Vor kurzem wurden sowohl der russische Präsident Putin als auch der ukrainische Präsident Poroschenko im ARD interviewt, wo beide ihre Sichtweise klarmachten. Eine klare Linie, wie sich die beiden Kontrahenten einigen können, ist dabei allerdings nicht erkennbar. Putin macht Poroschenko dafür verantwortlich, dass auf „politische Gegner“ mit Raketen geschossen wird. Poroschenko macht nach wie vor Russland dafür verantwortlich, dass Waffen und Soldaten über die Grenze in die Ost-Ukraine geschickt werden. Eine Einigung scheint nicht in Sicht. Wird so aus einem „kalten Krieg“ wieder ein „heißer Krieg“, in dem später auch die NATO einbezogen wird?
Weitere Konfliktherde tun sich in Georgien und Moldawien auf, die auch einen EU-Anschluss wünschen. Trotz des ungelösten Ukraine-Konflikts stiegen die westlichen Börsenindices in den letzten Tagen stark an, während der Rubel und der russische Aktien-Index (auf Dollar-Basis) neue Tiefststände erreichte.
Poroschenko rüstet auf
Der ukrainische Präsident Poroschenko ist der Auffassung, dass die Ukrainer noch lange „mit einem Revolver unter dem Kissen“ leben müssen. Dies deutet mehr auf eine neue militärische Auseinandersetzung in der Ost-Ukraine als auf Entspannung hin. Der neue EU-Ratspräsident Tusk, ehemaliger polnischer Primier, hat nun die Herkulesaufgabe, für Entspannung zwischen Europa und Russland zu sorgen. Er wird aber in jedem Fall voll hinter Poroschenko stehen und die Ukraine unterstützen. Russland beanstandet, dass die OSZE-Beobachter immer nur von angeblichen russischen Militärs – und Panzerbewegungen von Russland in die Ost-Ukraine berichten, aber nicht von der Militäranhäufung in der Ukraine im Donbas. Die Einhaltung des Minsker Abkommens ist in Gefahr, obsolet zu werden. Steinmeier bedauert, dass seit dem Minsker Abkommens nicht weiterführenden Gespräche geführt wurde, die nicht nur den Waffenstillstand herbeiführen, sondern auch einen politischen Prozess in der Ost-Ukraine einleiten. In Lugansk wurde nun formell von der OSZE ein neuer Waffenstillstand vereinbart. Man darf gespannt sein, wie lange er halten und was er bewirken wird.
… und Putin provoziert
Das Säbelgerassel zwischen Russland und Europa/die USA geht weiter. Das russische Militär zündete in einem Seemanöver im Ärmelkanal als Test eine Interkontinentalrakete, was der deutsche Außenminister Steinmeier er als Provokation auffasst. Putin beschloss nun, die Southstream-Pipeline nicht weiter zu bauen und er macht die EU für den Baustopp in Bulgarien dafür verantwortlich. Putin wollte zuvor die Ukraine umgehen, um Gas nach Südeuropa zu liefern. Für Putin jetzt wesentlich wichtiger ist die Pipeline nach China, die 2018 fertiggebaut sein soll.
Immerhin wurde der Gasstreit mit der Ukraine bis März 2015 beigelegt, so dass die Ukrainer und Europäer in diesem Winter nicht im Kalten sitzen werden. Allerdings ist die Kohleproduktion in der Ost-Ukraine eingebrochen, so dass Kohle (auch aus Russland) importiert werden muss, um über den Winter zu kommen.
Ost-Ukraine versinkt im Chaos
Die Ost-Ukraine versinkt durch die Separatisten im Chaos. Die Banken mussten alle schließen und die Geldautomaten funktionieren nicht mehr. Geldtransporte wurden gekapert. Nun bekam jeder Bürger 21 € im Monat, wahrscheinlich aus russischen Quellen. Dieses Notgeld reicht aber nicht aus, um eine Familie zu ernähren. Die West-Ukraine liefert noch Gas und Wasser nach Lugansk und Donezk, was aber nicht bezahlt wird. Bisher gibt es hier offene Rechnungen von 700 Mio. € aus der Ost-Ukraine. Wer soll das bezahlen? Das Volk leidet weiterhin, denn es muss hungern und die meisten Schulen sind geschlossen. Sowohl von Kiew als auch von Russland werden Hilfs-Konvois in die Region geschickt, was auch notwendig ist. Der Strom der Flüchtlinge, die überwiegend nach Russland fliehen, reißt nicht ab.
Who´s next: Moldawien und Georgien?
In Moldau entschied sich die Bevölkerung durch Wahlen mehrheitlich für das das prowestliche Lager und damit für den europäischen Weg, während die prorussische Opposition unterlag. Auch Moldawien will in die EU, ebenso wie Georgien. In Georgien wird Abchasien von den Russen unterstützt. Her bahnt sich der nächste Konflikt mit Russland an.
OPEC schickt den Ölpreis, den Rubel und die Moskauer Börse auf Talfahrt
Die OPEC entschied sich vergangene Woche am 27. November in Wien gegen eine Förderkürzung, um den Verfall des Ölpreises zu begegnen. Die Fördermenge bleibt demnach bei 30 Mio. Barrel am Tag. Daraufhin gab der Brentölpreis weiter von 80 auf unter 70 US-Dollar/Barrel nach und der WTI-Ölpreis von 75 auf unter 65 US-Dollar/Barrel, was die niedrigsten Preise seit 5 Jahren sind. Der Brentölpreis brach damit schon um 38 Prozent in diesem Jahr ein und der WTI-Ölpreis um 34 Prozent. Die ist indirekt aber ein Konjunkturprogram für den Westen, da sich der Konsum durch fallende Benzinpreise belebt.
Nach der OPEC-Konferenz fielen auch die Aktienkurse von Gazprom, LUKoil & Co in den Keller. Dagegen konnten sich Metallurgieaktien gut behaupten. Der Aluminiumkonzern RuSal konnte den Kurs in diesem Jahr schon mehr als verdoppeln; Stahlaktien stiegen in diesem Jahr schon um 30 bis 50 Prozent seit dem Märztief. Der Verfall des Ölpreises wird Russland aber mittelfristig mehr belasten als die Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Vor allem brach der Rubel nach der für Russland enttäuschenden OPEC-Konferenz um weitere 10 Prozent ein und zwar auf das neue Tief von 61 EUR/RUB. Damit könnte Russland auch in eine Rezession schlittern, die nun durch die Sanktionen und den Ölpreisverfall doppelt belastet wird. Durch die Sanktionen wurde Russland der Geldhahn abgedreht, was nun auch Wirkungen zeigt. Die Staatskonzern Rosneft und die VTB Bank haben schon einen Nothilfe beim russischen Staat zur Refinanzierung ihrer Anleihen im Ausland angefordert. Weitere werden folgen. Zudem stieg die Inflation aufgrund stark gestiegener Lebensmittelpreise in Russland auf über 8%. Jetzt ist gutes Krisen-Management in Russland gefragt.
RTS-Index im freien Fall, DAX und Dow Jones fast auf Allzeit-Hoch
Durch den fallenden Ölpreis und dem anhaltenden Ukraine-Konflikt und der darauf basierenden Sanktionen fiel der russischen RTS-Index auf US-Dollar-Basis auf ein neues 5-Jahres-Tief von 960 Indexpunkte, während sich der MICEX-Index auf Rubel-Basis noch recht gut behaupten konnte und (bis letzte Woche) sogar den DAX schlagen konnte. Damit ist der RTS-Index seit Jahresbeginn schon um 31% eingebrochen und damit einer der am schlechtesten performenden Aktienmärkte der Welt, dies aber wohlgemerkt nur aufgrund der hohen Währungsverluste in US-Dollar und in Euro, nicht aber in Rubel.
Dagegen konnte der DAX am 2. Dezember erstmals seit langer Zeit wieder die 10.000-er Marke überschreiten und der Dow Jones Industrial Index ist auch nach dem Allzeit-Hoch bei 17.805 Indexpunkten. Selbst der Nikkei-Index, der zu Jahresbeginn noch über 10 Prozent im Minus war, stieg am 2. Dezember auf ein neues Jahres-Hoch von 17.662 Indexpunkten. So wird das Jahr nach den Turbulenzen im Oktober wahrscheinlich sehr versöhnlich für die meisten Anleger ausklingen, obwohl der Ost-Ukraine-Konflikt noch nicht gelöst ist. Im Westen deutet sich aber auch eine Blasenbildung durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken an.
Aktienmärkte aus Südosteuropa können den DAX outperformen
Einige Aktienmärkte aus Südosteuropa und dem Baltikum wie Serbien, Slowenien, Rumänien, Bulgarien, die Türkei und Litauen konnten den DAX sogar outperformen. Eine Jahresendrallye ist damit eingeläutet und durchaus aufgrund der hohen Liquidität auch möglich. Der sehr zuverlässige ESI-Seminar-Indikator steht auf „Hold“, so dass die Anleger nun auf eine Jahresendrallye hoffen können.
Schweiz votiert gegen das Gold-Referendum
Die Schweiz votierte am 30. November gegen das Gold-Referendum, wonach die Schweizer Notenbank ihre Goldreserven von 10 auf 20 Prozent und damit um 1500 Tonnen erhöhen sollte. Die Schweizer Notenbank argumentierte damit, dass sie sonst den Wechselkurs zum Euro bei 1,20 EUR/CHF nicht verteidigen könnte, was der Schweiz Arbeitsplätze kosten würde. Vor dem Referendum gab der Goldpreis stark von 1200 auf 1150 US-Dollar/Unze nach, um paradoxerweise nach dem Referendum wieder auf 1200 US-Dollar/Unze sprunghaft anzusteigen. Insgesamt ist der Goldpreis damit seit Jahresbeginn auf US-Dollar-Basis mit 2% im Minus, aber auf Euro-Basis 7 Prozent im Plus. Noch volatiler ist der Silberpreis, der seit Jahresbeginn um 23 Prozent auf das neue Jahrestief von 15,1 US-Dollar/Unze (im Tief, jetzt bei 16,2 USD/Unze) einbrach. Ein bessere „Anti-Krisenwährung“ waren also in diesem Jahr nicht Gold/Silber, sondern erstaunlicherweise westliche Aktien und Aktien aus Südosteuropa.
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