österreich (15,4 Prozent), Griechenland (14,3 Prozent) und Zypern (8,7 Prozent) investiert. Ein griechischer Schuldschein (Laufzeit bis 31. März 2016) befand sich zuletzt mit einem Portfolioanteil von 8,7 Prozent auf Platz zehn der größten Fondspositionen. NordIX verweist zudem auf Anleihen aus kleinen Emissionen österreichischer Banken.
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Aufgrund unvorhersehbarer Entwicklungen und Umstände bestehe bei dem aktuellen Fondsvermögen die Möglichkeit, dass der Fonds im Falle von weiteren Anteilsscheinrückgaben Positionen nicht oder zu nicht marktgerechten Preisen abbauen könne oder kurzfristig Dispositionen treffen müsste, die „nicht im Einklang mit der Erreichung der Anlageziele und der Verfolgung der Anlagegrundsätze des Fonds“ lägen, heißt es von BNY Mellon.
Um zu vermeiden, dass aufgrund dieser „außergewöhnlichen Umstände Nachteile für die Gesamtheit der Anteilsinhaber“ entstehen, werde von der nach Paragraph 98 Absatz 2 KAGB bestehenden Möglichkeit einer vorübergehenden Aussetzung der Rücknahme und Ausgabe von Anteilen Gebrauch gemacht.
Eine Wiederaufnahme soll zeitnah erfolgen
Bisher war der Anteilspreis des NordIX Renten Plus auch angesichts des griechischen Wahlkrimis nur wenig gefallen. Am Donnerstag wurde von BNY Mellon offiziell ein Preis von 119,28 Euro je Fondsanteil genannt. Nach Angaben von Lipper kostete der NordIX Renten Plus im Juni vergangenen Jahres bis zu 128,21 Euro – ein Rekordhoch. Seither hat er 7 Prozent an Wert verloren.
In der Drei-Jahres-Bilanz beträgt der Wertzuwachs aktuell rund 45 Prozent. Damit läge der Fonds in der Kategorie Rentenfonds Europa bei Lipper noch immer weit vorn, wenn nicht sein Volumen unter die für Lipper relevante Schwelle von 50 Millionen Euro gefallen wäre. Den Fonds gibt es seit 1. September 2010.
An der Börse Hamburg war der NordIX Renten Plus am Freitag vom Handel ausgesetzt. In Stuttgart wurde der Verkaufskurs am Nachmittag mit etwa 118 Euro taxiert. Am Morgen seien 100 Anteile umgesetzt worden, hieß es im Handel. In München lag der Preis ähnlich. Rückgaben und Ausgaben von Anteilen, die am Donnerstag nach 14 Uhr – also nach Oder-Annahmeschluss – eingegangen seien, hätten nicht mehr durchgeführt werden können, hieß es von BNY Mellon. Die Wiederaufnahme der Anteilsrücknahme werde zeitnah erfolgen, sobald die Gründe für die Aussetzung nicht mehr gegeben seien, sagt Schildt.

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