Rubel-StützungRusslands Notenbank vergibt jetzt Dollar-Kredite
Im Kampf gegen den Absturz des Rubel hat die russische Notenbank eine neue Idee: Sie verleiht ihre Devisenreserven. Die Lage der Währung bessert sich.
26.12.2014, von BENJAMIN TRIEBE, MOSKAU
Die russische Notenbank hat ein neues Instrument entwickelt, um die kriselnde Landeswährung Rubel zu stützen. Wie sie zur Wochenmitte ankündigte, nimmt sie nun von russischen Banken Unternehmensanleihen als Sicherheiten entgegen und stellt ihnen dafür Fremdwährungskredite mit bis zu einem Jahr Laufzeit zur Verfügung. Mit den Devisen aus dem Depot der Notenbank sollen die Banken wiederum russische Konzerne versorgen, die im Ausland Fremdwährungsschulden zurückzahlen müssen.
Dies ist ein Biss in den sauren Apfel. Denn durch Eingriffe am Devisenmarkt sind die internationalen Reserven der Währungshüter in diesem Jahr deutlich gesunken: Wie am Donnerstag veröffentlichte Daten zeigen, standen sie Ende vergangener Woche bei 399 Milliarden Dollar – der niedrigste Wert seit Sommer 2009. Ende 2013 waren es noch gut 500 Milliarden Dollar.
Das neue Angebot der Notenbank ist gewissermaßen das Gegenstück zu einem anderen Regierungserlass vom Dienstag. Fünf große russische Exporteure müssen demnach ihre Devisenbestände reduzieren und Rubel kaufen, um den Kurs der Währung zu stützen. Gleichzeitig brauchen diese und andere Unternehmen aber Devisen, um Auslandsschulden zurückzuzahlen – und die sollen sie nun von der Zentralbank (mit den Geschäftsbanken als Zwischenstation) erhalten. Der Bedarf, am Markt Devisen zu kaufen, wird gesenkt.
Das Fremdwährungsangebot soll bis zu 50 Milliarden Dollar umfassen und bis zum Jahr 2018 bestehen – ein Hinweis darauf, dass die Notenbank mit einer langen Dauer der Krise rechnet. Die Auslandsschulden russischer Unternehmen belaufen sich auf rund 600 Milliarden Dollar, wovon 100 Milliarden Dollar im kommenden Jahr zur Rückzahlung fällig werden (auch wenn es sich bei einem gewissen Teil um eigene Offshore-Gelder handeln dürfte). Dass die Währungshüter jetzt auch Unternehmensanleihen mit schlechten Bonitätsnoten als Sicherheiten akzeptieren, zeigt ihre Besorgnis.
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Die russischen Behörden haben ihre Strategie geändert. Sie arbeiten nicht mehr daran, sich gegen den Devisenmarkt zu stemmen, sondern den Einfluss des Markts auf den Rubelkurs zu mindern, ohne dafür zu harten und allgemeinen Kapitalverkehrskontrollen greifen zu müssen. Den Rubel beruhigen die jüngsten Schritte: Seit den Kurskapriolen der vergangenen Woche hat er sich sichtbar stabilisiert. Ein Dollar war am Freitag 54 Rubel wert, ein Euro 66 Rubel. Am vergangenen Dienstag hatte der Euro kurz an der Marke von 100 Rubel gekratzt. Die aktuellen Werte liegen allerdings noch 65 Prozent (Dollar) beziehungsweise 47 Prozent (Euro) höher als zu Jahresbeginn.
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