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Dienstag, 5. Mai 2015

70 Jahre Kriegsende Moskaus Siegesparade der Superlative Den Sieg über Nazi-Deutschland vor 70 Jahren feiert Russland am 9. Mai mit einer gigantischen Leistungsschau modernster Militärtechnik. Während die meisten westlichen Staats- und Regierungschefs der Parade fernbleiben, haben sich alte und neue Verbündete Moskaus als Gäste angesagt.

70 Jahre KriegsendeMoskaus Siegesparade der Superlative

Den Sieg über Nazi-Deutschland vor 70 Jahren feiert Russland am 9. Mai mit einer gigantischen Leistungsschau modernster Militärtechnik. Während die meisten westlichen Staats- und Regierungschefs der Parade fernbleiben, haben sich alte und neue Verbündete Moskaus als Gäste angesagt.

© DPAVergrößernRussische Panzer vom Typ T-72B3 in Sankt Petersburg bei einer Übung für die Siegesparade zum 70. Jahrestag des Kriegsendes in Europa am 9. Mai.
Es soll eine Parade der Superlative werden: die größte, beeindruckendste, beruhigendste beziehungsweise bedrohlichste. Am 9. Mai, der in den Nachfolgestaaten der Sowjetunion als „Tag des Sieges“ gefeiert wird, sollen mehr als 15.000 Soldaten über den Roten Platz im Herzen Moskaus marschieren, unter ihnen 1300 ausländische. Auch militärisches Gerät wird präsentiert. Neben Klassikern wie Interkontinentalraketen, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können, sollen auch sieben neue Militärfahrzeuge über den Platz rollen. Besonders erwartet wird ein als „Panzer der Zukunft“ gefeiertes Gefährt namens T-14 oder „Armata“. Über der russischen Hauptstadt sollen 150 Flugzeuge und Kampfhubschrauber in Formation fliegen.
Eingeladen waren 68 Staats- und Regierungschefs sowie Vertreter internationaler Organisationen. Die meisten westlichen Politiker bleiben der Militärschau indes fern. Aus ihrer Sicht wäre eine Teilnahme an den Siegesfeierlichkeiten unpassend, da Russland einen unerklärten Krieg gegen die Ukraine führt und sich die Krim völkerrechtswidrig angeschlossen hat. Allen voran fällt auf, dass kein Staats- und Regierungschef aus den westlichen Ländern, die im Bündnis mit der Sowjetunion gegen das nationalsozialistische Deutschland kämpften, nach Moskau kommt.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen Kompromiss gewählt: Sie kommt nicht zur Siegesparade nach Moskau, sondern legt tags darauf, am Sonntag, dem 10. Mai, im Beisein von Präsident Wladimir Putin einen Kranz am Grab des Unbekannten Soldaten an der Kremlmauer nieder. Die Botschaft ist, dass man der wohl 26,6 Millionen Sowjetsoldaten und -bürger, die Opfer des deutschen Vernichtungskriegs wurden, gedenken will, ohne jedoch Putins Fortsetzung der Politik mit militärischen Mitteln implizit zu billigen, wofür der Besuch des Truppenaufmarschs stünde.
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Auf dieser Linie liegt auch die Reise von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) mit dem russischen Außenminister Sergej Lawrow nach Wolgograd schon am 7. Mai. Im früheren Stalingrad wollen sie einen Soldatenfriedhof und ein deutsch-russisches Versöhnungskonzert besuchen.
Seit Wochen wird in Russland viel darüber berichtet, wer alles zur Parade kommt. Besondere Aufmerksamkeit galt dem angekündigten Besuch des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un. Es wäre seine erste Auslandsreise als Machthaber geworden. Vorgänger und Vater Kim Jong-il war vor fünf Jahren im Zug nach Moskau zur Parade gereist. Am Donnerstag voriger Woche teilte Putins Sprecher indes mit, Kim Jong-un komme nicht, Grund seien „innerkoreanische Angelegenheiten“. Am Montag hieß es dann, der nordkoreanische Parlamentspräsident Kim Jong-nam werde nach Moskau reisen. Das ist nur formal ein Aufstieg: Das nominale Staatsoberhaupt ist faktisch ohne Einfluss. 
Auch die Präsidenten Chinas, Indiens, Vietnams, der Mongolei und Südafrikas kommen nach Moskau sowie eine Reihe von Führern aus traditionellen Verbündeten und Vasallen Moskaus wie Kasachstan, Kirgistan und der von Georgien abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien (der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenka hält freilich seine eigene Parade in Minsk ab). Auch der Kubas Präsident Raúl Castro will kommen sowie die Leiterin der Unesco, Irina Bokowa.

Unklar ist, ob Tsipras kommt

Der Schau wird auch eine politische Botschaft beigemessen: Aus russischer Sicht werden am 9. Mai auf dem Roten Platz die alten und die neuen Verbündeten Seite an Seite stehen. Jene Kräfte der Welt, die den Vereinigten Staaten trotzen, die Moskau hinter allem Übel von Ukraine-Umsturz bis Tschetschenien-Kriegen ausmacht. Den Bündnischarakter illustrieren auch die ausländischen Soldaten, unter anderem aus Serbien (dessen Präsident Tomislaw Nikolic ebenfalls kommen will), Indien, China, der Mongolei und Armenien.
Unklar ist bislang, ob der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras nach Moskau kommt. Dort wäre er neben dem zyprischen Präsidenten Nikos Anastasiadis und dem slowakischen Ministerpräsidenten Robert Fico der einzige führende Politiker aus einem EU-Mitgliedstaat. Auch die Teilnahme des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, ist noch nicht bestätigt.
Am 9. Mai soll auch in weiteren 25 Städten Russlands und der Krim marschiert werden. Der „Tag des Sieges“ ist ein so bedeutendes Fest, dass es nicht bei Militärschauen bleiben soll. In Moskau etwa soll am selben Tag noch eine große Aktion namens „Unsterbliches Regiment“ stattfinden. Auf den Roten Platz sollen Tausende Bürger mit Porträts von Verwandten schreiten, die im Zweiten Weltkrieg kämpften und heute nicht mehr leben. Man konnte die privaten Bilder in den Wochen vor der Schau kostenlos in städtischen Zentren vergrößern und abziehen lassen.

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