Die UBS hat sich mit Milliardenzahlungen von den grossen Rechtsfällen befreit. Doch der Schuldenskandal in Puerto Rico belastet die Schweizer Bank noch auf Jahre hinaus.
Auf exakt 793'000 Dollar belaufen sich für die UBS die sprichwörtlichen «Peanuts». Diese Summe muss die Schweizer Grossbank nach einem Schiedsgerichtsurteil der US-Broker-Regulierungsbehörde Finra der früheren Kundin Madeleine Carrero in Puerto Rico bezahlen.
Das Geld wäre – aus Sicht der UBS – tatsächlich nicht der Rede wert, wenn Carrero ein Einzelfall wäre. Das ist sie nicht. Die UBS ist, wie auch finews.ch verschiedentlich berichtet hat, im Karibikstaat in Rechtsfälle verwickelt, welche die Bank bislang bereits mehrere hundert Millionen Dollar gekostet haben. Und ein Ende ist nicht in Sicht.
Laufend neue Forderungen
Denn enttäuschte UBS-Kunden wie Carrero gibt es in Puerto Rico zuhauf. Seit 2013 machen sie ihre Ansprüche gegenüber der Bank vor dem Finra-Schiedsgericht geltend. Bis heute reichen sie laufend neue Schadenersatzforderungen ein.
Meist erfolgreich, denn die UBS kann kaum bestreiten, dass ihre lokalen Broker diese Kunden schlecht beraten und Fakten unterschlagen, teilweise wohl auch betrogen haben. Dabei geht es um den Verkauf von puertoricanischen Staatsanleihen und geschlossenen Fonds. Die UBS veräusserte diese «Municipal Bonds» aggressiv, nachdem sie sie selbst aufgelegt, aufgekauft und in Fonds gepackt hatte.
Über 750 Fälle hängig
Die Bonds verloren auf Grund der katastrophalen Finanz- und Wirtschaftspolitik Puerto Ricos massiv an Wert, so dass UBS-Kunden hohe Kursverluste. An die US-Aufsichtsbehörden SEC und Finra hat die UBS bereits 33,5 Millionen Dollar bezahlt. Doch der Fall ist längst nicht erledigt, weitere Sammelklagen sind hängig.
So fordern die Pensionskasse der Staatsangestellten Puerto Ricos und weitere Kläger Schadenersatz in der Höhe von 800 Millionen Dollar – von der UBS, aber auch von weiteren Banken.
Kleinvieh macht auch Mist
Es sind jeweils «Peanuts»-Summen, welche die UBS an die Kunden in Puerto Ricozu bislang bezahlt hat, also Beträge im tiefen einstelligen Millionenbereich. Kleinvieh macht aber auch Mist: Das US-Beratungsunternehmen Securities Litigation & Consulting Group (SLCG) hat errechnet, dass die UBS nach bislang 765 Schiedsgerichtsurteilen über 180 Millionen Dollar Schadenersatz an Kunden bezahlt hat.
Im vergangenen Juni waren noch knapp 750 Klagen hängig, wobei auch im zweiten Quartal 2017 bereits 38 neue Klagen eingereicht wurden.
Auf Jahre hinaus 
Die UBS blutet in Puerto Rico langsam und stetig. Gemäss SLCG wird es noch Jahre andauern. Offenbar hat die UBS dagegen aber auch Vorkehrungen getroffen. Sie rechnet mit Schadenersatzforderungen in der Gesamthöhe von 2 Milliarden Dollar.
Davon seien rund 861 Millionen Dollar durch Vergleiche, Schiedssprüche oder Rückzug der Klagen beigelegt worden, schrieb die Bank in ihrem Geschäftsbericht 2016.
Ende 2016 hatte die UBS 3,26 Milliarden Franken an Rückstellungen für alle ihre hängigen Rechtsfälle zurückgestellt. Für die Puerto-Rico-Verfahren seien diese angemessen. Doch die UBS weiss auch nicht, wieviel Puerto Rico sie am Ende noch kosten wird. Es könne deutlich mehr werden als die bisher erfassten Rückstellungen – oder auch weniger.