ZamekSuppenhersteller-Pleite wächst sich zum Skandal aus
Die Insolvenz des Suppenherstellers Zamek wird zusehends fragwürdiger. Gläubiger misstrauen der Geschäftsführung, der Vorwurf der Insolvenzverschleppung liegt in der Luft.
02.06.2014, von MARTIN HOCK
Die Insolvenz des Düsseldorfer Fertigsuppenherstellers Zamek wird immer anrüchiger. Schon der Insolvenzantrag im Februar hatte bei Investoren negative Reaktionen hervorgerufen. Diese sahen sich von der Eigentümerfamilie und der Geschäftsführung dauerhaft falsch informiert. Im Vorfeld der Gläubigerversammlung am vergangenen Freitag waren dann die Gläubiger auf die Barrikaden gegangen und hatten die Beendigung der Insolvenz in Eigenverwaltung gefordert. Letzter Stein des Anstoßes war, dass Zamek die Gläubigerversammlung auf einen Brückentag terminiert hatte. Dahinter vermuteten einige Gläubiger Methode: Das Unternehmen spekuliere darauf, dass viele Gläubiger von einer Teilnahme absehen würden.
Das Vorgehen von Zamek erwecke den Eindruck, dass der Ausgang der Wahl des gemeinsamen Vertreters der Anleihegläubiger im Vorfeld in gewisse Bahnen gelenkt werden könnte, so Lothar Probst, Geschäftsführer des Family Office LP Inviso. Zamek hatte zwar die Wahl eines gemeinsamen Vertreters auf die Tagesordnung gesetzt, hatte aber keinen Vertreter vorgeschlagen.
Institutionelle Investoren hatten sich zwar bemüht, Kandidaten wie üblich auf der Tagesordnung der Einladung zu benennen. Dies aber war vom Amtsgericht Düsseldorf abgelehnt worden. Eine Versammlung ohne detaillierte Tagesordnungspunkte könnte auch juristisch leicht anfechtbar sein, fürchtet Probst. Dies hätte zur Folge, dass selbst eine erfolgreiche Wahl im Nachgang zu juristischen Auseinandersetzung führen könnte.
Kein Geld für Rohstoffe
Auf der Gläubigerversammlung ging es dementsprechend heiß her. Letztlich zum Vertreter gewählt wurde Frank Günther vom Restrukturierungsspezialisten One Square Advisors, der das Gebaren von Zamek als von Unvermögen gekennzeichnet benannte und von einem Täuschungskonstrukt, von Anleihebetrug und Abzocke sprach.
Das Gute vorweg: Nach Aussage des für die Holding zuständigen Geschäftsführers Nikolaos Antoniadis ist Zamek sanierungsfähig, Ein Umsatz von 45 Millionen Euro bei einem operativen Gewinn von null könne erreicht werden, allerdings nur unter großen Einschnitten. Zudem gebe es einen Investitionsnotstand.
Denn offenbar sind die Anleihegelder nicht wie behauptet in die Finanzierung des weiteren Wachstums investiert worden, sondern wurden wohl dazu verwendet, den Geschäftsbetrieb am Laufen zu halten. Angeblich ist Zamek schon seit dem vergangenen September nicht mehr in der Lage, ordnungsgemäß zu produzieren. Derzeit laufen nur 8 bis 10 der 24 Maschinen, weil es offenbar an Geld für Rohstoffen und Kartonagen mangelt. 18 Millionen Euro an Lieferverbindlichkeiten stehen zu Buche. Letztlich habe Zamek in den vergangenen Jahren zu viele Produkte angeboten und diese zumindest zum Teil unter Herstellungskosten verkauft, zudem sei die Logistik nicht effektiv gewesen.
Ganz als Luftnummer stellte sich der Standort Polen heraus, dessen Inbetriebnahme Zamek im vergangenen November noch für 2013 (!) angekündigt hatte. Dort gebe es wenig mehr als eine angemietete Lagerhalle.
Für die Gläubiger sieht es düster aus
Obendrein wurde der frühere Geschäftsführer Ben Zamek 2008 offenbar Opfer von Betrügern, die ihm eine Finanzspritze von 8 Millionen Euro aus Dubai in Aussicht stellten. Brisant daran ist nicht so sehr die Betrugstatsache, sondern die Details über die damalige Lage von Zamek. Das Unternehmen war offenbar gemäß einem damals selbst in Auftrag gegeben Gutachten nur noch wenig mehr als 10 Millionen Euro wert. Zwischenzeitlich soll nur ein Privatkredit eines bekannten Sportlers das Unternehmen über die Runden gebracht haben. Die Banken hätten seinerzeit schon nicht mehr helfen wollen und angeblich schon damals die Vorlage einer wöchentlichen Liquiditätsplanung verlangt.
Eine der wichtigsten Fragen, die es aus Sicht der Gläubiger zu prüfen gilt, ist wann Zamek nun tatsächlich zahlungsunfähig war. Die Antwort könnte die Frage klären, ob der Tatbestand der Insolvenzverschleppung vorliegt. Gläubiger könnten dann Schadenersatzansprüche gegen Management und Eigentümer haben.
Denn ansonsten sieht es für die Gläubiger düster aus. Die Holding, die die Anleihe ausgegeben hat, besitzt außer geringen Forderungen gegen die Gesellschafter und die operativen Gesellschaften nur ein Grundstück im Buchwert von 13,2 Millionen Euro. Dieses wurde ihr 2013 von den operativen Gesellschaften übertragen, an die die Anleihemittel als nachrangige Darlehen ausgereicht worden waren. Doch dieses Grundstück fordert der Sachwalter der ebenfalls insolventen operativen Gesellschaften zurück. Er hat den Kaufvertrag angefochten und die Chancen damit durchzukommen, stünden nicht schlecht, heißt es.
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