Gläserne AnlegerkontenDas Ende der Abgeltungsteuer naht
Wolfgang Schäuble: Der Gedanke, die Abgeltungssteuer abzuschaffen, treibt den Finanzminister schon länger um. 2017 könnte es soweit sein - dann müssten Anleger ihre Einkünfte aus Kapitalvermögen zu ihrem persönlichen Steuersatz versteuern, nicht mehr mit 25 Prozent
Der eine zahlt, der andere zählt - so könnte man das Verhältnis zwischen Bürger und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble skizzieren. Der eine zahlt die Steuern, der andere zählt sie. Das gilt für den zum persönlichen Steuersatz versteuerten Lohn, aber auch für Erträge der Geldanlange: Davon bekommt das Finanzamt 25 Prozent - frei Haus geliefert von den Banken, in Form der Abgeltungsteuer auf Kapitalerträge.
Dabei wurde die Abgeltungsteuer erst 2009 eingeführt, unter anderem, um der Steuerflucht einen Riegel vorzuschieben. Die Banken sorgten für den Informations- und Geldfluss an die Behörden und beugten der Gefahr vor, dass Aktiendepots und Anlegergeld außer Landes geschafft und gar nicht versteuert werden. Der Satz "besser 25 Prozent von X, als 42 Prozent von nix" gehört zum rhetorischen Vermächtnis von Peer Steinbrück, des damaligen Finanzministers. Will sagen: Lieber pauschal 25 Prozent der Kapitalerträge in Form der Abgeltungssteuer einstreichen, als riskieren, dass Wohlhabende mit dem persönlichen Steuersatz von 42 Prozent ihr Geld außer Landes schaffen und letztlich gar keine Steuern auf ihr Schwarzgeld zahlen.
25 Prozent von X sind gut - aber 42 Prozent von X sind besser
Nun denkt Schäuble laut darüber nach, die Abgeltungsteuer abzuschaffen. Denn der automatische Informationsabgleich über Auslandskonten in den G20-Staaten rückt immer näher, 2017 soll es soweit sein. Der deutsche Fiskus wüsste also auch über Auslandskonten Bescheid. Erst am Donnerstag vergangener Woche beschlossder Bundestag ein entsprechendes Gesetz. Mit dabei sind mehr als 60 Staaten, darunter auch Luxemburg und die Schweiz. Bei soviel Transparenz wird Steuerhinterziehung schwierig.
Zugleich würde sich der Fiskus auch eines Gerechtigkeits-Problems entledigen: Warum muss ein Millionär auf seine Kapitalerträge derzeit nur 25 Prozent Abgeltungsteuer zahlen, während mancher Facharbeiter seine Arbeitsleistung mit einem persönlichen Steuersatz von 30 Prozent versteuern muss? Der Streit darüber schwelt schon lange.
Was bedeutet ein möglicher Systemwechsel für die Mehrzahl den Anleger - eine satte Steuererhöhung am Horizont? Das kommt darauf an.
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Die konkrete Ausgestaltung? Liegt noch nicht vor. Die Folgen? Offen. Schäuble rechnet offenbar mit Steuermehreinnahmen, berichtet die "Wirtschaftswoche". Das DIW dagegen kalkuliert mit Steuerausfällen. Sicher einrechnen lässt sich daher nur eines: Spätestens 2017 wissen wir mehr.
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