GriechenlandJetzt zittern sie wieder
03.10.2012, 14:03 Uhr
Da
hat man eine CD mit den Schweizer Kontodaten von fast 2000 reichen
Griechen – und dann ist sie plötzlich weg. Peinlich. Aber der
griechischen Steuerfahndung ist es passiert.
AthenIm
Frühjahr 2010 bekam Dimitris Georgakopoulos, damals stellvertretender
griechischer Finanzminister, in seinem Büro Besuch von einem Herrn
mittleren Alters. Der Gast, ein Ausländer griechischer Herkunft, bot dem
Vizeminister ein Geschäft an: Eine Million Euro für die Daten
griechischer Kontoinhaber bei einer Schweizer Bank. Georgakopoulos habe
den Besucher zunächst an einen Mitarbeiter weiterverwiesen und derweil
bei seinem Chef, Finanzminister Giorgos Papakonstantinou nachgefragt,
wie er in der Sache verfahren solle. Eine Antwort habe er nie erhalten,
sagte Georgakopoulos laut der Tageszeitung „Ta Nea“.
Eigentlich erstaunlich: Die Steuerhinterziehung gilt als eine der Ursachen der griechischen Schuldenkrise. Überdies hatte im Frühjahr 2010 bereits eine massive Kapitalflucht aus Griechenland begonnen, nicht zuletzt in die Schweiz. Da hätte die Steuer-CD dem griechischen Finanzminister doch eigentlich höchst willkommen sein müssen.
Aber vielleicht war Giorgos Papakonstantinou ja gar nicht auf den mysteriösen Besucher angewiesen, weil er andere Quellen hatte. Etwa zur gleichen Zeit nämlich bemühte sich Konstantinos Bikas, damals Chef des griechischen Geheimdienstes EYP, bei seinen französischen Kollegen um Kontodaten griechischer Bankkunden in der Schweiz. Für Bikas ein Thema, seit im August 2009 hatte der damalige französische Finanzminister erklärt hatte, man sei in den Besitz umfangreicher Schweizer Bankdaten gelangt. Darunter waren, wie Geheimdienstchef Bikas erfuhr, auch zahlreiche griechische Namen. Das Material stammte offenbar von einem Genfer Mitarbeiter der Großbank HSBC. Er soll die Daten an die Franzosen verkauft haben und heute ein gutes Leben in Südfrankreich genießen.
Im
Herbst 2010 kam dann endlich auch der griechische Finanzminister
Giorgos Papakonstantinou in den Besitz der Daten – auf einer CD, die ihm
seine französische Amtskollegin Christine Lagarde zukommen ließ. Er
habe die Daten gesichtet, sich die Namen der 20 Kontoinhaber mit den
höchsten Guthaben notiert und die Steuerfahndung eingeweiht, erklärt
Papakonstantinou heute. Die Fahnder hätten dann auch tatsächlich in
einigen Fällen Unregelmäßigkeiten in den Steuererklärungen der
Betroffenen festgestellt. Papakonstantinou sagt, im Juni 2011, kurz
bevor er abgelöst und Evangelos Venizelos neuer Finanzminister wurde,
habe er dann die Daten-CD der Behörde für die Verfolgung von
Finanzverbrechen (SDOE) übergeben, der griechischen Steuerfahndung.
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