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Samstag, 27. Dezember 2014

Die Mehrheit der Marktteilnehmer am Erdölfutureshandel sind aber die Spekulanten. Sie sind im Gegensatz zu den Hedgern auf die schnellen kurzfristigen Gewinne ausgerichtet. Damit bringen sie ein wesentliches mehr an Liquidität in den Markt und übernehmen dabei gerade die Risiken stärker, welche die Hedger zu minimieren versuchen.

Der Handel mit Öl an den Terminmärkten

Von Miriam Kraus | 26. Oktober 2009 | Artikelbewertungen
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Liebe Leser,
nachdem wir uns in der vergangenen Woche eingehend mit der Geschichte des Erdöls, seiner Nutzung, der Historie der Erdölförderung, sowie der Entstehung und der Entwicklung der OPEC beschäftigt haben, möchte ich mich heute im dritten Teil der Daily Reihe Investieren in Öl" zunächst mit dem Handel des weltweit wichtigsten Energierohstoffs beschäftigen.

Grundsätzlich muss an dieser Stelle zwischen dem Rohöl-Handel an den Terminmarktbörsen und dem realen" Handel unterschieden werden.
Rohölhandel an den Terminmarktbörsen
Zunächst noch einmal ein kurzer Rückblick: Wie erinnern uns, bis in die 70er Jahre hinein waren die Ölpreise relativ stabil, da sie durch die Listenpreise der großen Ölgesellschaften kontrolliert wurden. Doch dann setzten sich die OPEC-Mitglieder zu Wehr, mit dem Resultat der zwei so genannten Ölkrisen", also kurze Zeiträume in denen die Ölpreise einen massiven Preisanstieg erfuhren.
Um der Ungewissheit starker Preisschwankungen zu entgehen, wurden schließlich in den 80er Jahren die Erdölbörsen gegründet nach dem Vorbild der Terminmarktstruktur, wie sie schon seit langer Zeit beim Handel mit Agrarrohstoffen üblich war (CBOT).
Im Jahr 1980 wurde in London die International Petroleum Exchange"(IPE) gegründet und im selben Jahr der erste Futures Kontrakt auf Gasöl lanciert.
Im Juni 1988 erfolgte dann die Emission der ersten Brent Crude Futures Kontrakte an der IPE.
Heute spielt sich der Erdölhandel an den Terminmarktbörsen hauptsächlich in zwei großen Handelszentren ab:
  1. An der New York Mercantile Exchange (NYMEX) wo Futures-Kontrakte auf WTI- Crude gehandelt werden und
  2. An der im Jahre 2005 aus der IPE entstandenen ICE Futures Exchange in London, wo nach wie vor Brent Crude Futures Kontrakte gehandelt werden.
Die Preisentwicklung dieser beiden Rohölsorten gilt als Benchmark für die Ölpreisentwicklung der unzähligen anderen weltweit geförderten Rohölsorten.
Futures-Börsen
Wie gesagt unterliegt der Rohölhandel an den Börsen der Terminmarktstruktur. Abgesehen davon, dass die ICE inzwischen eine elektronische Handelsplattform ist-an der NYMEX erfolgt noch der Ringhandel-werden an diesen Handelsplätzen keine realen Ölfässer über die Theke gereicht. Obwohl natürlich der Futures-Handel impliziert, dass die Ware zu einem fest gesetzten Termin in der Zukunft angeliefert wird, wird an diesen Börsen kaum Gebrauch davon gemacht. Dennoch gibt es natürlich Orte an denen die Lagerbestandsdaten fest gesetzt werden. Für die NYMEX ist der wichtigste Standort in diesem Zusammenhang der Pipeline-Knotenpunkt Cushing im US-Bundesstaat Oklahoma. Cushing verbindet die Golfküste mit den Konsumenten der nördlichen US-Bundesstaaten und ist damit ein wichtiger Indikator für die Preisbildung von WTI an der NYMEX.
Die Marktteilnehmer
Seit der Einführung des Erdölhandels an den Terminmarktbörsen haben sich die Preisrisiken der Händler stark verringert.
Nun mag man sich trotzdem die Frage stellen, welche Marktteilnehmer, denn ein Interesse am Handel mit Erdöl an einer Terminmarktbörse haben und warum!
Grundsätzlich lassen sich die Marktteilnehmer am Erdölhandel an den Terminbörsen grob in zwei Kategorien unterteilen:
  • Die Hedger
Hedging bezeichnet nichts anderes als eine Absicherungsstrategie. Grundsätzlich bieten die Terminmarktstrukturen eine Möglichkeit der Absicherung gegen zukünftige Preisschwankungen beim Handel mit der tatsächlichen, physischen Ware. Ein Interesse an einer solchen Absicherungsstrategie haben also in erster Linie all diejenigen Marktteilnehmer, welche im Voraus große Mengen an Erdöl oder Erdölprodukten kaufen oder verkaufen müssen und damit enormen Preisschwankungen unterliegen. Diese Hedger sind im konkreten Fall Ölhändler, Erdölproduzenten und Raffinerien, aber auch Großverbraucher wie Fluggesellschaften. Die Hedger sind in der Regel-anders als die Spekulanten-nicht auf den hohen, schnellen Gewinn aus, sondern lediglich bestrebt ihre Risiken zu minimieren indem sie ihre Position im physischen Markt ausgleichen.
  • Die Spekulanten
Die Mehrheit der Marktteilnehmer am Erdölfutureshandel sind aber die Spekulanten. Sie sind im Gegensatz zu den Hedgern auf die schnellen kurzfristigen Gewinne ausgerichtet. Damit bringen sie ein wesentliches mehr an Liquidität in den Markt und übernehmen dabei gerade die Risiken stärker, welche die Hedger zu minimieren versuchen. Die Spekulanten handeln gemäß ihrer Einschätzung des Marktes mit dem Ziel hohe Gewinne zu erzielen. Hierzu zählen sowohl private Anleger, als auch zum Beispiel große Fondsgesellschaften.
Der Faktor Marktpsychologie und die Spekulanten
Gerade die Spekulanten, die zwar die Mehrheit der Marktteilnehmer bilden, aber im Vergleich zu den Hedgern oftmals weniger Kenntnis von den tatsächlichen Rahmenbedingungen und den fundamentalen Fakten des Erdölmarktes mit sich bringen, geben damit dem psychologischen Faktor im Markt einen wesentlich stärkeren Raum. Oftmals spiegelt daher die Preisentwicklung nicht (nur) das tatsächliche Nachfrage-und Angebotsverhältnis wieder, sondern viel eher Vermutungen über zukünftige Entwicklungen. Hier schlagen sich ebenso politische Unruhen, wie saisonal bedingte, wetterabhängige Veränderungen im Preis nieder, unabhängig davon ob tatsächlich die Angebotssituation betroffen ist. Anschläge militanter Gruppierungen in Nigeria führen aufgrund dieses Faktors meist ebenso zu steigenden Preisen, wie ein besonders kalter europäischer Winter oder der Beginn der Summer Driving Season" in den USA. Ebenso führen Spekulationen auf einen eher milderen Winter und damit einen geringeren Heizölverbrauch bereits im Vorfeld oft zu fallenden Preisen. Schließlich werden natürlich auch Lagerbestandsveränderungen und aktuell immer stärker die Entwicklung des US-Dollars mit eingepreist.

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