SCHULDENBEGLEICHUNG
Argentinien einigt sich mit Gläubigern
Argentinien schuldet mehreren Industriestaaten fast zehn Milliarden Dollar. Bis Mai 2015 will der
südamerikanische Staat mehreren Gläubigern erste Ausstände zurückzahlen. Doch das soll nur der Anfang
sein.
29.05.2014, 10:17 Uhr, aktualisiert 29.05.2014, 21:30 Uh
Eine Frau schwenkt die argentinische Flagge in Buenos Aires. Das Land will die
ersten Schulden zurückzahlen.
Quelle: dapd
Paris. Argentinien hat sich mit den Gläubigern über die Rückzahlung von Schulden in Höhe von 9,7 Milliarden
Dollar geeinigt. Das geht aus einer Mitteilung des Pariser Clubs am Donnerstag hervor. Damit kann das Land
seine Finanzen in Ordnung bringen, und auch internationale Hilfe erscheint wieder möglich.
Der Pariser Club, dem unter anderem Deutschland, Frankreich, die USA und Japan angehören, ist ein
informeller Zusammenschluss staatlicher Gläubiger. Die erste Teilzahlung von mindestens 1,15 Milliarden
Dollar wird bis Mai 2015 geleistet, eine weitere Tranche ist im Mai 2016 fällig, wie es in der Mitteilung weiter
hieß. Das argentinische Wirtschaftsministerium erklärte, es werde diesen Juli eine Anfangszahlung von 650
Millionen Dollar geleistet und im Mai 2015 sollen weitere 500 Mio. Dollar gezahlt werden.
Die Zahlungen seien ein „notwendiger und wichtiger Schritt für die Normalisierung der finanziellen
Beziehungen zwischen den Gläubigern des Pariser Clubs und Argentinien“, teilte die Gläubiger-Vereinigung
mit. Die Exportfinanzierer der Länder des Pariser Clubs, die ihre Ausfuhrfinanzierungen wieder aufnehmen
wollen, würden dies tun, hieß es weiter.
Argentinien hatte 2001 die Rekord-Schuldensumme von 95 Milliarden Dollar nicht mehr bedient. Inzwischen
bemüht sich das Land, die Differenzen mit Gläubigern beizulegen, da es an den internationalen Kapitalmarkt
zurückkehren will, um einen Rückgang seiner Devisenreserven umzukehren und eine Zahlungsbilanzkrise zu
vermeiden. Die Devisenbestände sind in den vergangenen zwölf Monaten um 27 Prozent eingebrochen auf
28,5 Milliarden Dollar.
Sigmar Gabriel spricht von „wichtigem Schritt“
Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) bezeichnete die in Paris getroffene Vereinbarung als einen
"wichtigen Schritt, um Argentinien bei der wirtschaftlichen Stabilisierung zu unterstützen". Gut 37 Prozent der
aufgelaufenen Rückstände entfielen auf Deutschland, das damit der größte Einzelgläubiger unter den 19
Mitgliedstaaten des Pariser Clubs sei, erläuterte das Wirtschaftsministerium.
Das Land streitet sich mit Gläubigern nicht bedienter Bonds vor US-Gerichten, gleichzeitig fordert der
Internationale Währungsfonds, dass Argentinien die Genauigkeit seiner offiziellen Konjunkturdaten verbessert.
Vergangenes Jahr hat Präsidentin Cristina Fernandez de Kirchner eine Arbeitsgruppe für die Umschuldung
unter der Führung von Hernan Lorenzino eingerichtet. Im vergangenen Jahr hat das Land rund 677 Millionen
Dollar aufgrund von Schiedsgerichtsverfahren gezahlt.
Der Pariser Club habe Argentinien zu Verhandlungen eingeladen, nachdem er einen revidierten
Zahlungsvorschlag erhalten habe, sagte Club-Sprecherin Clotilde L'Angevin am 14. März. Zunächst stritten
beide Parteien über die Höhe der ausstehenden Zahlungen. Während der Pariser Club laut einem Bericht der
Zeitung Ambito Financiero die Schulden auf rund 10,1 Milliarden Dollar einschließlich Zinsen bezifferte,
errechnete Argentinien demzufolge eine Summe von rund 9,1 Milliarden Dollar.
Verhandlungen mit dem Pariser Club sind für Argentinien nichts Neues: entstanden ist der Club aus
Verhandlungen über die argentinische Staatsschuld in Paris im Jahr 1956. Seitdem hat der Pariser Club 429
Einigungen mit 90 Schuldnerländern über Forderungen von insgesamt 573 Milliarden Dollar erreicht.
Der Hedgefonds Elliott Associates hat der argentinischen Regierung am Mittwoch ein Kompromissangebot
unterbreitet, um ausstehende Schulden in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar einzutreiben. „Wenn Argentinien uns
sagen würde: Wir können einen Teil der Schulden in bar begleichen und einen Teil mit neuen Anleihen, dann
wäre das ein guter Anfang“, erklärte Elliott-Manager Jay Newman in „Spiegel-Online“. Er schlug vor, mit
Argentinien und seinen privaten Gläubigern über die noch ausstehenden Schulden zu verhandeln, um eine
einvernehmliche Lösung zu finden.
bb/dpa/afp
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