Hedgefondsmanager Hans Humes„Ich investiere in Griechenland“
Der Hedgefondsmanager Hans Humes ist auf Investitionen in Ländern wie Griechenland spezialisiert. Im Interview mit FAZ.NET erklärt er, warum er auch diesmal Chancen sieht. Und wieso sich der Schuldenstreit so lange hinzieht.
22.05.2015
© REUTERSHarter Kampf: Noch immer haben sich Griechenland und seine Gläubiger nicht geeinigt im Schuldenstreit.
Herr Humes, sind Sie angesichts des andauernden Schuldenstreits in Griechenland investiert?
Ja.
Warum?
Der mögliche Gewinn in dem Fall, in dem eine Vereinbarung zustande kommt, übersteigt bei Weitem die Risiken. Die Preise griechischer Anleihen und Aktien befinden sich auf notleidend-niedrigem Niveau. Es ist zudem sehr unwahrscheinlich, dass Griechenland die ausstehenden Staatsanleihen nicht bedient, ob das Land nun seinen Verpflichtungen gegenüber dem IWF und der EZB nachkommt oder nicht.
Wieso sind Sie da so sicher?
Die noch ausstehenden griechischen Staatsanleihen machen nur 12 Prozent der Schulden des Landes aus. Ein Zahlungsausfall gegenüber privaten Investoren würde keinen Sinn ergeben - Griechenland braucht ja auch künftig Verbindungen zu Banken. Außerdem haben private Gläubiger bereits einen Schuldenschnitt in Höhe von 53,5 Prozent akzeptiert. Würden EZB und IWF einen Schuldenschnitt in derselben Höhe akzeptieren, hätte das Land kein Schuldenproblem.
Haben Sie sich gerade erst in Griechenland engagiert?
Ich habe dem Lenkungsausschuss angehört, der in den Jahren 2011 und 2012 mit Griechenland darüber verhandelt hatte, wie private Investoren einbezogen werden. Wir waren davor schon investiert, haben danach unser Engagement einmal vergrößert und uns dann im Laufe der Zeit von nahezu allen Anleihen getrennt. Ende des vergangenen Jahres sind wir wieder stärker eingestiegen.
Wie geht der Schuldenstreit zwischen Griechenland und seinen Gläubigern nun aus?
Ich denke, am Ende wird es eine Einigung geben müssen. Die Alternativen sind zu teuer - für beide Seiten.
Würde ein „Grexit“ dem Land helfen?
Möglicherweise. Kurzfristig würde das sehr teuer werden, mittelfristig könnte Griechenland dadurch aber sehr wettbewerbsfähig werden.
Und was ist mit einer Staatspleite innerhalb des Euro?
Ich glaube nicht, dass das gut funktionieren würde. Die EZB würde sicher einen Kapitalnachschuss verlangen. Die anderen Euroländer, die mit Griechenland derzeit hart verhandeln, wären wohl ein bisschen geschockt, wenn sie Schecks ausstellen müssten, um das Loch zu stopfen.
Was ist denn in den Verhandlungen schief gelaufen, dass sie sich schon so lange hinschleppen?
Ich glaube, dafür gibt es eine Reihe von Gründen. Als die privaten Schulden restrukturiert wurden, gab es einen Fahrplan, wie man das macht. Berater auf beiden Seiten - Lazard und Cleary auf der einen Seite, Blackstone, White and Case und Allen Overy auf der anderen - hatten viel Erfahrung darin. Unter uns Gläubigern hatten ebenfalls viele umfangreiche Erfahrungen gemacht. Ich selbst war während der vergangenen 25 Jahre bei mehr als 20 Umstrukturierungen von Staatsschulden dabei.
Und den jetzt Beteiligten fehlt diese Erfahrung?
Die jüngste Verhandlungsrunde zeigt all die strukturellen Probleme, wie in Europa Entscheidungen getroffen werden. Jedes Land möchte, dass seine Stimme gehört wird. Die Eurogruppe, die EZB und andere treten sich gegenseitig auf die Füße. Das deutsche Finanzministerium und die Bundesbank versuchen, ihren Willen durchzusetzen. Unglücklicherweise sind die Nordländer und darunter auch die Deutschen an die jüngsten Gespräche mit einem Gefühl moralischer Überlegenheit herangegangen, kombiniert mit einem gewissen Mangel an Fingerspitzengefühl oder - offen gesagt - Erfahrung.
Und die Griechen?
Die haben sich wie komplette Amateure verhalten. Aber ich möchte hier wirklich zur Vorsicht mahnen: An solche schwierigen Verhandlungen über Finanzen sollte niemals mit moralischen Urteilen herangegangen werden.
Die Fragen stellte Alexander Armbruster.
Wer ist Hans Humes?
Hans Humes gehört zu den erfahrensten Investoren in Schwellenländern und Ländern mit Schuldenproblemen. Er gründete Mitte der neunziger Jahre den in New York ansässigen Hedgefonds Greylock Capital, den er bis heute leitet. Zuvor war er verantwortlicher Händler für Lehman Brothers und Banco Santander.
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